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Kirche in der Welt
Eröffnung der Ausstellung mit den berühmtesten Mariendarstellungen von Raffael in Dresden

Momente der Freude und des Nachdenkens

Ansprache von Giovanni Kardinal Lajolo am 5. September
Momente der Freude und des Nachdenkens
1. Herzlich danke ich dem Ministerpräsidenten des Freistaats Sachsen, Herrn Stanislaw Tillich, für die Einladung, mit ihm zusammen an der Eröffnung dieser Ausstellung teilzunehmen. Ich habe diese Einladung aus verschiedenen Gründen gerne angenommen, insbesondere wegen der Bande, die viele Jahre meines Lebens mit Deutschland verbinden, aber noch mehr wegen des bevorstehenden Besuchs von Papst Benedikt XVI. in Deutschland. Gerade aus diesem Anlass wird nun Raffaels grossartiges Altarbild der »Madonna von Foligno« in Dresden ausgestellt, neben dem noch berühmteren Gemälde der »Madonna Sistina«, bekannt auch als »Madonna von Dresden«.

2. Das erste Abkommen, das ich während meines Dienstes als Apostolischer Nuntius in Deutschland unterzeichnen durfte, war jenes vom 2. Juli 1996 zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Sachsen. Zu den Neuheiten im Vergleich zu früheren ähnlichen Vereinbarungen gehört die Grundsatzerklärung in Artikel 19. Dieser betrifft die kirchlichen Kulturdenkmale und lautet:

(1) Die katholische Kirche und der Freistaat bekennen sich zu ihrer gemeinsamen Verantwortung für den Schutz und Erhalt der kirchlichen Kulturdenkmale.
(2) Die katholische Kirche verpflichtet sich, ihre Kulturdenkmale im Rahmen des Zumutbaren zu erhalten, zu pflegen und nach Möglichkeit der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.


Solche Bestimmungen beziehen sich offensichtlich nur auf die sich in Sachsen befindlichen bedeutenden Kulturdenkmale, doch – wie ich meine – steht mit dem Geist, der sie inspiriert hat, die Tatsache in Einklang, dass Benedikt XVI. den vom Ministerpräsidenten von Sachsen geäusserten und von mir mit Überzeugung unterstützten Wunsch erfüllt hat, aus Anlass seiner bevorstehenden Apostolischen Reise die »Madonna von Foligno« an der Seite der »Madonna Sistina« ausstellen zu können. Auch auf diese Weise wird die »gemeinsame Verantwortung« von Kirche und Staat, wie sie im erwähnten Abkommen auf der Stufe der Teilkirche verankert ist, durch das Beispiel des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaates bekräftigt.

Großartige Idee

3. Die »Madonna von Foligno« ist eines der Meisterwerke der Vatikanischen Museen, ausgestellt im selben Raum wie Raffaels »Verklärung Christi« und wie die grossen Wandteppiche nach Entwürfen von Raffael. Die Entscheidung, die Vatikanischen Museen für einige Monate auf ein so bedeutendes Werk verzichten zu lassen, konnte nicht leichtfertig getroffen werden.



Zwei Madonnen fanden zusammen

Dresden. Die beiden berühmtesten Mariendarstellungen des italienischen Malers Raffael sind nun erstmals seit 500 Jahren gemeinsam zu sehen. In der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister werden die »Madonna di Foligno« aus der vatikanischen Pinakothek und die Dresdner »Sixtinische Madonna« gezeigt, die Raffael beide um 1512 schuf. Vertreter beider Museen und des Freistaates Sachsen werteten die Leihgabe der »Madonna di Foligno« bei der Ausstellungseröffnung in Dresden als Sensation. Papst Benedikt XVI. habe sich persönlich dafür eingesetzt, daß die Altartafel ausnahmsweise den Vatikan verläßt. Sie gehöre zu den Spitzenwerken, die Museen sonst nie ausliehen. Der Deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Walter Jürgen Schmid, erklärte, die Ausstellung erweitere den Besuch Papst Benedikts XVI. »geografisch nach Sachsen und inhaltlich in den Bereich der Kultur«. Nach dem Willen des Papstes solle sie seine Apostolische Reise als einzigartiges kulturelles Ereignis begleiten. Der stellvertretende Direktor der vatikanischen Museen, Arnold Nesselrath, betonte, das kulturelle Engagement von Benedikt XVI. werde immer mehr zu einem Merkmal seines Pontifikats. Auch in seinen Ansprachen mache der Papst immer wieder Kunst und Frömmigkeit zum Thema. Neben den beiden Altartafeln Raffaels sind auch rund 20 weitere Werke zu sehen. Präsentiert werden etwa Vorstudien sowie herausragende Werke anderer Maler der Renaissance wie Albrecht Dürer und Lukas Cranach d.Ä. Unter den Exponaten ist die »Stuppacher Madonna« von Matthias Grünewald, eine Leihgabe des Bistums Rottenburg-Stuttgart.

Hinweis: Die Ausstellung ist bis zum 8. Januar 2012 täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr zu besichtigen. Der Katalog kostet 24,95 Euro. [...]
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