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Die geheime Priesterweihe von Karl Leisner im KZ Dachau

Die geheime Priesterweihe von Karl Leisner im KZ Dachau
Karl Leisner
Er war der einzige Priester, der je in einem Konzentrationslager geweiht wurde. Am zweiten Weihnachtstag 1944 – dem Fest des heiligen Stephanus und ersten Märtyrers – las Karl Leisner die einzige Messe seines Lebens. Am 12. August 1945 starb der 1915 in Rees am Niederrhein geborene NS-Gegner an den Folgen seiner Haft in Dachau in einer Lungenheilanstalt

»Karl Leisner ist uns eine Inspiration«, sagte einst der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx. In seiner Person werde deutlich, dass es Menschen gegeben habe, die »angesichts brutalster Gewalt nicht verstummt« seien. Leisner studierte Theologie in Münster und Freiburg im Breisgau und engagierte sich in der katholischen Jugendarbeit. Anders als andere verfiel er nicht der NS-Ideologie. Seine Kraft schöpfte er aus der Schönstatt-Bewegung, deren Spiritualität er 1933 bei Schülerexerzitien in Vallendar-Schönstatt kennengelernt hatte. In seiner Freiburger Studienzeit reifte in ihm der Entschluss, Priester zu werden.

Schade

Am 25. März 1939 wurde er vom Münsteraner Bischof Clemens Graf von Galen zum Diakon geweiht. Aufgrund einer Lungenerkrankung verbrachte Leisner anschließend mehrere Monate im Schwarzwald zur Kur. Als das Radio am 8. November 1939 meldete, dass Hitler das versuchte Bürgerbräu-Attentat von Georg Elser überlebt hatte, rutschte dem Theologen ein leises »Schade« heraus – eine Äußerung, die nicht ungehört blieb. Ein Mitpatient verpfiff ihn. Einen Tag später wurde Leisner wegen staatsfeindlicher Äußerungen inhaftiert. Die Priesterweihe zu Weihnachten 1939 im münsterischen Paulus-Dom fand ohne ihn statt.

Bereits früher war Leisner den Nationalsozialisten unangenehm aufgefallen: Er engagierte sich im Bistum Münster in der katholischen »Jungschar«, machte Gruppenstunden, organisierte Zeltlager im ganzen Bistum. Von Galen wurde auf ihn aufmerksam und setzte ihn zum »Diözesanjungscharführer« ein. Die Gestapo bespitzelte ihn und legte eine Akte an.

Nach seiner Inhaftierung kam Leisner 1939 nach einer »Schutzhaft« zunächst ins KZ Sachsenhausen, im Dezember 1940 als politischer Häftling nach Dachau, wo auch seine Tuberkulose ausbrach. Obwohl er selbst gesundheitlich angeschlagen war, begegnete er Mitgefangenen fröhlich, fand aufmunternde Worte und teilte seine Essensrationen.

Der Jesuit Otto Pies, dem der junge Mann aufgefallen war, stand dem Diakon als geistlicher Begleiter zur Seite. Er war es auch, der am 17. Dezember 1944 die geheime Priesterweihe des Häftlings 22356 in die Wege leitete. Denn dessen gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich zunehmend, und seine Mithäftlinge wollten ihm noch diesen Wunsch erfüllen.

In größter Geheimhaltung wurden die Bischofsgewänder für den kurz zuvor ins KZ gebrachten Bischof von Clermont-Ferrand, Gabriel Emmanuel Joseph Piguet, erstellt. Die Weihe am Gaudete-Sonntag in Block 26 brachte alle Beteiligten in große Gefahr, doch das Vorhaben blieb unentdeckt. Für den todkranken, von den Entbehrungen der Gefangenschaft schwer gezeichneten 29-Jährigen erfüllte sich an diesem dritten Adventssonntag ein Herzenswunsch. [...]
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