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Kirche in der Welt
Zur Seligsprechung des österreichischen Märtyrers Provikar Carl Lampert am 13. November in Dornbirn St. Martin

»Dass Menschen wieder Menschen werden«

»Dass Menschen wieder Menschen werden«
Carl Lampert
Von Veronika Fehle

»So schwimme ich, dank der Hilfe von oben und von Euch allen, wie ein Pudel, zwar manchmal pustend, aber immer Kopf hoch und Nase über Wasser durch diese trübe Schicksalswoge«, schreibt Carl Lampert am 1. November 1943 an »Alle Lieben in der Heimat«. Ein Jahr später sitzt er erneut über einem Brief. Adressaten sind wiederum die Lieben der Heimat. Namen kennen sie keine mehr, wen auch immer dieser Brief erreicht, soll sein Empfänger sein.

Carl Lampert schreibt also, wissend, dass sein Todesurteil bereits verkündet wurde, wissend, dass es sich nur noch um eine Frage der Zeit handelt, bis den rechtskräftigen Worten der Tod folgen wird – und er schreibt: »Meine Gedanken wogen und stürmen und wollen das armselige Gehäuse meines gefangenen Leibes fast sprengen. Es ist nicht immer leicht, mit allen einstürmenden Stimmungen fertig zu werden, speziell an solchen Tagen der Erinnerung, und das Menschenherz, verwurzelt und durchwachsen mit 1000 irdischen Wurzeln, zappelt und blutet so oft wieder, wie eine ausgerissen wird.« Zwölf Tage später, am 13. November 1944 um 16 Uhr, wird Carl Lampert in Halle/Saale (Deutschland) hingerichtet – »Jesus – Maria!«, sind seine letzten Worte und das zappelnde Menschenherz kehrt endlich heim.

Zählt Carl Lampert nun auch bald ganz offiziell zu den Seligen, so war er doch vor allem eines – ein Mensch. Ein Mensch, der gerne lachte, der sich in geselliger Runde in Frascati glänzend amüsierte und der für Rombesucher aus der österreichischen Heimat auch schon einmal den Stadtführer machte. Carl Lampert war aber auch ein Mensch, der zu seinen Überzeugungen stand, der auf Gott und sein Gewissen horchte, der in den Gefängnissen und KZ’s Nazi-Deutschlands misshandelt wurde, weil er sich keine Scheuklappen aufsetzen ließ, weil er hinsah, wo andere schnell vorbeihasteten. »Dass Menschen wieder Menschen werden«, ein Zitat aus einem seiner Briefe, ist gleichzeitig das Leitmotiv, das über der gesamten Seligsprechungsfeier steht. Mut und Zivilcourage sind seine Begleiter. Und damit ist man mit einem großen Satz auch schon in der Gegenwart gelandet. Denn Mut und Zivilcourage haben immer Saison.

Zurück aber zum Menschen Carl Lampert. Der wurde am 9. Jänner 1894 in Göfis – einem kleinen Örtchen im österreichischen Vorarlberg – geboren. Sein Vater, Franz Xaver Lampert, war Bauer. Seine Mutter, Maria Rosina Lampert, hielt Haus und Hof in Schuss. Man war nicht reich, aber es ging schon irgendwie. Und als das jüngste der sieben Kinder – Carl – das Gymnasium besuchen sollte, da ging auch das irgendwie. Theologie studierte Carl Lampert übrigens am Fürstbischöflichen Seminar in Brixen, das Kirchenrecht in Rom, die Priesterweihe erfolgte 1918.

Bis hierher liest sich die Vita des Carl Lampert wie eine Bilderbuchkarriere: Sohn aus armen Verhältnissen, studiert und lernt die Welt kennen, leitet das kirchliche Gericht der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch, wird zum Provikar von Innsbruck bestellt. Und dann passiert etwas. Man ist mittlerweile in den 1940er Jahren angekommen. Krieg überzieht Europa. Carl Lampert sieht das Unrecht und wird zu einem jener, die sich gegen diese Übermacht der Unmenschlichkeit stellen. Er zeigt auf, wenn Menschen verfolgt und Klöster geschlossen werden und das Beten zur verdächtigen Handlung wird. Carl Lampert zeigt auf, dass man das große Morden sehen konnte, wenn man es denn sehen wollte. [...]
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