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Dokumentation
Botschaft von Papst Franziskus zum 100. Jahrestag der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität von Argentinien

Der lebendige Fluss

Der lebendige Fluss
Das Universitätsgebäude in Buenos Aires.
Anlässlich des Internationalen Theologenkongresses, der vom 1. bis zum 3. September an der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität von Argentinien (UCA) in Buenos Aires stattfand, sandte der Papst die folgende Botschaft an die Teilnehmer:

Ich freue mich, anlässlich dieses für unsere Kirche in Argentinien so wichtigen Ereignisses mit euch in Verbindung treten zu können. Danke, dass ihr mir die Gelegenheit gegeben habt, mich der Danksagung zur Feier des 100. Jahrestages der theologischen Fakultät der UCA anzuschließen. Ich knüpfe dabei an den 50. Jahrestag des Zweiten Vatikanischen Konzils an.

Ihr habt euch drei Tage lang versammelt und aus diesem Fest eine Gelegenheit gemacht, das Gedächtnis des Vorübergangs Gottes in unserem kirchlichen Leben in Erinnerung zu rufen und wiederzuerlangen und diesen Vorübergang zu einem Grund der Danksagung zu machen. Die Erinnerung gestattet uns, an unsere Herkunft zurückzudenken, und dadurch werden wir mit den vielen Menschen vereint, die diese Geschichte, dieses kirchliche Leben in seinen unzähligen Wechselfällen geknüpft haben, und es waren gewiss nicht wenige. Die Erinnerung spornt uns an, unterwegs zu entdecken, dass das treue Gottesvolk nicht allein war. Dieses Volk hat auf seinem Weg stets auf den Heiligen Geist zählen können: Er hat es geleitet, unterstützt und es von innen und von außen her angespornt. Diese dankbare Erinnerung, die heute zur Reflexion wird, beseelt unser Herz. Sie belebt unsere Hoffnung, um heute die Frage ins Gedächtnis zu rufen, die unsere Väter sich gestern gestellt haben: Kirche, was sagst du über dich selbst?

Die zwei Ereignisse, die wir feiern und über die wir nachdenken, sind von nicht geringer Bedeutung – vielmehr stehen wir zwei Augenblicken starken kirchlichen Bewusstseins gegenüber. Am 100. Jahrestag der Theologischen Fakultät feiern wir den Reifungsprozess einer Teilkirche. Wir feiern das Leben, die Geschichte, den Glauben des Gottesvolkes, das in diesem Land unterwegs ist und das versucht hat, sich von den eigenen Koordinaten her »zu verstehen« und »zum Ausdruck zu bringen«. Wir feiern den 100. Jahrestag eines Glaubens, der angesichts der Besonderheiten des Gottesvolkes, das auf argentinischem Boden lebt, glaubt, hofft und liebt, reflektiert werden soll – eines Glaubens, der im Leben seines Volkes und nicht am Rande verwurzelt sein, Gestalt annehmen, sich darstellen, interpretiert werden will.

Es scheint mir sehr wichtig und klug überlegt zu sein, dieses Ereignis mit dem 50. Jahrestag des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils zu verbinden. Es gibt keine isolierte Teilkirche, die sich als allein bezeichnen könnte, so als erhebe sie den Anspruch, Herrin und einzige Auslegerin des Wirkens des Heiligen Geistes zu sein. Keine Gemeinschaft besitzt das Monopol der Auslegung oder der Inkulturation, ebenso wie es andersherum keine Universalkirche gibt, die der örtlichen Wirklichkeit den Rücken kehrt, sie unbeachtet lässt, sich nicht um sie kümmert. Die Katholizität erfordert und verlangt diese Spannungspolarität zwischen dem Teil und dem Ganzen, zwischen dem Einen und dem Vielen, zwischen dem Einfachen und dem Komplexen. Diese Spannung aufzuheben widerspricht dem Leben des Geistes. Jeder Versuch, jedes Bemühen, die Kommunikation zu verringern, die Beziehung zwischen der empfangenen Überlieferung und der konkreten Wirklichkeit zu zerstören, bringt den Glauben des Gottesvolkes in Gefahr. Wenn wir diese beiden Faktoren als unbedeutend erachten, begeben wir uns in ein Labyrinth, das für unser Volk nicht lebensspendend ist. Der Abbruch dieser Kommunikation führt uns leicht dazu, unsere Sichtweise, unsere Theologie zu einer Ideologie zu machen. Daher bin ich froh, dass die Feier des 100. Jahrestages der Theologischen Fakultät mit der Feier des 50. Jahrestages des Konzils einhergeht. Das Örtliche und das Universale begegnen einander, um einander zu nähren, einander anzuregen in dem prophetischen Charakter, dessen Trägerin jede Theologische Fakultät ist. Erinnern wir uns an die Worte von Papst Johannes einen Monat vor Beginn des Konzils: »Zum ersten Mal in der Geschichte werden die Konzilsväter wirklich allen Völkern und Nationen angehören, und jeder wird seinen Beitrag an Wissen und Erfahrung leisten zur Heilung der Narben der beiden Kriege, die das Antlitz aller Länder tief verändert haben.« (Discorsi-Messaggi-Colloqui, AAS 54, 1962, 520-528). [...]
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