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Kirche in der Welt
Betrachtung zum Pfingstfest von Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst (Limburg)

Läuterung braucht die Luft der Liebe

Läuterung braucht die Luft der Liebe
»Maria mit den Aposteln im Abendmahlssaal«. Restauriertes Pluviale aus der Zeit von Bischof Dominikus Willi OCist (1898–1913 Bischof von Limburg), Bischöfliche Hauskapelle Limburg.
Auf der Tabernakeltür einer Kirche am Niederrhein findet sich die Inschrift: »Der Pfingsttag kennt keinen Abend, denn seine Sonne, die Liebe, kennt keinen Untergang.« Dieses Bekenntnis vermittelt den großen Atem der Kirche. Sie kommt aus dem Abendmahlssaal, und sie weiß um den Ostermorgen. Dagegen sind die düsteren Aussichten, die gegenwärtig die Meinungen und Medien bestimmen, atemberaubend. Sie sprechen an, was auch die Kirche in Scham und Reue ausspricht. Sie sehen den Schatten, den einige aus Schuld über das Angesicht der Kirche gebracht haben. Aber man vermißt in der Kurzatmigkeit der Konflikte das Bewußtsein um die Bedeutung der Kirche. Wo sie nach menschlichen Maßstäben beurteilt und manchmal verurteilt wird, ist zu wenig im Blick, daß sie göttlichen Ursprungs ist. Sie ist zu allen Zeiten Kirche der Sünder und der Heiligen. Sie braucht immer wieder Umkehr und Erneuerung und ist zugleich Sakrament der Versöhnung. Sie hat den Atem in sich, der vom Abend in den Morgen reicht und die düstere Nacht zu bestehen vermag, in der sich Verrat in Vergebung wandeln muß. Läuterung braucht die Luft der Liebe, damit ein Leben in Leidenschaft gedeihen kann. Diesen Odem schenkt Gott seiner Kirche am Pfingstfest.

Der von den Nationalsozialisten hingerichtete Jesuit Alfred Delp (1907–1945) bezeugt mit seinem Leben und seiner Verkündigung diese Spannung. Er spricht von der »Kirche in Menschenhänden « und sieht darin den einen Teil des Risikos, das Gott mit der Stiftung der Kirche auf sich nahm. Der andere Teil ist Gottes Heiliger Geist, der Feuer und Sturm ist, der läutert und bewegt. Wo beides im Blick ist, lernt der Christ von innen her mit der Kirche zu fühlen (»sentire cum ecclesia«). Das Leiden an ihr und mit ihr wird zur größeren Liebe für sie, die der Leib Christi ist. [...]
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