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Dokumentation
Interreligiöse Generalaudienz auf dem Petersplatz am 28. Oktober

Wir sind alle Brüder und Schwestern

Wir sind alle Brüder und Schwestern
An der interreligiösen Generalaudienz nahmen unter anderem Vertreter aus dem Judentum, dem Buddhismus, dem Hinduismus, dem Islam, dem Jainismus und Sikhismus teil.
Aus Anlass des 50. Jahrestages der feierlichen Verkündung von »Nostra aetate« wurde bei der Generalaudienz des Konzilsdokuments in besonderer Weise gedacht. Vor der Katechese des Papstes sprach Kardinal Jean-Louis Tauran, Präsident des Päpstlichen Rats für den Interreligiösen Dialog, einige einleitende Worte. Er äußerte die Hoffnung, dass die Religionen im Bemühen um den Frieden in der Welt weitere Fortschritte erzielen könnten.

Anschließend bezeichnete der Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, das Konzilsdokument als die »Magna Charta« für das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Judentum. Dies gelte um so mehr in Zeiten eines wiedererstarkenden Antisemitismus in der Welt. Dem Dikasterium Kochs ist auch die vatikanische Kommission für die Beziehungen mit dem Judentum angeschlossen.

Im Folgenden die Worte des Papstes bei der Generalaudienz:


Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Bei den Generalaudienzen sind oft Personen oder Gruppen anwesend, die anderen Religionen angehören. Heute ist diese Anwesenheit jedoch von ganz besonderer Art, um gemeinsam des 50. Jahrestages der Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils Nostra aetate über das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen zu gedenken. Dieses Thema lag dem seligen Papst Paul VI. sehr am Herzen. Bereits ein Jahr vor Abschluss des Konzils hatte er am Pfingstfest das Sekretariat für die Nichtchristen errichtet, heute der Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog. Ich bringe daher den Personen und Gruppen verschiedener Religionen, die heute hier anwesend sind, meinen Dank zum Ausdruck und begrüße sie sehr herzlich – besonders jene, die von weit her gekommen sind.

Das Zweite Vatikanische Konzil war eine außerordentliche Zeit der Reflexion, des Dialogs und des Gebets, um den Blick der katholischen Kirche auf sich selbst und auf die Welt zu erneuern. Eine Deutung der Zeichen der Zeit im Hinblick auf ein »Aggiornamento«, das an einer zweifachen Treue ausgerichtet ist: Treue zur kirchlichen Überlieferung und Treue zur Geschichte der Männer und Frauen unserer Zeit. Denn Gott, der sich in der Schöpfung und in der Geschichte offenbart hat, der durch die Propheten gesprochen hat und in ganzer Fülle in seinem menschgewordenen Sohn (vgl. Hebr 1,1), wendet sich an das Herz und den Geist eines jeden Menschen, der die Wahrheit sucht und nach Wegen, sie umzusetzen.

Die Botschaft der Erklärung Nostra aetate ist immer noch zeitgemäß. Ich rufe kurz einige Punkte in Erinnerung:
– die wachsende Abhängigkeit der Völker untereinander (vgl. Nr. 1);
– die menschliche Suche nach einem Sinn des Daseins, des Leidens, des Todes: Fragen, die unseren Weg stets begleiten (vgl. Nr. 1);
– der gemeinsame Ursprung und das gemeinsame Ziel der Menschheit (vgl. Nr. 1);
– die Einzigartigkeit der Menschheitsfamilie (vgl. Nr. 1);
– die Religionen als Suche nach Gott oder nach dem Absoluten in den verschiedenen Völkern und Kulturen (vgl. Nr. 1);
– der wohlwollende und aufmerksame Blick der Kirche auf die Religionen: Sie lehnt nichts von alledem ab, was in ihnen schön und wahr ist (vgl. Nr. 2);
– die Kirche betrachtet die Gläubigen aller Religionen mit Hochachtung und schätzt ihr geistliches und sittliches Bemühen (vgl. Nr. 3);
– die Kirche ist offen für den Dialog mit allen, und gleichzeitig ist sie der Wahrheit treu, an die sie glaubt, angefangen bei jener Wahrheit, dass das allen angebotene Heil seinen Ursprung in Jesus, dem einzigen Erlöser, hat und dass der Heilige Geist als Quelle des Friedens und der Liebe wirkt. [...]
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