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Dokumentation
Eucharistiefeier im Petersdom am Sonntag des Wortes Gottes

Lassen wir uns vom Wort Gottes durchdringen

Predigt von Papst Franziskus am 23. Januar
Lassen wir uns vom Wort Gottes durchdringen
In der ersten Lesung und im Evangelium finden wir zwei parallele Gesten: Der Priester Esra hält das Buch des Gesetzes Gottes in die Höhe, er öffnet es und verkündet es dem ganzen Volk; Jesus öffnet in der Synagoge von Nazaret die Rolle der Heiligen Schrift und liest allen einen Abschnitt aus dem Buch des Propheten Jesaja vor. Diese beiden Szenen vermitteln uns etwas Grundlegendes: Im Mittelpunkt des Lebens des heiligen Gottesvolkes und des Glaubensweges stehen nicht wir mit unseren Worten. Im Mittelpunkt steht Gott mit seinem Wort.

Alles begann mit dem Wort, das Gott an uns gerichtet hat. In Christus, seinem ewigen Wort, hat uns der Vater »erwählt vor der Grundlegung der Welt« (Eph 1,4). Mit seinem Wort schuf er das Universum: »Er sprach und es geschah« (Ps 33,9). Von alters her hat er zu uns durch die Propheten gesprochen (vgl. Hebr 1,1); schließlich, als die Zeit erfüllt war (vgl. Gal 4,4), hat er uns sein eigenes Wort, seinen einzigen Sohn, gesandt. Deshalb verkündet Jesus im Evangelium am Ende seiner Lesung aus dem Buch Jesaja etwas ganz Neues: Heute hat sich dieses Schriftwort erfüllt (vgl. Lk 4,21). Es hat sich erfüllt: Das Wort Gottes ist nicht mehr eine Verheißung, sondern hat sich erfüllt. In Jesus ist es Fleisch geworden. Durch die Kraft des Heiligen Geistes ist es gekommen, um unter uns zu wohnen. Und es will auch in uns wohnen und unsere Erwartungen erfüllen und unsere Wunden heilen.

Schwestern und Brüder, richten wir unseren Blick auf Jesus wie die Menschen in der Synagoge von Nazaret (vgl. V. 20) – sie musterten ihn, er war einer von ihnen: Ist da etwas Neues? Was wird dieser, über den man sich viel erzählt, hier machen? – und nehmen wir sein Wort an. Wir wollen heute über zwei miteinander verbundene Aspekte nachdenken: Das Wort offenbart Gott und das Wort führt uns zum Menschen. Es steht im Mittelpunkt: Es enthüllt Gott und führt uns zum Menschen.

Vor allem offenbart das Wort Gott. Jesus kündigt zu Beginn seiner Mission in seinem Kommentar zu diesem Abschnitt des Propheten Jesaja eine klare Entscheidung an: Er ist gekommen, um die Armen und Unterdrückten zu befreien (vgl. V. 18). So offenbart er uns durch die Heilige Schrift das Antlitz Gottes, der sich um unsere Not kümmert und dem unser Schicksal am Herzen liegt. Er thront nicht herrschaftlich im Himmel – jenes schlechte Bild; nein, so ist er nicht –, sondern er ist ein Vater, der unseren Weg begleitet. Er ist kein kalter, distanzierter und teilnahmsloser Beobachter, kein »mathematischer« Gott. Er ist der Gott-mit-uns, dem unser Leben am Herzen liegt und der uns so nahe ist, dass er unsere Tränen weint. Er ist kein neutraler und gleichgültiger Gott, sondern der die Menschen liebende Geist, der uns verteidigt, der uns berät, der für uns einsteht, der sich für uns einsetzt und sich unserer Schmerzen annimmt. Er ist immer zugegen. Dies ist die »frohe Botschaft« (V. 18), die Jesus vor den staunenden Mienen aller verkündet: Gott ist nahe und will sich meiner, deiner und aller annehmen. Und das ist der Wesenszug Gottes: Nähe. Er selbst definiert sich so. Er sagt zum Volk im Buch Deuteronomium: »Welches Volk hätte Götter, die ihm so nah sind, wie ich euch nah bin« (vgl. Deut 4,7). Der nahe Gott will dich mit jener Nähe, die mitleidsvoll und zärtlich ist, von den Lasten befreien, die dich erdrücken, er will die Kälte deiner Winter wärmen, er will deine dunklen Tage erhellen, er will deine unsicheren Schritte unterstützen. Und er tut dies mit seinem Wort, mit dem er zu dir spricht, um die Hoffnung in der Asche deiner Ängste neu zu entfachen, um dich in den Labyrinthen deiner Traurigkeit Freude finden zu lassen, um die Bitterkeit der Einsamkeit mit Hoffnung zu erfüllen. Er lässt dich gehen, aber nicht in ein Labyrinth; er lässt dich auf dem Weg weitergehen, um ihn öfter zu sehen, jeden Tag. [...]
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