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Kirche in der Welt
Zum Tod von Mario Agnes, emeritierter Direktor des »Osservatore Romano«

Fast ein Vierteljahrhundert

Fast ein Vierteljahrhundert
Von September 1984 bis Oktober 2007 leitete Professor Mario Agnes die Vatikanzeitung »L’Osservatore Romano«. 1931 in Serino (Kampanien) geboren, war er viele Jahre als Dozent für die Geschichte des Christentums an den Universitäten Cassino und Rom tätig. 1980 wurde er zum Präsidenten der Katholischen Aktion Italiens ernannt. Am Abend des 9. Mai ist er in seiner Wohnung im Vatikan verstorben. Die Exequien fanden am 12. Mai in der vatikanischen Pfarrkirche Sant’Anna statt.
Mario Agnes war ein bedeutender, zugleich aber auch zurückhaltender Vertreter des italienischen Katholizismus. In der süditalienischen Gebirgslandschaft Irpinien geboren, in einer Familie mit soliden katholischen Wurzeln, der er zeitlebens eng verbunden bleiben sollte, zeichnete er sich durch seine absolute Treue gegenüber der kirchlichen Hierarchie aus. Sein Engagement als Laie galt in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zunächst der Katholischen Aktion (unter anderem als deren nationaler Präsident), und dann dem »Osservatore Romano«, dessen Leitung er fast ein Vierteljahrhundert lang innehatte.

Von hagerem Körperbau, strengen, mitunter schroffen Umgangsformen, hatte sich der starke und heftige Charakter dieses Mannes im Lauf der Jahre abgemildert, wobei er denen, die ihn aus der Nähe kannten, ganz unversehens Bezeugungen der Freundschaft, ja liebevolle Fürsorge erweisen konnte. Nach dem Ende seiner langen Zeit als Direktor zog er sich immer mehr in seine Wohnung im Vatikan zurück und wurde in den letzten Jahren Opfer einer schweren Krankheit, die er auf sich nahm, ohne je zu klagen. Vor allem litt er aber unter dem Verlust seiner geliebten Schwester. Trotz allem verfolgte er bis in seine letzten Tage das Zeitgeschehen, empfing die Neffen, Nichten und Freunde, bevorzugte aber immer öfter kurze Telefongespräche.

Seine Direktion der Zeitung des Heiligen Stuhls war die zweitlängste in der Geschichte des »Osservatore Romano«, nach den 40 Jahren unter der Leitung von Giuseppe Dalla Torre: sie dauerte ganze 23 Jahre, unter den Pontifikaten zweier Päpste, Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Mit seinem adligen, aus Padua stammenden Vorgänger hatte Mario Agnes bei aller Verschiedenheit und in völlig anderen Zeiten einiges gemeinsam: Das Engagement in der katholischen Bewegung, die Treue, mit der er seinen Dienst am Heiligen Stuhl versah und schließlich die feste Hand, mit der er die Zeitung leitete.

Die Vatikanzeitung, die sich zur Zeit des Konzils und unter der Leitung Raimondo Manzinis – der von Johannes XXIII. ernannt worden war und der mit einer intelligenten Öffnung die entscheidenden 15 Jahre von Montinis Pontifikat zu interpretieren verstand – grundlegend verändert hatte, war anschließend über sechs Jahre lang von Valerio Volpini, einem scheuen und vornehmen Intellektuellen, geführt worden. Als dessen Nachfolger berief Johannes Paul II. den damals noch keine 53 Jahre alten Agnes, der ohne zu zögern externe und interne Probleme der Zeitung in Angriff nahm. Seine Aufmerksamkeit galt vor allem dem durchaus auch konfliktgeladenen Wandel des italienischen Katholizismus, und zu diesem Engagement gesellte sich die Einführung neuer Technologien bei der Zeitung, die er akzeptierte, ohne sich ihrer aber selbst je zu bedienen. [...]
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