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Kirche in der Welt
Interview mit Mariella Enoc, Präsidentin des Kinderkrankenhauses Bambino Gesù

Die Liebe von Eltern, die jede Prüfung überwindet

Die Liebe von Eltern, die jede Prüfung überwindet
Mariella Enoc im Kreis ihrer Mitarbeiter.
Von Alessandro Gisotti

Der alltägliche Heldenmut der Eltern ist auch der Heldenmut jener Mütter und Väter, die die allerschmerzlichste und in vielerlei Hinsicht unverständlichste Prüfung erdulden müssen, auch wenn sie Rückhalt im Glauben finden: die Krankheit und das Leiden der eigenen Kinder. »Warum müssen Kinder leiden?», so fragte sich Dostojewski, und im Grunde fragen wir alle uns das mit ihm. Eine Frau, die diesen Familien mit ihrem Schmerz und ihren Hoffnungen Tag für Tag begegnet, ist Mariella Enoc, seit 2015 Präsidentin des Bambino Gesù, des größten Kinderkrankenhauses Europas. Wir haben sie, die uns an diesem Ort des Leidens und der Liebe, der ihr »Herz erobert hat«, empfangen hat, gebeten, uns ideell, still und unauffällig in die Stationen des Krankenhauses eintreten zu lassen, um diese heldenmütige Kraft mit Händen zu greifen, von der Papst Franziskus spricht.

Der Papst hat im Interview mit dem Osservatore Romano am 13. Januar betont, dass Eltern, die sich zum Wohl ihrer Kinder jedem Hindernis stellen, Helden sind. Was bedeutet für Sie, für Ihre Aufgabe beim Bambino Gesù, das jeden Tag aufs Neue abgelegte Zeugnis der Eltern von Kindern, die in Ihr Krankenhaus eingeliefert werden?


Die Eltern zeigen einen enormen Mut, vor allem aber eine Ausdauer und eine Liebe, die tatsächlich bis zum Heldenmut gehen kann. Ich denke da etwa an Eltern, die aus Ländern kommen, wo die Kinder nicht behandelt werden können, und die wir hier aufnehmen. Sie kommen her, kennen die Sprache nicht, kennen die Kultur nicht, kennen das Ambiente nicht. Wir stellen ihnen eine kulturelle Mittelsperson für den Dialog mit den Ärzten zur Verfügung, aber davon abgesehen leben diese Menschen isoliert. Folglich sind auch sie Helden. Die Eltern sind Helden, die es sogar noch fertigbringen, ihr Lächeln, die Fassung zu bewahren. Den Müttern sage ich oft: »Geht zum Friseur, denn eure Kinder sollen euch schön und unbeschwert sehen.« Und sie bringen auch den Mut auf, es zu tun. Sicher, es gibt auch Eltern, die es nicht über sich bringen, sich vom Bett ihrer Kinder zu entfernen, und das führt manchmal zu Problemen in ihrer Beziehung und auch zu Problemen mit den gesunden Geschwistern zuhause. Es ist wirklich eine Welt für sich. Es ist eine komplizierte Welt, in der es viele Eltern sogar fertigbringen, auf der Station als Freiwillige zu arbeiten, wo eines ihrer Kinder gestorben ist, und das finde ich ganz außergewöhnlich.

Die Eltern bringen, wenn es um ihre Kinder geht, eine ungeheure Kraft auf …

Es gibt Abende, an denen ich, wenn ich das Krankenhaus verlasse, wirklich leide, wenn ich die Leute im Hof sehe, die da auf dem Boden sitzen … Gerade das ist der Grund dafür, dass ich jetzt daran arbeite, dem Krankenhaus einen würdigeren Standort zu geben. Es gibt Eltern, die monatelang neben dem Bett ihres Kindes auf einem Feldbett übernachten. Ich erinnere mich daran, wie viele Väter – zu der Zeit, als ich ernannt worden bin – im Auto übernachteten, weil die Mama beim Kind schlief. Heute haben wir auch für sie ein Gästehaus. Es gibt wirklich eine ungeheure Kraft der Eltern. Insofern: ja, in diesem Sinne können wir sagen, dass sie Helden sind, Helden der Liebe! Helden, keine Heiligenbildchen, denn sie sind wirkliche Menschen, die zu lieben verstehen, die es fertigbringen, ihren Kindern in die Augen zu sehen und sich freuen, sobald sie ihr Kind anlächelt und ihnen Mut macht, denn oft sind es die Kinder, die ihren Eltern Mut machen

Gibt es – unter den vielen – irgendeine Geschichte, die Sie besonders berührt hat, die auch jenen Eltern eine Botschaft der Hoffnung zu vermitteln vermag, die sich augenblicklich in derselben Lage befinden?

Heutzutage werden, um ein Beispiel zu nennen, 85 Prozent der Leukämiekranken wieder gesund. Das ist eine Botschaft der Hoffnung, denn wenn früher von »Leukämie« die Rede war, dann galt das als ein Todesurteil. Die Transplantationen: Hier werden Leber-, Nieren-, Herztransplantationen vorgenommen … Wie viele Eltern spenden einen Teil ihrer Leber ihren Kindern, oder spenden ihnen eine Niere! Das gibt Grund zur Hoffnung, weil es die Möglichkeit schenkt, am Leben zu bleiben. Denken wir sodann an alle schweren dysmetabolischen Krankheiten. Ende Februar eröffnen wir ein erstes Zentrum für palliative Behandlungen, und mir liegt viel daran, von »palliativen Behandlungen« zu sprechen, denn, um die Botschaft des Papstes zum Welttag der Kranken aufzugreifen, diejenigen, die nicht geheilt werden können, müssen immer behandelt werden. Folglich behandeln wir sie! Es ist kein Hospiz: Es ist eine Pflegestätte, an der die Eltern auch lernen, selbst die Behandlungen ihrer Kinder zu übernehmen, die PEG-Magensonde zu wechseln, das Beatmungsgerät im Auge zu behalten. Das gestattet ihnen dann, sie nach Hause zu bringen. Später kommen sie wieder zurück, aber es muss ein Ort sein, wo sie sich trotz allem behandelt fühlen. Die schreckliche Geschichte von Charlie Gard und Alfie Evans hat mich tief geprägt. Ich habe mir gesagt: »Die Kinder können, ohne sinnlose Therapien, behandelt werden, auch wenn sie nicht geheilt werden können.« [...]
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