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Kirche in der Welt
Audienz für die Teilnehmer an einer Tagung des Päpstlichen Instituts für Arabische und Islamische Studien (PISAI)

Die Hauptaufgaben sind Hören und Dialog

Ansprache von Papst Franziskus am 24. Januar
Die Hauptaufgaben sind Hören und Dialog
Das Päpstliche Institut für Arabische und Islamische Studien wurde in Rom vor 50 Jahren eröffnet. Aus diesem Anlass fand eine Tagung statt, deren Teilnehmer Papst Franziskus in Audienz empfangen hat.
Meine Herren Kardinäle,
Brüder und Schwestern!

Gerne empfange ich euch zum Abschluss der Tagung, die veranstaltet wurde, um der Eröffnung des Päpstlichen Instituts für Arabische und Islamische Studien vor 50 Jahren in Rom zu gedenken. Ich danke Kardinal Grocholewski für seine im Namen aller an mich gerichteten Worte und Kardinal Tauran für seine Anwesenheit.

Trotz einiger Missverständnisse und Schwierigkeiten gab es in den letzten Jahren Fortschritte im interreligiösen Dialog, auch mit den Gläubigen des Islam. Von grundlegender Bedeutung ist dabei die Übung des Hörens. Sie ist nicht nur notwendige Voraussetzung in einem Prozess des gegenseitigen Verstehens und des friedlichen Zusammenlebens, sondern auch eine pädagogische Pflicht, »um fähig zu sein, die Werte der anderen anzuerkennen, die Sorgen zu verstehen, die ihren Forderungen zugrunde liegen, und die gemeinsamen Überzeugungen ans Licht zu bringen« (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 253). Grundlegend für all dies ist die Notwendigkeit einer entsprechenden Bildung, um, in der eigenen Identität fest verwurzelt, in der gegenseitigen Kenntnis wachsen zu können.

Dabei muss man Acht geben, nicht in die Fallstricke eines Synkretismus zu geraten, der zwar versöhnlich ist, aber letztlich inhaltslos und Vorbote eines Totalitarismus ohne Werte (ebd., 251; 253). Eine bequeme entgegenkommende Haltung, »die zu allem Ja sagt, um Probleme zu vermeiden« (ebd., 251) wäre letztlich nur eine Art, »den anderen zu täuschen und ihm das Gut vorzuenthalten, das man als Gabe empfangen hat, um es großzügig zu teilen« (ebd.). Dies lädt uns zuallererst dazu ein, zu den Fundamenten zurückzukehren.

Den anderen verstehen

Wenn wir auf einen Menschen zugehen, der mit Überzeugung seine Religion bekennt, dann fordern uns sein Zeugnis und sein Denken heraus und führen uns dazu, über unsere eigene Spiritualität nachzudenken. Am Anfang des Dialogs steht somit die Begegnung. Daraus entsteht die erste Kenntnis des anderen. Denn wenn man von der Voraussetzung der gemeinsamen Zugehörigkeit zur menschlichen Natur ausgeht, dann können Vorurteile und Unwahrheiten überwunden werden, und man kann beginnen, den anderen unter einer neuen Perspektive zu verstehen.

Die Geschichte des Päpstlichen Instituts für Arabische und Islamische Studien weist genau in diese Richtung. Man beschränkt sich nicht auf die Annahme dessen, was oberflächlich gesagt wird und so Stereotypen und Vorurteile hervorruft. Die akademische Arbeit, Frucht täglichen Mühens, untersucht die Quellen, schließt Lücken, analysiert die Etymologie, legt eine Hermeneutik des Dialogs vor und ist durch einen vom Staunen inspirierten wissenschaftlichen Zugang in der Lage, das Richtmaß der gegenseitigen Achtung und Wertschätzung nicht aus den Augen zu verlieren. Unter diesen Voraussetzungen nähert man sich dem anderen auf Zehenspitzen, ohne Staub aufzuwirbeln, der die Sicht vernebelt.

Das 50-jährige Bestehen des PISAI in Rom – nach seiner Entstehung und ersten Entwicklung in Tunesien dank der großartigen Arbeit der Weißen Väter – zeigt, wie tief die universale Kirche im Klima der nachkonziliaren Erneuerung die gebotene Notwendigkeit einer Einrichtung verstanden hat, die explizit der Forschung und der Ausbildung für Dialogpartner mit den Muslimen gewidmet ist. Vielleicht ist diese Notwendigkeit jetzt so stark wie nie zuvor zu spüren, denn dazu zu erziehen, Unterschiedlichkeit als Bereicherung und Fruchtbarkeit zu entdecken und anzunehmen, ist das wirksamste Gegengift gegen jede Form der Gewalt. [...]
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