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Dokumentation
Heilige Messe am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel in der Pfarrkirche »San Tommaso da Villanova« in Castel Gandolfo

Nur die Anwesenheit Gottes kann eine gute Welt garantieren

Predigt von Papst Benedikt XVI. am 15. August
Nur die Anwesenheit Gottes kann eine gute Welt garantieren
Castel Gandolfo. Traditionsgemäß hatte Papst Benedikt XVI. die heilige Messe am Fest Mariä Himmelfahrt, das in Italien als »Ferragosto« zu den wichtigsten Feiertagen des Jahres gehört, in der Pfarrkirche seines Sommerwohnorts gefeiert (Bild unten). Die wenigen Schritte von seiner Sommerresidenz über die zentrale Piazza zum Gotteshaus legte er zu Fuß zurück. Unter den mehreren hundert Teilnehmern waren neben Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, dem zuständigen Ortsbischof Marcello Semeraro und Pfarrer Pietro Diletti auch der Bruder des Heiligen Vaters, Apostolischer Protonotar Georg Ratzinger. Pfarrer Diletti begrüßte zu Beginn der Messe den Papst und unterrichtete ihn über die zahlreichen Initiativen, die seine Gemeinde für eine Neuevangelisierung unternehme.
Liebe Brüder und Schwestern!

Am 1. November 1950 verkündigte der ehrwürdige Diener Gottes Papst Pius XII. als Dogma, daß die Jungfrau Maria, »nachdem sie ihren irdischen Lebenslauf vollendet hatte, mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen worden« ist. Diese Glaubenswahrheit war der Überlieferung bekannt, wurde von den Kirchenvätern bekräftigt und war vor allem ein wesentlicher Aspekt der Verehrung, die der Mutter Christi entgegengebracht wurde. Gerade das Element der Verehrung war sozusagen die entscheidende Antriebskraft für die Formulierung dieses Dogmas: Das Dogma ist gleichsam ein Lobpreis der allerseligsten Jungfrau. Das geht auch aus dem Text der Apostolischen Konstitution hervor, wo es heißt, daß das Dogma »zur Ehre des Sohnes, […] zur Mehrung der Herrlichkeit der erhabenen Gottesmutter, zur Freude und zum Jubel der ganzen Kirche« verkündigt wird. So wurde in dogmatischer Form das zum Ausdruck gebracht, was bereits in Verehrung und Frömmigkeit des Gottesvolkes als höchste und beständige Verherrlichung Mariens gefeiert wurde: Der Akt der Verkündigung der Aufnahme Mariens in den Himmel erwies sich gleichsam als eine Liturgie des Glaubens. Und im Evangelium, das wir soeben vernommen haben, spricht Maria selbst in prophetischer Weise Worte, die auf diese Perspektive hin ausgerichtet sind. Sie sagt: »Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter« (Lk 1,48). Es ist eine Prophezeiung für die ganze Kirchengeschichte.

Dieses Wort aus dem Magnifikat, das vom hl. Lukas überliefert wird, zeigt, daß der Lobpreis an die – mit ihrem Sohn Christus innig verbundene – Jungfrau und Gottesmutter die Kirche aller Zeiten und aller Orte betrifft. Und die Niederschrift dieser Worte von seiten des Evangelisten setzt voraus, daß die Verherrlichung Mariens zur Zeit des hl. Lukas bereits vorhanden war und er sie als eine Pflicht und eine Aufgabe der christlichen Gemeinschaft für alle Generationen betrachtete. Die Worte Mariens bedeuten, daß die Kirche die Pflicht hat, der Größe der Gottesmutter aufgrund des Glaubens zu gedenken. Dieses Hochfest ist also eine Einladung, Gott zu loben und auf die Größe der Gottesmutter zu schauen, denn wer Gott ist, das erkennen wir im Antlitz der Seinen.

Aber warum wird Maria durch die Aufnahme in den Himmel verherrlicht? Wie wir gehört haben, sieht der hl. Lukas die Wurzel des Lobpreises Marias im Wort der Elisabet: »Selig ist die, die geglaubt hat« (Lk 1,45). Und das Magnifikat, jener Lobgesang auf den lebendigen und in der Geschichte handelnden Gott, ist ein Hymnus des Glaubens und der Liebe, der aus dem Herzen der Jungfrau hervorgeht. Sie hat die Worte Gottes an sein Volk, die Verheißungen, die an Abraham, Isaak und Jakob ergangen sind, mit vorbildlicher Treue gelebt, sie in der Tiefe ihres Herzens bewahrt und sie zum Inhalt ihres Gebets gemacht: Das Wort Gottes ist im Magnifikat zum Wort Mariens geworden, zum Licht für ihren Weg, um sie bereit zu machen, das fleischgewordene Wort Gottes auch in ihrem Leib aufzunehmen. Der heutige Abschnitt aus dem Evangelium verweist auf diese Gegenwart Gottes in der Geschichte und im Ablauf der Ereignisse. Insbesondere gibt es einen Bezug zum Zweiten Buch Samuel im sechsten Kapitel (6,1–15), in dem David die heilige Bundeslade überführt. Der Vergleich, den der Evangelist zieht, ist deutlich: Maria, die die Geburt ihres Sohnes Jesus erwartet, ist die heilige Lade, die die Gegenwart Gottes in sich trägt, eine Gegenwart, die Quelle des Trostes, vollkommener Freude ist. Denn Johannes hüpft im Leib der Elisabet, genau wie David vor der Lade getanzt hatte. Maria ist der »Besuch« Gottes, der Freude schenkt. Zacharias wird es in seinem Lobgesang ausdrücklich sagen: »Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen « (Lk 1,68). Das Haus des Zacharias hat den Besuch Gottes erfahren durch die unerwartete Geburt Johannes des Täufers, vor allem aber durch die Gegenwart Mariens, die in ihrem Leib den Sohn Gottes trägt. [...]
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