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Dokumentation
Der Hirtenbrief des Erzbischofs von Buenos Aires zur Eröffnung des Jahres des Glaubens

Eine Kirche mit immer offenen Türen

Eine Kirche mit immer offenen Türen
Von Jorge Mario Bergoglio

Liebe Brüder, es gehört zu den negativsten Erfahrungen der letzten Jahrzehnte, die Türen verschlossen zu finden. Die wachsende Unsicherheit hat nach und nach dazu geführt, die Türen zu verriegeln, Überwachungsanlagen, Sicherheitskameras zu installieren, Fremden, die an unsere Tür klopfen, zu misstrauen. An einigen Orten gibt es jedoch noch Türen, die geöffnet bleiben. Die verschlossene Tür ist ein Symbol für unsere Zeit. Sie ist mehr als nur eine soziologische Tatsache, sie ist eine existentielle Wirklichkeit, die einen Lebensstil bezeichnet, eine Art, der Wirklichkeit, den anderen, der Zukunft zu begegnen. Die verschlossene Tür meines Hauses, des Ortes meiner Zurückgezogenheit, meiner Träume, meiner Hoffnungen und Leiden ebenso wie meiner Freuden, ist verschlossen für die anderen. Und es geht dabei nicht nur um mein materielles Haus, sondern auch um die Einzäunung meines Lebens, meines Herzens. Immer weniger Menschen können diese Schwelle überschreiten. Die Sicherheit von Panzertüren schützt die Unsicherheit eines Lebens, das immer zerbrechlicher und unempfänglicher für die Reichtümer des Lebens und der Liebe der anderen wird.

Das Bild der offenen Tür war immer schon das Symbol für Licht, Freundschaft, Freude, Freiheit, Vertrauen. Wie sehr müssen wir all das zurückgewinnen! Die verschlossene Tür schadet uns, lässt uns verkümmern, trennt uns voneinander. Wir beginnen das Jahr des Glaubens, und paradoxerweise ist das Bild, das der Papst uns vorschlägt, das Bild der Tür, einer Tür, die durchschritten werden muss, um das zu finden, was uns so sehr fehlt. Durch die Stimme und das Herz des Hirten Benedikt XVI. lädt die Kirche uns ein, die Schwelle zu überschreiten, einen Schritt zu tun, um eine innere und freie Entscheidung zu treffen: uns zu entscheiden, in ein neues Leben einzutreten.

Die Tür des Glaubens verweist uns auf die Apostelgeschichte: »Als sie dort angekommen waren, riefen sie die Gemeinde zusammen und berichteten alles, was Gott mit ihnen zusammen getan und dass er den Heiden die Tür zum Glauben geöffnet hatte« (Apg 14,27). Gott ergreift immer die Initiative und will nicht, dass irgendjemand ausgeschlossen bleibt. Gott klopft an die Tür unseres Herzens: »Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und mir die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir« (Offb 3,20). Der Glaube ist eine Gnade, ein Geschenk Gottes: »Nur glaubend also wächst der Glaube und wird stärker; es gibt keine andere Möglichkeit, … als sich in ständig zunehmendem Maße den Händen einer Liebe zu überlassen, die als immer größer erfahren wird, weil sie ihren Ursprung in Gott hat« (Benedikt XVI., Porta fidei, 11. Oktober 2011, Nr. 7; in O.R. dt., Nr. 42, 21.10.2011, S. 10). Diese Tür zu durchschreiten setzt voraus, einen Weg einzuschlagen, der das ganze Leben andauert. Beim Voranschreiten kommen wir an vielen Türen vorbei, die sich uns heute anbieten. Viele davon sind falsche Türen, die sehr verlockend, aber trügerisch dazu einladen, durch sie einzutreten, die ein leeres und narzisstisches Glück verheißen, das von beschränkter Dauer ist; Türen, die uns an einen Scheideweg führen, auf dem sich, unabhängig von der Wahl, die wir treffen, über kurz oder lang Angst und Orientierungslosigkeit einstellen, selbstbezogene Türen, die sich in sich selbst erschöpfen, ohne jegliche Garantie für die Zukunft. [...]
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