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Kirche in der Welt
Der Antisemitismus als einziger Beweggrund für die Leugnung der Shoah

Wenn sich die Lüge in den Deckmantel der Geschichte hüllt

Wenn sich die Lüge in den Deckmantel der Geschichte hüllt
Selektion der Gefangenen vor dem Konzentrationslager in Auschwitz.
Interpretation der Geschichtsschreibung, sie ist keine Strömung innerhalb der Interpretation der durch den Nationalsozialismus begangenen Vernichtung der Juden, sie ist keine (wenn auch radikale) Form des historischen Revisionismus, und sie darf auch nicht damit verwechselt werden. Die Leugnung der Shoah ist eine Lüge, die sich in den Deckmantel der Geschichte hüllt, die den objektiven Schein der Wissenschaftlichkeit vorgibt, um ihre wahre Herkunft, ihren wahren Beweggrund zu verbergen: den Antisemitismus. Wer die Shoah leugnet, ist auch ein Antisemit. Und in einer Welt wie der westlichen, in der es nicht einfach ist, sich offen als Antisemit zu bekennen, ist er der einzige eindeutige und klar erkennbare Antisemit. Der Judenhaß bildet den Ursprung dieser Leugnung der Shoah, die in den ersten Nachkriegsjahren beginnt und sich im Geiste an den Plan der Nationalsozialisten anschließt, als sie die Spuren der Vernichtungslager verwischten, die Gaskammern dem Erdboden gleich machten und die Deportierten verhöhnten, indem sie sagten: Auch wenn es euch gelingen sollte zu überleben – niemand auf der Welt wird euch glauben.

Die Leugnung der Shoah zieht sich quer durch alle politischen Lager, sie ist nicht allein an die extreme nazistische Rechte gebunden, sondern vereint in sich Tendenzen verschiedener Art: den extremsten Pazifismus, den Antiamerikanismus, die Feindseligkeit gegenüber der Moderne. Sie entsteht in Frankreich Ende der vierziger Jahre durch das Wirken von zwei Männern: Maurice Bardèche und Paul Rassinier, der eine ein erklärter Faschist, der andere ein Kommunist. Seither entwickelt sie sich in breitem Umfang, und ihre bekanntesten Verfechter sind der Franzose Robert Faurisson und der Engländer David Irving. Keiner der beiden ist Historiker von Beruf.

In ihrer Leugnung der Wirklichkeit entwickeln diese »Negationisten« ganz ungewöhnliche Verfahrensweisen. Vor allem halten sie alle wie auch immer gearteten jüdischen Quellen für unzuverlässig und gefälscht. Nachdem auf diese Weise ein Großteil der Zeugen, das gesamte von den Überlebenden zum Ausdruck gebrachte Erinnerungsgut sowie jene Geschichtsschreibung beiseite geschoben ist, die von jüdischen oder mutmaßlich jüdischen Historikern hervorgebracht wurde, schicken sich die Negationisten an, den Rest der Zeugnisse, der Beweise und der Dokumente zu demontieren. Alles, was aus der Zeit nach der Niederlage des Nationalsozialismus stammt, ist für sie unzuverlässig, insofern es zur »Logik der Sieger« gehört. Die Geschichte der Shoah wurde von den Siegern geschrieben, so wiederholen sie unermüdlich und bezweifeln damit alles, was – angefangen bei den Nürnberger Prozessen – in den Gerichtssälen zutage getreten ist: all dies sei Ergebnis von Druck, Folter, Gewalt. [...]
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