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Kirche in der Welt
Bereits im Jahr 2000 zeigte der damalige Kardinal Joseph Ratzinger einige Leitlinien für die christliche Verkündigung auf

Evangelisierung – Gradmesser des Glaubens an Christus

Evangelisierung – Gradmesser des Glaubens an Christus
Eine Missionsschwester mit jungen Frauen auf den Philippinen.
Foto: KNA
Von Kardinal Stanislaw Ryłko,
Präsident des Päpstlichen Rates für die Laien


»Die Kirche muß heute auf dem Gebiet der Evangelisierung einen großen Schritt nach vorne tun und in eine neue historische Etappe ihrer missionarischen Dynamik eintreten.« Dieser Satz aus dem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Christifideles laici (Nr. 35) von Johannes Paul II. ist immer noch hochaktuell, und die katholischen Laien spielen in diesem Prozeß nach wie vor eine unersetzliche Rolle. Die Einladung Christi: »Geht auch ihr in meinen Weinberg« (Mt 20,4) muß von einer immer größeren Zahl gläubiger Laien – Männern und Frauen – als deutlicher Aufruf verstanden werden, die ihnen zukommende Verantwortung im Leben und in der Sendung der Kirche, also im Leben und in der Sendung aller christlichen Gemeinschaften, zu übernehmen: in Diözesen und Pfarreien, kirchlichen Verbänden und Bewegungen. Durch die Evangelisierungstätigkeit der Laien ist das kirchliche Leben tatsächlich bereits einem Wandel unterworfen, und das ist ein großes Zeichen der Hoffnung für die Kirche.

Göttlicher Missionsauftrag

Das große Ausmaß der Ernte des Evangeliums verleiht dem Missionsauftrag des göttlichen Meisters heute besondere Dringlichkeit: »Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen« (Mk 16,15). Aber leider greift auch unter den Christen eine relativistische Denkweise immer weiter um sich, die im Hinblick auf die Mission nicht geringe Verwirrung stiftet. Einige Beispiele: die Bereitschaft, die Sendung durch einen Dialog, in dem alle Positionen gleichwertig sind, zu ersetzen; die Tendenz, die Evangelisierung auf die reine Förderung des Menschen zu reduzieren, in der Überzeugung, daß es genüge, den Menschen zu mehr Menschlichkeit oder größerer Treue gegenüber der eigenen Religion zu verhelfen; ein falsches Verständnis von der Achtung der Freiheit des anderen, das dazu führt, jeglichen Hinweis auf die Notwendigkeit der Umkehr zu unterlassen. Auf diese und andere Irrtümer hinsichtlich der Glaubenslehre hat zunächst die Enzyklika Redemptoris missio (1990) geantwortet, dann die Erklärung Dominus Iesus (2000) und später die Lehrmäßige Note zu einigen Aspekten der Evangelisierung (2007) der Kongregation für die Glaubenslehre: All diese Dokumente verdienen ein eingehendes Studium.

Die Evangelisierung ist ein ausdrückliches Gebot des Herrn und damit keine Nebensache, sondern Seinsgrund der Kirche als Heilssakrament. Die Evangelisierung, so die Enzyklika Redemptoris missio, ist eine Frage des Glaubens, »sie ist ein unbestechlicher Gradmesser unseres Glaubens an Christus und seine Liebe zu uns« (Nr. 11). Der hl. Paulus sagt: »Die Liebe Christi drängt uns« (2 Kor 5,14). Daher ist es nicht fehl am Platze, immer wieder hervorzuheben: »Es kann keine wahre Evangelisierung geben ohne eindeutige Verkündigung, daß Jesus der Herr ist« (Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Asia, Nr. 19), durch das Wort und das Zeugnis des Lebens, denn »der Mensch unserer Zeit glaubt mehr den Zeugen als den Lehrern, mehr der Erfahrung als der Lehre, mehr dem Leben und den Taten als den Theorien« (Redemptoris missio, 42). [...]
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