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Kirche in der Welt
Worte von Papst Franziskus beim Angelusgebet am 26. Juli

Die Logik des Teilens und der Liebe

Die Logik des Teilens und der Liebe
Vor mehreren zehntausend Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz meldete sich Papst Franziskus via Tabletcomputer zum Weltjugendtag 2016 in Krakau an. In Gegenwart von zwei Jugendlichen, die neben ihm am Fenster des Apostolischen Palastes standen, schickte er das elektronische Formular ab.
Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Das Evangelium des heutigen Sonntags (Joh 6,1-15) berichtet vom großen Zeichen der Brotvermehrung in der Fassung des Evangelisten Johannes. Jesus befindet sich am Ufer des Sees von Galiläa und ist umgeben von einer »großen Menschenmenge«, »weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat« (V. 2). In ihm wirkt die barmherzige Kraft Gottes, die von allem leiblichen und geistlichen Übel heilt. Doch Jesus heilt nicht nur, er ist auch Meister: denn er steigt auf den Berg und setzt sich nieder, in der typischen Haltung des Meisters, wenn er lehrt: er steigt auf jenen natürlichen, von seinem himmlischen Vater geschaffenen »Lehrstuhl«. An diesem Punkt stellt Jesus, der sehr wohl weiß, was er tun wird, seine Jünger auf die Probe. Was sollen wir tun, um all diesen Leuten zu essen zu geben? Philippus, einer der Zwölf, rechnet schnell nach: Auch wenn man eine Kollekte organisieren würde, könnten höchstens 200 Denare gesammelt werden, um Brot zu kaufen, was jedoch nicht ausreichen würde, um fünftausend Menschen zu speisen.

Die Jünger denken in Begriffen des »Marktes«, Jesus aber ersetzt die Logik des Kaufens durch jene andere Logik, die Logik des Gebens. Und so kommt Andreas, ein weiterer Jünger, Bruder des Simon Petrus, mit einem kleinen Jungen, der alles, was er hat, zur Verfügung stellt: fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber das ist natürlich nichts, sagt Andreas, in Anbetracht jener großen Menge (vgl. V. 9). Gerade darauf aber hatte Jesus gewartet. Er weist die Jünger an, die Leute zum Hinsetzen zu bewegen, dann nahm er die Brote und Fische, sprach das Dankgebet zum Vater und teilte sie aus (vgl. V. 11). Diese Gesten nehmen die des Letzten Abendmahls vorweg, die dem Brot Jesu seine wahrste Bedeutung verleihen. Das Brot Gottes ist Jesus selbst. Wenn wir ihn in der Kommunion empfangen, erfüllt er uns mit seinem Leben, und wir werden zu Kindern des himmlischen Vaters und zu Geschwistern untereinander. Wenn wir die Kommunion empfangen, begegnen wir dem wahrhaft lebendigen und auferstandenen Jesus! An der Eucharistie teilzunehmen bedeutet, in die Logik Jesu einzutreten, in die Logik der Unentgeltlichkeit, des Teilens. Und so arm wir auch sein mögen, können wir alle etwas geben. »Die Kommunion empfangen« bedeutet auch, aus Christus die Gnade zu schöpfen, die uns befähigt, mit den anderen das zu teilen, was wir sind und was wir haben.

Die Menschenmenge staunt über das Wunder der Brotvermehrung; doch das Geschenk, das Jesus anbietet, ist die Fülle des Lebens für den hungernden Menschen. Jesus stillt nicht allein den materiellen Hunger, sondern jenen tieferen Hunger nach dem Sinn des Lebens, den Hunger nach Gott. Was können wir tun angesichts des Leids, der Einsamkeit, der Armut und der Schwierigkeiten so vieler Menschen? Jammern löst nichts, doch wir können das Wenige anbieten, das wir haben, wie jener Junge im Evangelium. Wir haben gewiss ein paar Stunden Zeit, irgendein Talent, eine Fähigkeit… Wer von uns hätte da nicht seine »fünf Gerstenbrote und zwei Fische«? Wir alle haben sie! Wenn wir bereit sind, sie in die Hände des Herrn zu legen, werden sie ausreichend sein, damit es in der Welt ein wenig mehr Liebe, Frieden, Gerechtigkeit und vor allem Freude gibt. Wie notwendig ist doch die Freude in der Welt! Gott vermag unsere kleinen Gesten der Solidarität zu vermehren und uns an seiner Gabe Anteil nehmen zu lassen.

Unser Gebet trage den gemeinsamen Einsatz dafür, dass es nie jemandem am Brot des Himmels, das das ewige Leben schenkt, und am Notwendigen für ein menschenwürdiges Leben mangle, und es möge sich die Logik des Teilens und der Liebe durchsetzen. Die Jungfrau Maria begleite uns mit ihrer mütterlichen Fürsprache. [...]
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