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Kirche in der Welt
Bericht über eine Tagung in der Salzburger Erzabtei St. Peter (10. bis 12. April)

Benediktiner als Kardinäle

Benediktiner als Kardinäle
Die Schirmherren der Tagung Erzabt Birnbacher, Kardinal Kasper und Erzbischof Lackner OFM sowie der Organisator Prof. Dr. Sohn (Foto: David Pernkopf, Erzdiözese Salzburg).
Von Univ.-Prof. Dr. Andreas Sohn, Universität Sorbonne Paris Nord

Zahlreiche Kardinäle in Bronze hat der italienische Bildhauer Giacomo Manzù (1908-1991), der mit Papst Johannes XXIII. (1958-1963) befreundet war und ein Portal des Petersdomes gestaltet hat, geschaffen. Eine dieser Skulpturen, von Touristen immer wieder bestaunt, befindet sich vor dem Salzburger Dom und verweist auf eine der einflussreichsten Personengruppen in der katholischen Kirche, die öffentlich besonders bei der Papstwahl in Erscheinung tritt. Gewöhnlich geht der Papst aus ihren Reihen hervor. Im Wesentlichen hat sich das Kardinalat seit dem 11. Jahrhundert gesamtkirchlich ausgebildet. Das Kardinalskollegium prägte sich seither mit seinen drei ordines (Bischöfe, Priester, Diakone) institutionell aus.

Zeugnis der Vitalität monastischen Lebens

Erstmals war eine große internationale Tagung dem Thema »Benediktiner als Kardinäle« (vom Mittelalter bis zum 21. Jahrhundert) gewidmet, die in der altehrwürdigen Erzabtei Sankt Peter zu Salzburg stattfand. Wie die vier ebendort voraufgegangenen Tagungen zum europäischen Benediktinertum (Benediktiner als Historiker 2014, als Päpste 2016, Gelehrte 2018, Bischöfe 2021) veranstaltete und organisierte diese fünfte der Historiker Univ.-Prof. Dr. Andreas Sohn von der Universität Sorbonne Paris Nord, Mitglied des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften. Die Schirmherrschaft der Tagung hatten Kardinal Walter Kasper, der Salzburger Erzbischof Dr. Franz Lackner OFM, Erzabt Dr. Korbinian Birnbacher von Sankt Peter, Nationalratspräsident Mag. Wolfgang Sobotka und Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer von Salzburg übernommen.

Einleitend legte Andreas Sohn dar, wie die Erforschung des Kardinalats, des Kardinalskollegiums und der Kardinäle mit dem Entstehen der nationalen wissenschaftlichen Forschungsinstitute in Rom, die seit der Öffnung des Vatikanischen Geheimarchivs 1880/81 gleichsam wie Pilze aus dem Boden schossen, allmählich voranschritt und mit den Studien zu Papsttum und Kurie verbunden war. Institutionelle, kirchlich-administrative und kanonistische Aspekte standen länger im Vordergrund, prosopographische Herangehensweisen gewannen erst später die Beachtung, die sie verdienten (Arbeiten von Joachim Wollasch, Jean Favier und anderen). In einschlägigen Lexikonartikeln, welche den Forschungsstand insgesamt spiegeln, wurde und wird aus Orden und Klöstern hervorgegangenen Kardinälen relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dies gilt wohl insbesondere für benediktinische Purpurträger, wie Sohn betonte, was gerade die Bedeutung der Salzburger Tagung – im thematischen Zuschnitt auf Europa begrenzt – für Wissenschaft und Kirche unterstreiche. Zugleich plädierte er dafür, den bis heute kaum gebräuchlichen Begriff »Mönchskardinäle« zu verwenden, der vollauf seine Berechtigung habe wie der schon etwas bekanntere Terminus »Mönchspäpste« in der Forschungsliteratur, und deren Wirken in Welt- und Ortskirche auch als Zeugnis der Vitalität monastischen Lebens zu werten.

Ein Höhepunkt der Tagung war der brillante Festvortrag, welchen der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper zur feierlichen Tagungseröffnung perspektivenreich über »Kardinäle im Dienst des Papsttums und der Kirche« hielt und dabei Innen- und Außensichten miteinander verwob. Er beschrieb zunächst die Anfänge, als Kardinäle vornehmlich liturgische Aufgaben in Rom wahrgenommen hatten. Die weitere wechselvolle Entwicklung in Mittelalter und Neuzeit skizzierte er überblickshaft, wobei immer wieder starke äußere Einflussnahmen, zum Beispiel von italienischen Adelsfamilien und europäischen Staaten und Fürstenhäusern, hervortraten. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) sah Kardinal Kasper »eine neue Epoche der Kirchengeschichte« – mitgest altet von Kardinalspersönlichkeiten wie Augustin Bea, Julius Döpfner und Franz König im deutschen Sprachraum – heraufziehen, in welcher das Kardinalskollegium seine eigentliche Berufung in der Mitwirkung an der kirchlichen Leitung wiederfinden sollte. In diesem Zusammenhang plädierte der renommierte schwäbische Theologe für eine Reform der Aufgaben des Kardinalskollegiums und die Errichtung eines neuen Kardinalsrates als Ergänzung zur Bischofssynode, um auch der Vielfalt an Kulturen und Kulturräumen innerkirchlich gerecht zu werden. Grundlage der Neuausrichtung seien die Evangelisierung und die gemeinsam gefeierte eucharistische Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom, vorgegeben in der Communio-Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Der emeritierte Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, der Prämonstratenser Bernard Ardura, erhellte Leben und Wirken des gelehrten Benediktiners Jean-Baptiste Pitra (1812-1889) aus Solesmes, der als Kardinalpräfekt der Vatikanischen Bibliothek seine Forschungen zu den orientalischen Kirchen ausweitete und sich der Förderung des den Geschichtswissenschaften aufgeschlossen gegenüberstehenden Papstes Leo XIII. erfreute. Bernard Ardura charakterisierte jenen als »Vertreter eines christlichen Humanismus« in der Nachfolge des heiligen Benedikt von Nursia. Christine Maria Grafinger, die ehemalige Leiterin des Archivs der Präfektur der Vatikanischen Bibliothek, beschäftigte sich mit dem spanischen Mönch Joaquín Albareda (1892-1966) aus der Benediktinerabtei Montserrat, etwa 40 Kilometer nordwestlich von Barcelona gelegen. Dieser trieb als Kardinalpräfekt die Modernisierung der Vatikanischen Bibliothek voran, baute das Fotolabor aus und intensivierte den Schutz wertvoller Handschriften. Dass bedeutende Kulturgüter aus Montecassino im Zweiten Weltkrieg vor der Vernichtung gerettet werden konnten, war ihm mit zu verdanken. [...]
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