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Kirche in der Welt
Ein Projekt Leos XIII. (Gioacchino Pecci, 1878-1903)

Alternative Energiegewinnung im Vatikan

Alternative Energiegewinnung im Vatikan
Die Kesselanlage im Vatikan (um 1899).
Von Ulrich Nersinger

Für die Stromversorgung des Vatikans wurden schon im 19. Jahrhundert natürliche Ressourcen genutzt. Sie hing mit der Wasserversorgung der Ewigen Stadt zusammen, der die Päpste schon immer ihre besondere Aufmerksamkeit zugewandt hatten. Paul V. (Camillo Borghese, 1605-1621) hatte die aus dem See von Bracciano kommende antike Wasserleitung wiederherstellen lassen, die seitdem seinen Namen trägt. Ein Teil des Wassers aus diesem für Rom unverzichtbaren Aquädukt wurde in den Vatikan geleitet. Bei der Villa Carpegna zweigte eine Nebenleitung ab, in der eine Wassermenge von 1050 römischen Unzen in der Sekunde (243 Liter) in die Vatikanstadt floss, wo sie auf die Brunnen in den päpstlichen Gärten und den Petersplatz verteilt wurden.

Im Jahre 1897 gab der reichliche Zufluss der »Acqua Paola« Papst Leo XIII. die Möglichkeit, oberhalb der Gebäude der alten päpstlichen Münze, an der »Le Mole« genannten Stelle, das erste vatikanische Elektrizitätswerk zu errichten. Es bestand aus einer Turbine (System Riva), die mit Wasser der »Acqua Paola« unter Ausnutzung eines Gefälles von 15 Metern betrieben wurde. Sie erzeugte bescheidene sieben Kilowatt, die jedoch für das Jahr 1897 eine durchaus beachtliche Leistung waren. Die Turbine war mit einem Generator von 25 PS und einer kleinen Akkumulatoren-Batterie verbunden.

Die Lichtverteilung erstreckte sich auf den Apostolischen Palast (die päpstlichen Appartements, die Wohnungen des Kardinalstaatssekretärs und des Majordomus) und versorgte dort 600 Lampen. Das Elektrizitätswerk wurde 1899 durch den Präfekten der Apostolischen Sakristei, Bischof Guglielmo Pifferi, feierlich eingeweiht und in den folgenden Jahren durch Aufstellung einer Dampfturbine des Systems »Tosi« von 25 PS (1902) und eines neuen Gasmotors (1904-05) erweitert.

Zur Zentralheizung im Vatikan schrieb 1899 Pius M. Baumgarten: »Die Heizung des vatikanischen Palastes erfolgt durch Luft-, Wasser- und Dampfheizung. 1. Durch Luftheizung werden erwärmt: die Sixtinische Kapelle und die Sakristei derselben, die Sala Regia, die Sala Ducale, die Sala dei Paramenti und die Sala delle Congregazioni. 2. Durch Wasserheizung wurden erwärmt: Die Privatgemächer Seiner Heiligkeit und Teile der Anticamera. 3. Durch Dampfheizung werden erwärmt: der Rest der Anticamera, die Gemächer des Staatssekretärs, die Pinakothek, die Stanzen von Raphael, der Appartamento Borgia, das Quartier der Nobelgarde und alle Amtsräume des Staatssekretariats. Die Räume, welche am weitesten von der Zentralstelle entfernt liegen – die Entfernung beträgt ungefähr einen halben Kilometer – werden trotz ihrer außerordentlichen Größe doch bequem angeheizt. Es ist beabsichtigt, die Heizanlage auch auf das Geheimarchiv und die Apostolische Bibliothek auszudehnen.«

Gegen Ende der Regierungszeit Leos XIII. wurde die Wasserkraft auch für den Aufzug im Apostolischen Palast genutzt, der Staatsgäste des Vatikans in die päpstlichen Gemächer transportierte. »Hunderte Male am Tag setzte das Wasser der Leitung des Papstes Paul V. mit seinem Druck von drei Atmosphären auf dem Damasushofe den einfachen Pumpmechanismus mit untrüglicher Sicherheit in Gang« (Silvio Negro). Dieser Lift ersetzte ein seltsames Ungetüm, das viele Jahrzehnte lang durch einen umständlichen, aber »natürlichen« Mechanismus in Gang gesetzt worden war. [...]
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