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Kirche in der Welt
Videoschaltung nach St. Petersburg zum 10. Nationalen Treffen der katholischen Jugendlichen Russlands

Im Winter des Krieges Samen der Versöhnung säen

Ansprache von Papst Franziskus am 25. August
Im Winter des Krieges Samen der Versöhnung säen
Vom 23. bis 27. August kamen in St. Petersburg etwa 400 Jugendliche aus ganz Russland zu einem nationalen Treffen zusammen. Es stand unter demselben Thema wie der Weltjugendtag Anfang August: »Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg« (Lk 1,39).
Liebe Jugendliche, der Friede und die Freude Jesu seien mit euch!

Vor drei Wochen haben wir in Lissabon den Weltjugendtag mit Jugendlichen aus der ganzen Welt gefeiert. Heute freue ich mich sehr, dass ich hier sein kann, um mit euch diesen Moment des Glaubens und der Hoffnung zu teilen. Das Motto des Weltjugendtags lautete: »Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg« (Lk 1,39). Ich möchte euch drei Gedanken in Bezug auf dieses Motto mitgeben, so dass ihr es weiter vertiefen könnt, in einer Reflexion, die ihr in Gruppen durchführen könnt, jeder seiner persönlichen Erfahrung entsprechend.

Der erste Gedanke: berufen sein und aufbrechen. Gott beruft, einen Weg zu gehen, Gott sendet uns aus, aufzubrechen und zu gehen. Jeder von euch ist wie Maria von Gott berufen. Ja, von Gott berufen; erwählt und berufen. Wir alle sind erwählt und berufen. Stellt euch die Frage: »Bin ich erwählt? Bin ich berufen?« Ja, der Herr hat euch von Beginn eures Lebens an berufen, er hat euch bei eurem Namen gerufen! Berufen, noch vor den Talenten, die wir haben, vor unseren Verdiensten, vor dem, was in uns dunkel und verletzt ist, vor allem anderen sind wir gerufen worden, sind wir beim Namen gerufen worden, von Angesicht zu Angesicht.

Gott richtet sich nicht an eine Menge, nein. Gott richtet sich an jeden Menschen persönlich, von Angesicht zu Angesicht. Elisabet, die unfruchtbar war, und Maria, die Jungfrau: Zwei Frauen, die Zeuginnen wurden. Zeuginnen für was? Für die verwandelnde Macht Gottes. Gott verwandelt. Diese Erfahrung der überfließenden Liebe Gottes ist es, die unbedingt geteilt werden muss. Deshalb ist Maria aufgestanden und ist unverzüglich, sofort aufgebrochen. Sie muss eilig aufstehen. Wenn Gott ruft, können wir nicht sitzenbleiben. Aufstehen und zwar eilig, weil die Welt, der Bruder, der Leidende, der, der uns nahe ist und die Hoffnung Gottes nicht kennt, sie empfangen muss, die Freude Gottes empfangen muss. Ich stehe eilig auf, um die Freude Gottes zu bringen. Das ist der erste Gedanke: berufen sein und aufbrechen.

Der zweite Gedanke: Die Liebe Gottes gilt allen, und die Kirche ist für alle da. Gottes Liebe erkennt man an seiner Gastfreundschaft. Gott nimmt immer auf, er ist schöpferisch, er schafft Raum, damit wir alle Platz finden, und er opfert sich für den anderen auf, er ist aufmerksam für die Bedürfnisse des anderen. Maria blieb drei Monate bei Elisabet und half ihr, wo es notwendig war. Diese beiden Frauen schaffen Raum für neues Leben, das geboren wird: Johannes der Täufer und Jesus. Aber sie schaffen auch Raum füreinander, sie tauschen sich aus. Die Kirche ist eine Mutter mit einem offenen Herzen, die aufzunehmen und zu empfangen weiß, vor allem diejenigen, die größere Fürsorge brauchen.

Die Kirche ist eine liebevolle Mutter, weil sie das Haus derer ist, die geliebt werden, und das Haus derer, die berufen sind. Wie viele Wunden, wie viel Verzweiflung können geheilt werden, wo man sich angenommen fühlt. Und die Kirche nimmt uns auf. Daher träume ich von einer Kirche, wo niemand überflüssig ist, wo niemand zu viel ist. Bitte, die Kirche soll kein »Zollamt« sein, um auszuwählen, wer hineinkommt und wer nicht. Nein, alle, alle. Der Eintritt ist frei. Und dann soll jeder die Einladung Jesu spüren, ihm zu folgen, zu sehen, wie er vor Gott steht. Und für diesen Weg gibt es die Lehre und die Sakramente. Denken wir an das Evangelium, wo der Gastgeber des Mahls die Diener auffordert, die Menschen an den Kreuzungen der Straßen einzuladen und sagt: »Geht und bringt alle mit« (vgl. Mt 22,9). Vergesst dieses Wort nicht: alle. Die Kirche ist für alle da, für Alte und Junge, für Gesunde und Kranke, für Gerechte und Sünder. Das hat Jesus gemeint: alle, alle, alle. [...]
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