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Apostolische Reise in den Asien-Pazifik-Raum
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Dokumentation
Konzert des »West-Eastern Divan Orchestra« zu Ehren von Papst Benedikt XVI. im Innenhof des Apostolischen Palastes in Castel Gandolfo

In der Welt die Hoffnung des Friedens säen durch die universale Sprache der Musik

Ansprache von Papst Benedikt XVI. am 11. Juli
In der Welt die Hoffnung des Friedens säen durch die universale Sprache der Musik
Papst Benedikt XVI. begrüßt den Dirigenten Daniel Barenboim.
Herr Präsident,
verehrte Mitbrüder,
sehr geehrte Damen und Herren!

Wir haben einen wirklich tiefgehenden und unseren Geist bereichernden musikalischen Augenblick erlebt, und dafür danken wir dem Herrn. Ich möchte dem Herrn Dirigenten Daniel Barenboim sowie allen Musikern des »West-Eastern Divan Orchestra« meine aufrichtige Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Im Rahmen ihrer Sommertournee hatten sie den freundlichen Wunsch, mir am Fest des hl. Benedikt dieses Konzert zu widmen. So haben sie mir ermöglicht, ihre hervorragende Darbietung nicht nur persönlich zu genießen, sondern auch unmittelbarer an ihrem Weg teilzuhaben, den Sie, Maestro, zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Herrn Edward Said vor nunmehr 13 Jahren begonnen haben.

Ich begrüße sehr herzlich den Präsidenten der Italienischen Republik, Herrn Abgeordneten Giorgio Napolitano, dem ich für seine Anwesenheit und für die Unterstützung dieser Initiative danke. Und mein Dank richtet sich auch an Kardinal Ravasi, der das Konzert mit drei schönen und bedeutsamen Zitaten eingeleitet hat. Ebenso gilt mein Dank allen Autoritäten sowie euch allen, liebe Freunde.

Ihr könnt euch vorstellen, wie sehr ich mich freue, ein Orchester wie dieses zu empfangen, das aus der Überzeugung, ja der Erfahrung heraus entstanden ist, daß die Musik die Menschen vereint, über alle Spaltungen hinaus. Denn die Musik ist Harmonie der Unterschiede – jedes Mal zu Beginn eines Konzertes wird sie durch den »Ritus« des Stimmens der Instrumente hergestellt. Aus der Vielfalt der Klänge der verschiedenen Instrumente kann eine Symphonie entstehen. Aber das geschieht nicht auf magische Weise und auch nicht automatisch! Es wird nur dank des Einsatzes des Dirigenten und jedes einzelnen Musikers erreicht. Ein geduldiger, mühevoller Einsatz, der Zeit und Opfer verlangt, im Bemühen, einander zuzuhören, übermäßigen Geltungsdrang zu vermeiden und dem bestmöglichen Gelingen des Ganzen den Vorzug zu geben.

Während ich diese Gedanken zum Ausdruck bringe, wendet sich der Geist der großen Symphonie des Friedens unter den Völkern zu, die niemals ganz vollendet ist. Meine Generation hat ebenso wie die der Eltern von Maestro Barenboim die Tragödien des Zweiten Weltkriegs und der »Shoah« erlebt. Und es ist sehr bedeutsam, daß Sie, Maestro, nachdem Sie die höchsten Ziele für einen Musiker erreicht haben, ein Projekt wie das »West-Eastern Divan Orchestra« ins Leben gerufen haben: eine Gruppe, in der israelische und palästinensische Musiker sowie Musiker aus anderen arabischen Ländern zusammen spielen – Personen jüdischer, muslimischer und christlicher Religion. Die zahlreichen Anerkennungen, mit denen Sie und dieses Orchester ausgezeichnet wurden, zeugen zugleich vom hervorragenden professionellen Können und dem ethischen und geistlichen Streben. Das haben wir auch an diesem Abend gespürt, an dem wir die Fünfte und Sechste Symphonie von Ludwig van Beethoven gehört haben.

Auch in dieser Auswahl, in dieser Nebeneinanderstellung können wir eine Bedeutung sehen, die für uns interessant ist. Diese beiden hochberühmten Symphonien bringen zwei Aspekte des Lebens zum Ausdruck: das Drama und den Frieden, den Kampf des Menschen gegen das widrige Schicksal und das beruhigende Eintauchen in das bukolische Umfeld. Beethoven hat an diesen beiden Werken, insbesondere an ihrer Vollendung, beinahe gleichzeitig gearbeitet. Sie wurden ja auch zusammen – wie an diesem Abend – uraufgeführt, im denkwürdigen Konzert vom 22. Dezember 1808 in Wien. Die Botschaft, die ich heute daraus entnehmen möchte, ist diese: Um zum Frieden zu gelangen, muß man sich darum bemühen, muß Gewalt und Waffen beiseite lassen, sich durch persönliche und gemeinschaftliche Umkehr bemühen, durch den Dialog, durch die geduldige Suche nach einer möglichen Verständigung. Ich danke Herrn Barenboim und dem »West-Eastern Divan Orchestra« daher von Herzen, daß sie uns Zeugnis gegeben haben von diesem Weg. Einem jeden von Ihnen gilt der Wunsch und das Gebet, weiterhin in der Welt die Hoffnung des Friedens zu säen durch die universale Sprache der Musik. Danke und allen einen schönen Abend! [...]
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