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Kirche in der Welt
Interview mit dem Sekretär für die Priesterseminare in der Kongregation für den Klerus

Franziskus an die Priester in aller Welt: Ein existentielles Schreiben

Franziskus an die Priester in aller Welt: Ein existentielles Schreiben
Eine Einladung zur Hoffnung, Mut zu fassen, sich nicht allein zu fühlen: Das wollte Papst Franziskus zum Ausdruck bringen in dem Schreiben, das er am 4. August – dem liturgischen Gedenktag des heiligen Johannes Maria Vianney, Vorbild priesterlichen Lebens und Patron der Pfarrer – an die Priester in aller Welt gerichtet hat. Ebenso wie eine Mannschaft nicht alle Spiele gewinnt, so kann auch die Kirche mit ihren Priestern zwar bei einigen Herausforderungen versagen, wird das Ziel aber dennoch erreichen: den Sieg in der Meisterschaft. Von diesem Vergleich geht der Sekretär für die Priesterseminare der Kongregation für den Klerus, Erzbischof Jorge Carlos Patrón Wong, aus. Er kommentiert in diesem Interview mit dem »L’Osservatore Romano« das Schreiben des Papstes an die Priester.

Von Nicola Gori


Worin besteht der wichtigste Aspekt dieses Schreibens von Papst Franziskus?

Es ist ein existenzielles Schreiben, das das Leben betrifft, das Schreiben eines Hirten an die Hirten, eines Vaters an seine Söhne, eines älteren Bruders an die Mitbrüder im Priesteramt. Es ist die Frucht einer Erfahrung des Lebens und der Nähe zum Herzen der Priester. Es ist das Resultat vieler Begegnungen und persönlicher Gespräche, die der Papst erlebt hat, besonders seit er der Nachfolger Petri ist. Es ist auch die Essenz vieler Briefe, die der Papst persönlich erhält und liest und in denen die Empfindungen und Schwierigkeiten des Lebens zum Ausdruck kommen. Natürlich ist es eine Dankesbotschaft im Namen des Gottesvolkes für all das Gute, das die Priester im Alltag tun. Vor allem ist es eine Ermutigung, die vom Wort und von der Gegenwart Jesu ausgeht, der die Priester als Freunde auserwählt hat.

Was bedeutet das Vorbild des heiligen Pfarrers von Ars heute noch für die Priester?

Ich glaube, dass er ein konkretes Vorbild der Hirtenliebe im Alltag ist. Ein Lebensstil völliger Nähe zu Gott und zu seinem Volk. Der heilige Johannes Maria Vianney ist ein Bezugspunkt für das tägliche Leben des Priesters mit den Menschen, die der Herr ihm in allen Umständen anvertraut hat, besonders in jenen, die Opfer, Demut, Güte und das unbemerkt bleibende Gute erfordern. Wie der heilige Pfarrer lehrt, hat all das eine große Bedeutung im Leben der Einzelnen und der lebendigen und konkreten Gemeinschaft. Der heilige Johannes Maria war wirklich die Gegenwart Gottes mitten im Volk, und als solche übernahm er einen freudigen Dienst im Alltag und bezeugte unter vielen Schwierigkeiten die Barmherzigkeit. Aber auch heute noch werden in der ganzen Welt zur Geschichte der priesterlichen Heiligkeit ähnliche Episoden hinzugefügt. Wir haben viele Priester, die so sind wie der Pfarrer von Ars. Sie sind es, die die Kirche lebendig und tatkräftig erhalten, denn der Priester ist Teil des Gottesvolkes und schenkt sein Leben für das Volk Gottes hin.

In dem Schreiben ist die Rede von Reinigung und von Schwäche, aber es wird auch gemahnt, nicht ständig über die Trostlosigkeit nachzugrübeln. Wie soll man nach den Skandalen von Seiten einiger Vertreter des Klerus in die Zukunft blicken?

Mit einem Blick der Hoffnung und des völligen Vertrauens. Der Papst weiß die Anstrengungen zu schätzen und dankt allen für ihren Einsatz. Seine Reformtätigkeit ist notwendig, um der Hirtensorge Impulse zu geben, damit kein Missbrauch irgendeiner Art jemals wieder Raum findet, sich zu entwickeln und zu wiederholen. Wir sind heute Priester, in einer Zeit der Reinigung der Kirche, in der der auferstandene Christus der Kirche Leben schenkt, indem er bewirkt, dass alle sich zu ihm bekehren: Wir sind aufgefordert, uns von der Heuchelei des Scheins und der Äußerlichkeit zu befreien. Das ist die gute Nachricht. Es ist das Wirken des Heiligen Geistes, denn die Priester sind berufen, mit Aufrichtigkeit und Innerlichkeit zu leben. Die Priester müssen sich auf einem ständigen Weg der Umkehr befinden, um einfacher, demütiger, freudiger zu sein und ein Leben zu führen, das mehr dem Evangelium entspricht. Sie müssen daran denken, dass sie immer mehr zu Jüngern Christi werden müssen, und sich vor allem vor Augen halten, dass die pastoralen Früchte vom Wirken des Geistes und nicht so sehr aus menschlichen Strategien kommen.

Warum kann man die Dankbarkeit als »mächtige Waffe« bezeichnen? [...]
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