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(Vat. lat. 1950)


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Dokumentation
Audienz für Teilnehmer am G7-Gipfel zu Inklusion und Behinderung

Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen muss als Priorität anerkannt werden

Ansprache von Papst Franziskus am 17. Oktober
Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen muss als Priorität anerkannt werden
Vom 14. bis zum 16. Oktober fand im italienischen Perugia der G7-Gipfel zum Thema Inklusion und Behinderung statt. Dabei wurde die »Charta von Solfagnano« unterzeichnet, die dem Papst in der Audienz von Ministerin Alessandra Locatelli überreicht wurde. Darin verpflichten sich die teilnehmenden Staaten, Inklusion von Menschen mit Behinderung voranzubringen.
Sehr geehrte Minister und Ministerinnen,
sehr geehrte delegierte Vertreter und Vertreterinnen!

Entschuldigen Sie die Verspätung, aber heute gab es viele Dinge zu tun. Ich begrüße Sie, verbunden mit Dankbarkeit und Wertschätzung für Ihren Einsatz zugunsten der Würde und der Rechte von Menschen mit Behinderungen. Einmal habe ich mit Menschen mit Behinderungen gesprochen und jemand hat mir gesagt: »Passen Sie auf, wir alle haben irgendeine Behinderung, nicht wahr?« Wir alle. Das ist wahr. Dieses Treffen aus Anlass des G7-Gipfels ist ein konkretes Zeichen für den Willen, eine gerechtere Welt zu schaffen, eine inklusivere Welt, in der jeder Mensch mit seinen Fähigkeiten ein erfülltes Leben führen und zum Wachstum der Gesellschaft beitragen kann. Statt von »Un-Fähigkeit « zu sprechen, sollten wir von »anderen Fähigkeiten« sprechen. Aber alle haben Fähigkeiten. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Gruppe, die hierhergekommen ist, aus einer Firma, einem Restaurant. Sowohl die Köche als auch diejenigen, die an den Tischen bedienten, alle waren junge Männer und Frauen mit Behinderungen. Aber sie taten dies sehr gut. Sehr gut. Ich danke der Ministerin Alessandra Locatelli, die gekommen ist, Ministerin für Menschen mit Behinderungen, dass sie diese wichtige Initiative unterstützt hat. Danke.

Gestern haben Sie die »Charta von Solfagnano « unterzeichnet, Ergebnis Ihrer Arbeit über grundlegende Themen wie Inklusion, barrierefreier Zugang, selbständiges Leben und Wertschätzung der Menschen. Diese Themen stimmen mit der Sicht überein, die die Kirche von der Menschenwürde hat. Denn jeder Mensch ist wesentlicher Teil der universalen Menschheitsfamilie und niemand darf der Kultur der Ausgrenzung zum Opfer fallen, niemand. Diese Kultur verursacht Vorurteile und schadet der Gesellschaft.

Zuallererst ist es notwendig, dass die Inklusion von Menschen mit Behinderungen von allen Ländern als Priorität anerkannt wird. Mit gefällt dieses Wort »Behinderung« nicht. Ich bevorzuge das andere Wort: »andere Begabungen«. Leider tut man sich in einigen Ländern auch heute noch schwer, diese Personen als Menschen gleicher Würde anzuerkennen (vgl. Enzyklika Fratelli tutti, 98). Eine inklusive Welt bedeutet, nicht nur die Strukturen anzupassen, sondern die Mentalität zu verändern, damit Menschen mit Behinderungen voll und ganz am gesellschaftlichen Leben beteiligt sein können. Es gibt keinen echten menschlichen Fortschritt ohne den Beitrag der Schutzlosesten. In dieser Hinsicht ist die universale Barrierefreiheit ein großes Ziel, das verfolgt werden muss, damit alle physischen, sozialen, kulturellen und religiösen Barrieren entfernt werden und es so jedem ermöglicht wird, die eigenen Talente einzusetzen und zum Gemeinwohl beizutragen. Und das in allen Phasen des Lebens, von der Kindheit bis ins Alter. Es schmerzt mich, wenn man in dieser Kultur der Aussonderung dies gegenüber den alten Menschen erlebt. Die alten Menschen sind die Weisheit, und sie werden ausgesondert, als wären sie abgetragene Schuhe.

Angemessene Dienste für Menschen mit Behinderung zu gewährleisten ist nicht nur eine Frage von Assistenz – diese passive Wohlfahrtspolitik, nein, das ist es nicht –, sondern von Gerechtigkeit und Achtung ihrer Würde. Alle Länder haben daher die Pflicht, die Bedingungen zu schaffen, damit jeder Mensch sich in inklusiven Gemeinschaften ganzheitlich entwickeln kann (vgl. Fratelli tutti, 107). [...]
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