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Dokumentation
Botschaft von Papst Franziskus anlässlich des Internationalen Tages gegen Lebensmittelverschwendung

Der Schrei der Hungernden muss Gehör finden

Der Schrei der Hungernden muss Gehör finden
An Seine Exzellenz Herrn Qu Dongyu, Generaldirektor der FAO

Exzellenz!

Herzlich grüße ich die Teilnehmer an der Veranstaltung zum Internationalen Tag gegen Lebensmittelverschwendung und danke für den Platz, den Sie mir eingeräumt haben bei diesem Ereignis, das darauf abzielt, die Ernsthaftigkeit eines Problems hervorzuheben, das wir in dieser schwierigen Zeit, in der wir leben, nicht ignorieren dürfen.

Wenn Lebensmittel nicht richtig verwertet werden, weil sie entweder verderben oder verschwendet werden, sind wir der »Wegwerfkultur« ausgeliefert, die sich im Desinteresse für das Wesentliche oder im Festhalten am Unwichtigen zeigt. In Kenntnis der Tatsache, dass sehr viele Menschen keinen Zugang zu angemessener Ernährung oder zu Mitteln ihrer Beschaffung haben – was ein grundlegendes und vorrangiges Recht eines jeden Menschen ist –, ist es wirklich beschämend und besorgniserregend zu sehen, wie Lebensmittel in den Müll geworfen werden oder verderben, weil es an den notwendigen Mitteln fehlt, um sie zu den Empfängern zu bringen.

Sowohl der Verlust als auch die Verschwendung von Lebensmitteln sind wirklich bedauerlich, weil sie die Menschheit in die spalten, die zu viel haben, und diejenigen, denen das Nötigste fehlt, weil sie Ungleichheiten verstärken, Ungerechtigkeit hervorrufen und den Armen das verweigern, was sie für ein Leben in Würde brauchen.

Der Schrei der Hungernden, die auf die eine oder andere Weise um ihr tägliches Brot gebracht werden, muss dort Gehör finden, wo die zentralen Entscheidungen getroffen werden. Und er darf nicht durch andere Interessen zum Schweigen gebracht oder unterdrückt werden, wenn man bedenkt, dass die jüngsten Daten des State of Food Security and Nutrition in the World Report (SOFI 2022) zeigen, dass die Zahl der hungernden Menschen auf unserem Planeten im letzten Jahr aufgrund der zahlreichen Krisen, mit denen die Menschheit konfrontiert ist, deutlich zugenommen hat. Daher möchte ich wiederholen: Wir müssen »sammeln, um umzuverteilen, und nicht produzieren, um zu verschwenden« (Ansprache an die Mitglieder des Europäischen Verbands der Lebensmittelbanken, 18. Mai 2019). Ich habe es bereits in der Vergangenheit gesagt, und ich werde nicht müde, es zu betonen: Lebensmittel wegzuwerfen bedeutet, Menschen wegzuwerfen!

Die gesamte internationale Gemeinschaft muss aktiv werden, um dem beklagenswerten »Paradox des Überflusses« ein Ende zu setzen, das mein Vorgänger Johannes Paul II. bereits vor 30 Jahren weitsichtig angeprangert hat (vgl. Rede zur Eröffnung der Internationalen Konferenz über Ernährung, 5. Dezember 1992). Es gibt genug Nahrung auf der Welt, damit niemand mit leerem Magen ins Bett gehen muss! Es werden mehr als genug Nahrungsmittel produziert, um 8 Milliarden Menschen zu ernähren. Es geht jedoch um die Frage der sozialen Gerechtigkeit, das heißt darum, wie die Bewirtschaftung der Ressourcen und die Verteilung des Reichtums geregelt werden.

Lebensmittel dürfen nicht Gegenstand von Spekulationen sein. Das Leben hängt von ihnen ab. Und es ist ein Skandal, dass die Großproduzenten den zwanghaften Konsum fördern, um sich selbst zu bereichern, ohne die wirklichen Bedürfnisse der Menschen im Geringsten zu berücksichtigen. Der Nahrungsmittelspekulation muss ein Riegel vorgeschoben werden! Wir müssen aufhören, Lebensmittel, die ein grundlegendes Gut für alle sind, als gutes Geschäft für einige wenige zu betrachten. [...]
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