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Kirche in der Welt
Zum Tod von Schwester Nirmala, der ehemaligen Generaloberin der Missionarinnen der Nächstenliebe

Wie eine Mutter an deiner Seite

Wie eine Mutter an deiner Seite
Schwester Nirmala
Von Giampaolo Mattei

In der ganzen Welt wurde Schwester Nirmala durch ihre zärtliche Geste bei der Beerdigung von Mutter Teresa von Kalkutta bekannt, als sie ihr zum letzten Mal das Gesicht streichelte und dann ihre Hände im Zeichen des Gebets faltete. Der Welt wurde sie bekannt, als man sie allein einige Meter hinter dem offenen Sarg »ihrer« Teresa hergehen sah, durch die Straßen von Kalkutta voller Frauen und Männer, Nicht-Christen, die herbeigeströmt waren, um derjenigen Dank zu sagen, die für sie eine Mutter gewesen war.

Schwester Mary Nirmala Joshi, verstorben am 23. Juni im Alter von 81 Jahren, war zwölf Jahre lang – vom 13. März 1997 bis 25. März 2009 – Generaloberin der Missionarinnen der Nächstenliebe, der von Mutter Teresa 1950 gegründeten Kongregation. »Wenn Gott jemanden gefunden hat, der so klein ist wie ich, dann heißt das, dass er auch jemanden finden kann, der noch kleiner ist als ich«, sagte Mutter Teresa, wenn man sie fragte, wer Schwester Nirmala sei, deren Name in der bengalischen Sprache »Reinheit« bedeutet. Für die zum Generalkapitel versammelten Schwestern spielte es keine Rolle, dass die neue Oberin sich eine unheilbare Form endemischer Malaria zugezogen hatte, die sie immer wieder unter sehr hohem Fieber leiden ließ. Gerade die Krankheit, so Schwester Nirmala, »war die Antwort auf das verbreitete Denken mit seinen übertriebenen Ansprüchen einer vorgeblichen Perfektion«.

Sie wollte nicht »Mutter« genannt werden, was ihr eigentlich zugestanden hätte. Und das erklärte sie dir so: »Ich erkenne nur drei Mütter an: die Jungfrau Maria, meine eigene Mutter und Teresa.« Es war zudem unmöglich, sie in lange und komplizierte Gespräche und Überlegungen zu verwickeln: Sie sprach wenig und nur das Wesentliche. Ja, Worte schienen für sie gar nicht notwendig zu sein, und so gebrauchte sie diese brüsk, als wäre sie dazu gezwungen. Aber sie hatte stets eine sehr frische, jugendliche Stimme. Ihr kurz angebundener Stil hatte allerdings überhaupt nichts mit Furchtsamkeit zu tun. Das konnte man sehr gut am Vorabend des Begräbnisses von Mutter Teresa erkennen, als eine »Horde« von Journalisten in das Mutterhaus der Kongregation einfiel, um ihr eine Erklärung in Bezug auf finanzielle Einnahmen und ihre Position zu Abtreibung und Verhütung abzuringen. Nirmala ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und antwortete mit Entschiedenheit, wodurch sie die Arroganz ihrer Gesprächspartner verwirrte: »Wir werden Jesus weiter in den Armen dienen und ihn in der Eucharistie anbeten. Nichts wird sich ändern. Mutter Teresa wird weiter für uns beten und bei uns sein. Abtreibung bleibt Mord und ist gegen den Willen Gottes.« Und zum Abschied gab sie jedem Journalisten eine Medaille der Muttergottes mit der aufrichtigen, einfachen, mütterlichen Aufforderung: »Betet!«

Wenn man sie zwang, über sich selbst zu sprechen, hielt sie einen kleinen abgenützten Bleistift zwischen den Fingern: sie spielte fast damit, um die Schüchternheit zu überwinden. In einer Zeit der »virtuellen Realitäten« wurde dieser Bleistift gleichsam zu einem Symbol für das ganz konkrete »Netz« der Liebe, das Mutter Teresa geknüpft hatte. Gleich bei der ersten Begegnung mit Schwester Nirmala war es, als hättest du sie schon immer gekannt: Schwester, Mutter, »stets an deiner Seite auch bei einer Entfernung von über tausend Kilometern!« Sie blickte dir in die Augen und drückte dir die Hände, als wärest du allein auf der Welt. Sie »erkannte« dich, auch wenn sie dich noch nie gesehen hatte. Sie kam stets sofort zum Wesentlichen und wenn sie dir versicherte, dass sie für dich betet, dann konntest du auch sicher sein, dass es so sein würde. Für immer. [...]
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