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Kirche in der Welt
Am 26. August 1978 wurde der Patriarch von Venedig zum Papst gewählt

Das Erbe von Albino Luciani im Jahr seines 100. Geburtstags

Das Erbe von Albino Luciani im Jahr seines 100. Geburtstags
Der damalige Patriarch von Venedig, Kardinal Luciani, mit Paul VI.
Von Vincenzo Bertolone (Metropolitan-Erzbischof von Catanzaro-Squillace)

Der Sommer von 1978 war für die katholische Kirche nicht irgendein Sommer. Denn am 6. August starb nach 15 Jahren Pontifikat Paul VI. Am 26. August, nach einem sehr kurzen Konklave – zwei Tage und vier Wahlgänge, wurde der Patriarch von Venedig, Albino Luciani, zum Papst gewählt und nahm den Namen Johannes Paul I. an. »Papst des Lächelns«, »Demütiger Papst«, »Papst-Katechet«, »Pfarrer der Welt«, »Lächeln Gottes«, wurde er genannt. Am 17. Oktober 1978 wäre er 66 Jahre alt geworden. Aber diesen Geburtstag konnte er nicht mehr feiern, denn sein Pontifikat dauerte nur 33 Tage. Am Morgen des 28. September fand man den neuen Papst leblos in seinem Schlafzimmer.

Es ist uns ein Anliegen, anläßlich seiner Wahl auf den Stuhl Petri an ihn zu erinnern. Am Tag nach der Wahl richtete der demütige und »letzte Diener der Diener Gottes« in der Sixtinischen Kapelle vor dem Altar unter dem Jüngsten Gericht von Michelangelo seine erste und einzige Botschaft über Rundfunk an die ganze Welt, »urbi et orbi«.

Vom »Gedanken an die ungeheure Last des Amtes« als Priester, Lehrer und Hirte noch ein wenig »bedrückt«, aber überzeugt von der »tröstenden und beherrschenden Gegenwart des Gottessohnes« in der Kirche, seine »Hand in Christi Hand gelegt und auf ihn gestützt«, den »Urheber des Heils und Ursprung der Einheit und des Friedens«, richtete Johannes Paul I. sein Wort an alle Menschen als Freunde und Brüder, die »nach Leben und Liebe dürsten«.

In seiner Ansprache weist der Papst auf sechs programmatische Punkte hin, die jeweils von dem entschiedenen und für die Sprache eines Papstes ungewöhnlichen Wort »Wir wollen« eingeleitet werden. In diesem Programm fallen einige neuartige Impulse auf: Glaube und Kultur finden eine geglückte Synthese. Diese zugleich feierlichen und herzlichen Denkanstöße scheinen aus seinem unruhig schlagenden Herzen hervorgegangen zu sein. Kurze Zeit später kommentierte er von der mittleren Loggia des Petersdoms aus mit bewegter, verwunderter Stimme und einem kindlichen Lächeln seine Wahl, wie es kein Papst zuvor getan hatte. Indem er das majestätische »Wir« fallen ließ, hob er die Entfernung auf, und indem er sich eine Haarsträhne über der Stirn zurechtstrich, begrub er den Gebrauch der Tiara. Seine Art, Papst zu sein – demütig, einfach, kreativ und direkt –, begeisterte die Menge auf dem wunderbaren, von Bernini geschaffenen Platz sofort und rief auch im Apostolischen Palast große Zuneigung hervor. [...]
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