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Dokumentation
Botschaft von Papst Benedikt XVI. an den Bischof von Ávila (Spanien) anläßlich des 450. Jahrestages der Gründung des Klosters »San José« in Ávila und des Beginns der Reform des Karmel

Die gemeinsame Berufung zur Heiligkeit ernst nehmen

Die gemeinsame Berufung zur Heiligkeit ernst nehmen
Unter den meist besuchten Sehenswürdigkeiten in Ávila ist das Kloster der hl. Teresa.
An den verehrten Bruder
Jesús García Burillo,
Bischof von Ávila

1. »Resplendens stella«. »Ein Stern, der großen Glanz ausstrahlte« (Das Buch meines Lebens 32,11). Mit diesen Worten ermutigte der Herr die hl. Teresa von Jesus zur Gründung des Klosters »San José« in Ávila. Es war der Beginn der Reform des Karmel, deren 450. Jahrestag am kommenden 24. August begangen wird. Anläßlich dieses glücklichen Ereignisses möchte ich mich der Freude der geliebten Diözese Ávila, des Ordens der Unbeschuhten Karmeliten und des in Spanien pilgernden Gottesvolkes anschließen – sowie der Freude aller Menschen in der Universalkirche, die in der theresianischen Spiritualität ein sicheres Licht gefunden haben, um zu entdecken, daß der Mensch durch Christus zur wahren Erneuerung seines Lebens gelangt. In den Herrn verliebt, sehnte sich diese vortreffliche Frau nach nichts anderem, als ihm in allem zu gefallen. Denn ein Heiliger ist nicht derjenige, der aufgrund seiner menschlichen Eigenschaften Großtaten vollbringt, sondern der in Demut zuläßt, daß Christus in seine Seele eindringt, durch seine Person handelt, der ihn, der jede Initiative eingibt und alles Schweigen trägt, zum wahren Hauptakteur all seines Handelns und Wünschens werden läßt.

2. Sich auf diese Weise von Christus leiten zu lassen ist nur dem möglich, der ein tiefes Gebetsleben hat. Dies besteht den Worten der Heiligen von Ávila zufolge im »Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher wissen, daß er uns liebt« (Das Buch meines Lebens 8,5). Die Reform des Karmel, deren Jahrestag uns mit innerer Freude erfüllt, entsteht aus dem Gebet und ist auf das Gebet ausgerichtet. Indem sie eine radikale Rückkehr zur ursprünglichen Regel vornahm und sich von der gemilderten Regel abwendete, wollte die hl. Teresa von Jesus eine Lebensform fördern, die die persönliche Begegnung mit dem Herrn begünstigen sollte, für die es notwendig ist, »die Einsamkeit aufzusuchen und ihn in ihrem Innern anzuschauen und sich zu einem so guten Gast nicht befremdend zu verhalten« (Der Weg der Vollkommenheit, 46,2). Das Kloster »San José« entsteht mit genau diesem Ziel: ihren Töchtern die besten Voraussetzungen zu geben, Gott zu finden und eine tiefe und innige Beziehung zu ihm zu knüpfen.

3. Die hl. Teresa bot einen neuen Stil an, Karmelitin zu sein in einer ebenso neuen Welt. Es waren »schwere Zeiten« (Das Buch meines Lebens 33,5), in denen es, wie diese Lehrerin des Geistes sagt, »starker Freunde Gottes bedarf, um die Schwachen zu stützen« (ebd., 15,5). Und sie betonte mit großer Beredtheit: »Die Welt steht im Flammen! Sie wollen über Christus von neuem das Urteil sprechen. […] Sie wollen seine Kirche zu Boden stürzen. […] Nein, meine Schwestern, nein, es gibt keine Zeit, um mit Gott über Geschäfte von wenig Bedeutung zu verhandeln« (Der Weg der Vollkommenheit, 1,5). Kommt uns in den Umständen, unter denen wir heute leben, diese klare und aufrüttelnde Reflexion, die die heilige Mystikerin vor über 400 Jahren gemacht hat, nicht vertraut vor?

Letztlich bestand das Ziel der theresianischen Reform und der Errichtung neuer Klöster in einer Welt, der es an geistlichen Werten mangelte, darin, die apostolische Tätigkeit durch das Gebet zu unterstützen und eine Form des Lebens nach dem Evangelium anzubieten, die ein Modell sein sollte für jene, die einen Weg der Vollkommenheit suchen, aus der Überzeugung heraus, daß für jede wahre persönliche und kirchliche Reform Christus in uns immer mehr »Gestalt« annehmen muß (vgl. Gal 4,19).

Um nichts anderes waren die Heilige und ihre geistlichen Töchter bestrebt. Auch ihre karmelitischen Söhne waren um nichts anderes bestrebt als »in der Tugend voranzuschreiten« (Das Buch meines Lebens 31,18). In diesem Sinne schreibt Teresa, daß unser Herr »eine Seele, die wir durch seine Barmherzigkeit mit unserem Bemühen und Beten für ihn gewinnen, höher schätzt als alle Dienste, die wir für ihn verrichten könnten« (Das Buch der Gründungen 1,7). Angesichts der Gottvergessenheit fördert die heilige Kirchenlehrerin betende Gemeinschaften, die mit ihrem Eifer jene anziehen, die allerorten den Namen Christi verkündigen, für die Anliegen der Kirche beten, die Klage aller Völker zum Herzen des Erlösers tragen. [...]
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