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Kirche in der Welt
Die Marega-Sammlung der Vatikanbibliothek

Japan und die Untergrund-Christen

Japan und die Untergrund-Christen
Ein Text aus der Marega-Sammlung
Von Cesare Pasini

Bereits in den ersten Jahren nach seiner Ankunft in Japan fing der Salesianer-Missionar Don Mario Marega an, Dokumente über die ortsansässigen Christen zu sammeln. Diese im März 2011 durch Delio Proverbio wiederentdeckte »Marega-Sammlung« befindet sich heute zum großen Teil in der Vatikanbibliothek. In Zusammenarbeit mit den von den »National Institutes for the Humanities of Japan« koordinierten japanischen Institutionen läuft an der Vatikanbibliothek ein Konservierungs-, Digitalisierungs- und Studienprojekt, mit dem sich vor einigen Monaten die Tagung »Tracing Christianity in Early Modern Japan« auseinandergesetzt hat.

Marega wurde 1902 in Mossa geboren, das heute zur nordostitalienischen Provinz Gorizia/ Görz gehört. 1929, zwei Jahre nach seiner Priesterweihe, kam er nach Japan. Er wirkte zunächst als Philosophie-Dozent in Miyazaki und Takanabe an der Ostküste von Kyushu, der südlichsten Hauptinsel Japans. Im Jahr 1932 wurde er in die Präfektur Oita, die ehemalige Provinz Bungo, versetzt, die weiter nördlich auf derselben Insel liegt: Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit begann er, die Geschichte der frühen Christen in dieser Gegend zu erforschen.

Silvio Vita zufolge schrieb Don Marega bereits im Februar 1933 auf einer Postkarte, dass er in der Umgebung von Oita 185 christliche Gräber aus der Zeit der Christenverfolgungen entdeckt habe und dass es ihm gelungen sei, zahlreiche alte Dokumente zu erwerben über die Märtyrer sowie über jene, die ihren Glauben verleugnet hatten: Tausende von Dokumenten, die sein Zimmer füllten. Er teilte auch mit, dass er die Ergebnisse seiner Forschungen in Lokalzeitungen veröffentlicht habe und dass die auf diese Weise in akademischen und kulturellen Kreisen erworbene Autorität ihm ermöglicht habe, in seiner Eigenschaft als Missionar einen besseren Zugang zur Gesellschaft des Ortes zu erhalten.

Am Runden Tisch am Ende der Tagung stellte der Jesuit Kawamura Shinzo von der Sophia University in Tokyo die Frage nach dem eigentlichen Motiv, das den Missionar dazu bewegte, sich für die alten Christen von Bungo zu interessieren. Er bot eine äußerst eindeutige Antwort an: Don Marega habe sich aus »Mitleid« dazu entschieden, weil er sich den Märtyrern nahe gefühlt habe. Ich neige dazu, dem zuzustimmen: Als ich vor einigen Monaten zusammen mit Proverbio diese Orte besucht habe, war das stärkste Gefühl, das wir empfanden, ein tiefes Mitgefühl mit den Menschen, die dort ihren Glauben bezeugt haben, die verfolgt wurden und heimlich und auf eine unvorstellbare Art und Weise während der nahezu drei Jahrhunderte der Verfolgung den Glauben weitergegeben haben, ohne die Messe feiern oder äußere Zeichen ihrer Glaubenszugehörigkeit tragen zu können. Die ersten Märtyrer reichen in das 16. Jahrhundert zurück, und erst 1865 konnten die »Untergrund-Christen« wieder auftauchen.

Kardinal Raffaele Farina, der gleich nach der »Wiederentdeckung« der Marega-Sammlung in der Bibliothek die ersten Kontakte zu den japanischen Salesianern ermöglicht hat, erinnerte sich an den tiefen Eindruck, den diese Dokumente auf ihn machten und bestätigte dieses »Mitleid«, das Don Marega gleich bewegt haben musste, diese Dokumente zu sammeln und studieren. Der Untertitel des Tagungsthemas, »Die Marega-Sammlung in der Vatikanbibliothek und ihr Wert für die internationale Zusammenarbeit«, spielt auf einen wichtigen Aspekt des laufenden Forschungsprojekts an. Erzbischof Jean-Louis Bruguès, Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche, wies in seinem Grußwort an die Tagungsteilnehmer darauf hin und betonte den »Kontext der institutionellen, wissenschaftlichen und zwischenmenschlichen Zusammenarbeit«, die dieses Unternehmen charakterisiert. Auch die Botschaft, die der Papst zu diesem Anlass übermittelt hatte, drückte den beteiligten Institutionen seinen Dank »für ihre Initiativen zur Förderung des kulturellen und akademischen Dialogs« aus. Es sei wünschenswert, dass die gemeinsame Reflexion über diese Dokumente es ermögliche, »nicht nur die Verfolgung der christlichen Gemeinde in Japan besser zu verstehen, die im 17. Jahrhundert anfing, sondern auch eine klarere Einsicht darüber zu erlangen, in welchem Umfang diese Verfolgung die gesamte Gesellschaft betroffen hat«. Was die Forschungslage anbelangt, sind die Vorträge von Ohashi Yukihiro (Waseda University, Tokyo) und Sato Akihiro (Alte Historische Archive der Präfektur Oita) zu nennen. Ohashi zeichnete die Realität des Christentums in Japan vom 16. bis ins 19. Jahrhundert nach, von jenem Augenblick an, als Franz Xaver 1549 ins Land kam. [...]
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