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Kirche in der Welt

Erneuerung aus dem Ursprung

Zu Interpretation und Rezeption des II. Vatikanischen Konzils
Erneuerung aus dem Ursprung
Es war am 6. Oktober 1962, als die Konzilsväter aus der ganzen Welt feierlich in den Petersdom einzogen zur Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils.
An der Päpstlichen Universität in Salamanca fand vom 15. bis 17. November ein Kongreß statt zum Thema »50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanische Konzil (1962–2012)«, bei dem der emeritierte Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, Walter Kardinal Kasper, den folgenden Vortrag hielt. Der Kongreß wurde organisiert von der Theologischen Fakultät von Spanien und Portugal.

I. Das Konzil – eine unvollendete Geschichte

Vor 50 Jahren, am 11. Oktober 1962, hat Papst Johannes XXIII. in Rom das II. Vatikanische Konzil eröffnet, das am 8. Dezember 1965 zu Ende ging. Es hat weit über die katholische Welt hinaus Hoffnungen geweckt und eine noch längst nicht abgearbeitete Agenda hinterlassen. Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI. bezeichneten das Konzil als einen sicheren Kompass für den Weg der Kirche im neuen 21. Jahrhundert. Aber die Kompassnadel schlägt noch immer unruhig aus. Zugespitzt titelte eine römische Zeitung schon 2005 aus Anlass des 40. Jahrestags des Abschlusses des Konzils »È guerra sul concilio«, »Es herrscht Krieg um das Konzil«. Ähnlich schrieb jüngst eine deutsche Zeitung, über die liberale Agenda des Konzils tobe derzeit der Kampf.

Für meine Generation ist das Konzil bis heute prägend geblieben. Ich erinnere mich noch lebhaft an die überraschende Ankündigung am 25. Januar 1959 und an die Fernsehübertragung der Eröffnung und an das hohe Interesse, mit der wir die Konzilsdebatten verfolgten. Die damaligen Erfahrungen sind ein fester Referenzpunkt meines theologischen Denkens geblieben. Für die meisten Zeitgenossen aber ist das Konzil längst Geschichte. Denn alle, die heute weniger als 60 Jahre alt sind, haben den Aufbruch von damals nicht bewusst selbst erfahren. Für sie gehört das Konzil einer anderen Zeit und einer anderen Welt an. Es war die Zeit des kalten Kriegs; ein Jahr vor Konzilsbeginn wurde die Berliner Mauer gebaut, und während der ersten Sitzungsperiode stand die Welt in der Kubakrise knapp vor dem Abgrund eines Atomkriegs. Heute, 50 Jahre später, leben wir in einer völlig veränderten und sich rasch weiter verändernden globalisierten Welt mit neuen Fragen und neuen Herausforderungen. Der optimistische Fortschrittsglaube und der Geist des Aufbruchs zu neuen Grenzen, welche die damalige Kennedy-Ära prägten, sind längst verflogen. Für die meisten Katholiken gehören die durch das Konzil in Gang gesetzten Entwicklungen zum kirchlichen Alltag. Doch, was sie dort erfahren, ist nicht der große Aufbruch und nicht der kirchliche Frühling, den wir und viele andere erwarteten, sondern zumindest in Europa eine winterlich ausschauende Kirche mit deutlichen Zeichen einer Krise.

Erst die jüngsten Diskussionen um eine derzeit unmögliche Versöhnung mit der von Erzbischof Lefèbvre gegründeten Bruderschaft Pius X., die wichtige Ergebnisse des Konzils (Ökumene, Religionsfreiheit, die nachkonziliare Reform der Messe u. a.) als Traditionsbruch ablehnt, haben viele wahrgenommen, dass die Interpretation des Konzils in vielem noch strittig ist. Wer die Geschichte der insgesamt 20 als ökumenisch anerkannten Konzilien kennt, wird kaum überrascht sein. Nachkonziliare Zeiten waren fast immer turbulente Zeiten. Man denke nur an die arianischen Wirren nach dem ersten allgemeinen Konzil von Nizäa (325) oder an die Abspaltung der orientalisch-orthodoxen Kirchen (Kopten, Syrer, Armenier u. a.) nach dem vierten allgemeinen Konzil von Chalkedon (451). Die meisten Konzilien konnten sich erst auf dem Weg eines schwierigen Rezeptionsprozesses durchsetzen. Beim II. Vatikanischen Konzil ist es nicht anders.

Das II. Vatikanum stellt jedoch einen Sonderfall dar. Anders als die vorhergehenden Konzilien wurde es nicht zur Abgrenzung von Irrlehren oder zu Beilegung eines Schismas einberufen; es hat kein formelles Dogma verkündet und auch keine formellen disziplinären Beschlüsse gefasst. Johannes XXIII. hatte eine umfassendere Perspektive. Er sah eine neue Zeit heraufziehen, der er mit einem in unerschütterlichem Gottvertrauen begründetem Optimismus entgegensah. Er warnte vor Unheilspropheten, die meinen, alles werde jeden Tag immerzu nur schlimmer. Er wollte keine Verurteilungen und Abgrenzungen, sondern sprach von einer pastoralen Zielsetzung des Konzils, mit der er ein »aggiornamento«, ein »Heutigwerden« der Kirche intendierte. Gemeint war nicht billige Anpassung an den Geist der Zeit, vielmehr die Absicht, den Gehalt des überlieferten Glaubens, an dessen bleibender Verbindlichkeit der Papst keinen Zweifel ließ, in neuer Form »heutig« zur Sprache zu bringen. Das war ein faszinierendes Programm, wenngleich sich die Unterscheidung von Inhalt und Form als schwieriger erwies wie viele sich das vorstellten.

Die große Mehrheit der Konzilsväter griff die Idee auf. Für sie bedeutete die pastorale Intention keine dogmatische Abstinenz oder Delegitimierung des Konzils. Auch wenn das Konzil keine formellen neuen Dogmen verkündete, wollte es doch in authentischer, d. h. lehramtlich verbindlicher Weise sprechen. Es wollte ausgehend von der Heiligen Schrift und der Tradition des ersten Jahrtausends im Blick auf die »Zeichen der Zeit« eine Überwindung der konstantinischen Ära der Symbiose von Kirche und Staat, der einseitig antireformatorischen und antimodernistischen Mentalität; es wollte Anliegen der biblischen, liturgischen, patristischen, pastoralen und ökumenischen Erneuerungsbewegungen, die zwischen den beiden Weltkriegen entstanden waren, aufgreifen, ein neues Blatt in der belasteten Geschichte mit dem Judentum aufschlagen und in einen Dialog mit der modernen Kultur eintreten. Es war gewissermaßen ein Projekt der Modernisierung, die kein Modernismus sein wollte und auch nicht sein konnte. [...]
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