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Kirche in der Welt
Reportage über die Präsenz der Ordensfrauen im römischen Gefängnis Rebibbia

Bevorzugte Gesprächspartner

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Von Ritanna Armeni

Schwester Rita und Schwester Carla gehen allwöchentlich ins römische Männergefängnis Rebibbia. Sonntags nehmen sie gemeinsam mit den Häftlingen an der heiligen Messe teil. Einige von diesen nähern sich ihnen anschließend und fragen, ob sie wohl mit ihnen sprechen könnten. Wieder andere sind alte Bekannte, und sie finden auch für sie die Zeit für ein paar Worte. Diese Männer sind seit Jahren im Gefängnis und haben noch eine lange Zeit dort vor sich. Sie haben eine düstere Vergangenheit, eine traurige Gegenwart und eine finstere Zukunft, aber sie zeigen durch diese Bitte, dass es noch etwas in ihrem Inneren gibt, das noch nicht endgültig zerbrochen ist. Der Wunsch, sich mitzuteilen, angehört zu werden ist geblieben.

Schwester Lucia ist Krankenschwester und besucht die Abteilung des ebenfalls in Rom gelegenen Krankenhauses Sandro Pertini, wo kranke Häftlinge behandelt werden.

Schwester Rita geht seit zehn Jahren nach Rebibbia. Seit zehn Jahren hört sie sich ihre Geschichten und Tragödien an. »Sie alle«, so erzählt sie mir, als sie nach einem ihrer Besuche das Gefängnis verlässt, »tragen etwas mit sich herum, das sie loswerden müssen, das sie erzählen wollen. Es sind schreckliche Geschichten, die sie sich oft selbst nicht erklären können. Einer von ihnen, der wegen Mordes im Gefängnis sitzt, kann sich selbst bis heute nicht erklären, weshalb er eines Tages einen Mann getötet, anschließend zerstückelt und jedes Leichenteil an einem anderen Ort versteckt hat. Er wiederholt wieder und wieder: ›Warum habe ich das getan? Warum?‹«

Diese so dramatischen Erzählungen scheinen sie nicht zu erschüttern, ihre Worte sind ruhig, voller Mitleid. »Sie brauchen jemanden, der ihnen zuhört, der sich ihr Unbehagen anhört, der versteht, wie schwierig ihr Leben ist.« Und oft ist das Unbehagen, der Schmerz nicht nur eine Folge der Vergangenheit, der Schuld, die sie auf sich geladen haben, sondern auch Teil ihres gegenwärtigen Lebens, so wie es im Gefängnis abläuft.

Wenn sich eine Schwester einem Häftling nähert, weiß sie nichts über ihn. Für gewöhnlich ist sie aus eigenem Antrieb in diese Strafanstalt gegangen, getrieben von dem Wunsch, zuzuhören, und nach Absprache mit der Direktion ist ihr der Zutritt gewährt worden. Folglich entwickelt sich die Beziehung zwischen ihr und dem jeweiligen Häftling ganz formlos, ohne Vorschriften. Die Schwestern sind dazu bereit, zuzuhören, die Häftlinge hingegen verspüren den Wunsch und das Bedürfnis, mit jemandem zu sprechen. [...]
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