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Kirche in der Welt
Zum 50. Todestag von Kardinal Augustin Bea

Ein Pionier des Dialogs

Ein Pionier des Dialogs
Der Rabbiner Abraham Joshua Heschel mit Augustin Bea.
Am 16. November 1968 verstarb in Rom im Alter von 87 Jahren einer, wenn nicht sogar der entscheidende Autor der Konzilserklärung Nostra aetate, mit der sich das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, insbesondere zum Judentum, tiefgreifend verändern sollte: Kardinal Augustin Bea. Der Sohn eines Schreiners aus dem Schwarzwald trat mit 21 Jahren in den Jesuitenorden ein, nach dem Studium – neben Theologie und Philosophie auch ein Semester Orientalistik – folgten Lehrtätigkeit und ordensinterne Aufgaben als Präfekt, Superior und Provinzial. 1924 übernahm er den Lehrstuhl für Biblische Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana und lebte seit dieser Zeit in Rom. Er leitete von 1930 bis 1949 das Päpstliche Bibelinstitut und war Beichtvater von Pius XII. Im Jahr 1959 wurde er zum Kardinal kreiert. Darüber hinaus war Bea von 1960 bis zu seinem Tod Präsident des »Sekretariats für die Förderung der Einheit der Christen«, eingerichtet von Papst Johannes XXIII. durch das Motu proprio Superno Dei nutu vom 5. Juni 1960 im Hinblick auf das Zweite Vatikanische Konzil. Bea unterhielt zeit seines Lebens zahlreiche Freundschaften zu Menschen anderer Konfessionen oder Religionen.

Nach der Shoah war es alles andere als selbstverständlich, den Dialog zwischen Juden und Christen wieder aufzunehmen. Es waren zunächst Initiativen von einzelnen, sehr mutigen und rückblickend betrachtet auch klugen Persönlichkeiten. Ohne diesen Dialog wäre es vielleicht nicht zu Dokumenten wie Nostra aetate gekommen. Zu diesen mutigen Persönlichkeiten gehörte der Kardinal sicherlich. Um ihn zu ehren und die Arbeit in seinem Sinne fortzusetzen wurde an der Päpstlichen Universität Gregoriana ein nach ihm benanntes Zentrum für jüdische Studien errichtet. Es widmet sich dem Dialog mit dem Judentum für ein vertieftes gegenseitiges Verständnis. Das geschieht durch akademische Lehre, Forschung und Austausch zwischen Christen und Juden mit dem Ziel, bereichernde Beziehungen aufzubauen. Es wurde offiziell im Jahr 2001 gegründet, seine Anfänge gehen in das Jahr 1978 zurück. Das Zentrum steht in engem Kontakt mit dem Zentrum für christliche Studien an der Hebräischen Universität in Jerusalem, arbeitet aber auch mit Institutionen in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern zusammen.

Aus Anlass des 50. Todestages findet 2018 bis 2019 an diesem Zentrum ein »Kardinal-Bea-Jahr« statt, in dem mehrere Veranstaltungen geplant sind. Den Auftakt machte am 7. November eine Konferenz, bei der in drei Vorträgen die Entstehungsgeschichte, die Auswirkungen auf die Erforschung der Beziehungen zwischen Judentum und Christentum von Seiten jüdischer Wissenschaftler und die Zukunft der Konzilserklärung Nostra aetate in den Blick genommen wurden.

Der Direktor des Kardinal-Bea-Zentrums, Prof. Etienne Vetö, wies darauf hin, dass in Kardinal Beas Einsatz für dieses Dokument »alle Fäden seines Lebens zusammenkamen und er die Frucht sehen konnte: einen radikalen Wandel in den jüdisch-christlichen Beziehungen«.

Die äußerst bewegte Entwicklungsgeschichte der »Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen« zeichnete Dr. Saretta Marotta (Katholische Universität, Löwen) in ihrem Vortrag nach. Es habe »ein jahrelanges Ringen« um den Text gegeben, wobei Indiskretionen, Intrigen und Missverständnisse ebenso eine Rolle spielten wie politische Rücksichtnahme, das heißt die Angst vor negativen Folgen für die Christen in arabischen Ländern aufgrund der verbesserten Beziehungen zwischen Christen und Juden. Ebenso sei ein gewisses Unverständnis von Seiten mancher Konzilsväter zutage getreten. Der Text sei daher immer wieder abgewandelt worden. Der Erstentwurf Decretum de Iudaeis sollte später als kurzes Kapitel anderen Schemata (Ökumene, Kirche) eingegliedert werden. »Fast hätte es überhaupt keine Aussage des Konzils zum Judentum gegeben.« Dass schließlich mit dem Kapitel 4 von Nostra aetate doch eine wegweisende Erklärung zustande gekommen sei, sei vor allem Kardinal Bea zu verdanken. Die Schlussabstimmung über die Erklärung erfolgte am 28. Oktober 1965 und ergab 2221 Ja- und 88 Nein-Stimmen. [...]
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