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Kirche in der Welt
Audienz für Teilnehmer an dem vom Päpstlichen Rat »Cor Unum« veranstalteten Treffen zur humanitären Krise in Syrien und im Irak

Niemand kann so tun, als wisse er von nichts

Ansprache von Papst Franziskus am 17. September
Niemand kann so tun, als wisse er von nichts
Papst Franziskus prangerte fehlendes internationales Engagement für den Frieden im Nahen Osten an. Die Weltgemeinschaft scheine nicht in der Lage zu sein, die richtigen Antworten zu finden, während Waffenlieferanten weiter ihre Interessen verfolgten, sagte er bei einem Nahost-Treffen mit katholischen Hilfsorganisationen im Vatikan. Die Konferenz wurde vom Päpstlichen Rat »Cor unum« organisiert. Neben Vertretern kirchlicher Hilfsorganisationen reisten dafür auch zahlreiche Bischöfe aus dem Nahen Osten an.

Im Folgenden die Ansprache des Papstes:


Liebe Brüder und Schwestern,

habt Dank für eure Teilnahme an diesem Treffen des Austauschs zwischen den karitativen Einrichtungen und den Ortskirchen. Ich bin euch dankbar für die Hilfe, die ihr den Opfern der Krise in Syrien, im Irak und in den umliegenden Ländern bringt, wie auch für den Trost, den eure Gegenwart und eure Arbeit den leidenden Menschen dort spenden. Ich denke hierbei auch an die vielen anderen Organisationen, die sich auf diesem Feld betätigen. Ich begrüße euch alle, die Bischöfe, die Priester, die Ordensleute, die Laien. Ein besonderer Gruß gilt Herrn Stephen O’Brien, Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen für humanitäre Angelegenheiten. Ich grüße Prälat Dal Toso und danke dem Päpstlichen Rat Cor Unum, dass er sich kontinuierlich dieser humanitären Krise, die uns alle angeht, angenommen hat. Und ich begrüße Kardinal Sandri, um dessen Sorge über diese Probleme ich weiß.

Die schrecklichen Konsequenzen der bewaffneten Auseinandersetzungen in Syrien und im Irak für die Zivilbevölkerungen wie auch für das kulturelle Erbe stellen eine der bedrückendsten humanitären Tragödien der letzten Jahrzehnte dar. Millionen Menschen leben in einer besorgniserregenden Situation absoluter Bedürftigkeit und sehen sich gezwungen, ihre angestammte Heimat zu verlassen. Der Libanon, Jordanien und die Türkei tragen heute die schwere Last der Millionen von Flüchtlingen, die sie großzügig aufgenommen haben. Angesichts eines derartigen Szenariums und angesichts von Kriegen, die sich immer weiter ausbreiten und auf beunruhigende Art und Weise die inneren Gleichgewichte der einzelnen Länder wie auch der gesamten Region in Mitleidenschaft ziehen, scheint die internationale Staatengemeinschaft unfähig zu sein, angemessene Antworten zu finden, während die Waffenhändler nach wie vor ihren Geschäften nachgehen: blutbefleckte Waffen – mit unschuldigem Blut.

Und das, obwohl heute, im Gegensatz zur Vergangenheit, die Gräueltaten und die unerhörten Verletzungen der Menschenrechte, die diese Kriege kennzeichnen, von den Medien live übertragen werden. Deshalb geschehen sie vor den Augen aller Welt. Niemand kann so tun, als wisse er von nichts! Alle sind sich darüber im Klaren, dass dieser Krieg immer unerträglicher auf den Schultern der armen Bevölkerung lastet. Man muss eine Lösung finden, die aber niemals in der Anwendung von Gewalt bestehen darf, denn Gewalt schlägt nur neue Wunden und zeugt wiederum Gewalt.

Angesicht dieses Meers von Leid appelliere ich an euch, den materiellen und spirituellen Bedürfnissen der allerschwächsten und schutzlosesten Menschen besondere Aufmerksamkeit zu widmen: Ich denke dabei insbesondere an die Familien, an die alten Menschen, an die Kranken und an die Kinder. Die Kinder und die Jugendlichen, die unsere Hoffnung für die Zukunft sind, werden ihrer Grundrechte beraubt: unbeschwert in ihrer Familie heranwachsen zu können, gehegt und gepflegt zu werden, zu spielen und zu lernen. Millionen von Kindern werden aufgrund der langen Dauer des Krieges ihres Rechts auf Bildung beraubt, und folglich sehen sie, wie sich der Horizont ihrer Zukunft verdunkelt. Lasst es nicht an eurem Engagement auf diesem so lebenswichtigen Gebiet fehlen! [...]
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