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Kirche in der Welt
Pilgerfahrt von Papst Franziskus ins Heilige Land

Die Wege des Friedens

Die Wege des Friedens
Der Berg Zion
Von Abraham Skorka

Als Papst Franziskus und ich im vergangenen Juni zum ersten Mal über die Möglichkeit einer Reise ins Heilige Land gesprochen haben, da tauchte in unserem Gespräch das Wort »Pilgerschaft« auf. In der biblischen Überlieferung bezieht sich dieser Begriff auf die drei Anlässe, zu denen sich jeder Jude im Verlauf des Jahres nach Jerusalem begeben musste, um vor Gott zu erscheinen. Während man in den heidnischen Kulten zum Heiligtum gehen musste, um das Bild der Gottheit zu sehen, ist es im Kult Israels der Mensch, der vor Gott erscheinen muss (Exodus 34,24; Deuteronomium 31,11). Deshalb ist der Pilgerweg ins Heilige Land, die Rückkehr nach Jerusalem mit einem tieferen Blick in das eigene Innere verbunden, denn diesem Boden ist die Spur des Wesens unserer Spiritualität eingeprägt, sowohl der jüdischen als auch der christlichen.

Andererseits ist das Land Israel seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Zeuge der letzten Neuformung jüdischen Seins in seiner mehrtausendjährigen Geschichte. Damals schwelten in Europa bereits jene Übel, die im nachfolgenden Jahrhundert auf schreckliche Weise zutage treten sollten.

Das Leben der Juden war in vielen Gemeinschaften ihrer europäischen Diaspora zu jener Zeit unerträglich geworden. Eine boshafte antisemitische Haltung führte zu ungeheuerlichen Tragödien, wie das Pogrom, das zwischen 1881 und 1884 nach der Ermordung von Alexander II. die jüdischen Viertel im zaristischen Russland verwüstete, dann auch das Pogrom von Kischinjow (1903) und die Dreyfus-Affäre (1894-1906).

Diese und andere Ereignisse bewegten die Juden, den Kontinent zu verlassen. Viele fanden in Amerika bessere Lebensbedingungen. Andere dachten, dass der Zeitpunkt gekommen war, nach Zion zurückzukehren. Dieses Wort, mit dem einer der Hügel bezeichnet wird, auf denen sich Jerusalem erhebt, wird vom Psalmisten gebraucht (126,1), um die Rückkehr des Volkes aus dem Babylonischen Exil zu beschreiben, zu dem es von Nebukadnezar gezwungen worden war. Die Prophezeiungen der Rückkehr in das Land der Vorfahren im Buch Jesaja (ab dem 40. Kapitel) und in Ezechiel 37 wie auch der Schwur in Psalm 137 blieben dem Bewusstsein des Volkes eingeprägt und sein Einsatz dafür blieb von Generation zu Generation unverändert. Deshalb wurde die Bewegung der Rückkehr nach Israel Zionismus genannt.

Im unwirtlichen Palästina von damals, einem weit entfernten und verlassenen Territorium des Osmanischen Reiches, ein neues Leben aufzubauen, war eine harte und schwierige Entscheidung. Sie wurde getroffen von jungen Pionieren, die sich mit brennendem Idealismus danach sehnten, zu ihren Ursprüngen zurückzukehren. Über den Antisemitismus und die armseligen Lebensbedingungen der jüdischen Massen in Osteuropa hinaus war im ganzen jüdischen Volk – vom Jemen bis nach Holland, vom Iran bis nach Nordafrika – ein unterschwelliges Bewusstsein vom Land der Vorfahren vorhanden, das damals ein starkes und unergründliches Wiedererwachen erlebte. Jahrhundertelang hatte der Jude sein wichtigstes Gebet mit dem Blick nach Jerusalem gesprochen, dessen Wiederaufbau und die Rückkehr sowohl des Volkes als auch Gottes dorthin beschwört. Ende des 19. Jahrhunderts spürten viele Juden, dass sie die Ruinen der Vergangenheit wieder aufbauen sollten, um aktiv dazu beizutragen, die Bitten des Gebets in Wirklichkeit zu verwandeln. [...]
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