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Kirche in der Welt
Im Gespräch mit dem Kardinal von Tonga

Eine Frage der Zeitverschiebung

Eine Frage der Zeitverschiebung
Von Nicola Gori

Er ist der erste Kardinal, den Tonga je hatte, und zugleich auch das jüngste Mitglied des Kardinalskollegiums. Aber bei Soane Patita Paini Mafi, Bischof der kleinen, weitgestreuten Inselgruppe im Pazifischen Ozean, sind die Rekorde hier noch keineswegs zu Ende: Er ist vermutlich auch der einzige Kardinal, der die Nachricht von seiner Ernennung erst einen Tag nach der Ankündigung durch Papst Franziskus erhalten hat. Eine Frage der Zeitzonen, wie er selbst uns in diesem Interview mit unserer Zeitung sagt.

Wie haben Sie von der Entscheidung des Papstes erfahren?

In Tonga war es bereits 4 Uhr früh am Montag, 5. Januar, während es in Rom erst Sonntag, der 4. Januar, war. Mein Handy hat geklingelt. Ich habe die Nummer auf dem Monitor gesehen: der Anrufer war mein jüngster Bruder, der in den Vereinigten Staaten von Amerika lebt. Ich gestehe Ihnen, ich hatte keine Lust, zu antworten, und habe es deshalb weiterklingeln lassen. Als es dann aber erneut geklingelt hat, dachte ich, dass es eine dringende Neuigkeit geben musste, die vielleicht mit meiner Familie in San Francisco zu tun hatte. Da hat mir mein Bruder Petelo gesagt, dass ihm sein Pfarrer soeben eine SMS geschickt habe: Sie besagte, dass er im Fernsehen gehört habe, dass ich Kardinal würde. Abgesehen davon, dass dieser Priester ein Freund meines Bruders war, war er auch mit mir gut bekannt. Es erübrigt sich, zu sagen, dass das für mich eine große Überraschung war, vor allem, wenn ich darüber nachdenke, dass zunächst andere Personen, die viele Meilen weit weg waren, diese Nachricht erhalten haben.

Könnte man sagen, dass die Entscheidung des Papstes seine Fürsorge für diese äußerste Peripherie im Südpazifik zum Ausdruck bringt?

Ich meine ja. Wahrscheinlich wollte der Papst zu verstehen geben, dass unabhängig von ihrer Größe und ihrem geographischen Ort jede christliche Gemeinschaft ein vollwertiges Mitglied der Mutterkirche ist. Dieser Papst zeigt mit Sicherheit eine ganz besondere Aufmerksamkeit, Fürsorge und Achtung denen gegenüber, die in den Peripherien leben, so etwa gegenüber den Armen, den Verlassenen, den sogenannten »Kleinen«.

In Tonga leben seit langem Katholiken und Protestanten friedlich zusammen. Welches Ziel strebt der ökumenische Dialog an?

Die Ökumene ist stark und sehr aktiv. Da wir nur ein kleiner Inselstaat sind, der ungefähr 100.000 Einwohner hat, ist es einfach, einander zu kennen und in kultureller, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht zusammenzuarbeiten. Auch wenn es anfänglich nicht an Problemen und Schwierigkeiten gefehlt hat, hat mittlerweile der Geist der Ökumene doch große Fortschritte gemacht durch die Anfang der 1970er Jahre erfolgte Gründung des Tonga National Council of Churches und das im Jahr 2004 eingerichtete Tonga National Forum of Church Leaders. Beide Institutionen sind sehr aktiv und effizient, auch wenn noch sehr viel zu tun bleibt.

Wie kann man in einem so zersplitterten Territorium den pastoralen Dienst ausüben?

In der Tat ist Ozeanien sehr groß, und die Inselstaaten werden durch das Meer voneinander getrennt. Wir müssen uns deshalb mit einer ganzen Reihe von Problemen und Herausforderungen befassen, die vor allem die sprachlichen und kulturellen Unterschiede, die Frage der Kommunikation, Umweltrisiken etc. betreffen. Die modernen Kommunikationsmittel wie etwa Internet werden weiter ausgebaut, um auch die am weitesten abgelegenen Gebiete zu erreichen, in denen Menschen leben: Man muss die Menschen lehren, diese Technologien gut und effizient zu beherrschen. Die Förderung von Berufungen zum Priestertum oder Ordensleben in der örtlichen Bevölkerung ist ebenso grundlegend, um auf die seelsorgerischen Bedürfnisse unserer Gläubigen zu antworten, wie die Ausbildung verantwortlicher Laien. Das sind meines Erachtens zwei Bereiche, die in dieser Region von großer Bedeutung sind, um auf unsere Bedürfnisse und die Herausforderungen eingehen zu können. [...]
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