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Kirche in der Welt
Fotoausstellung in Jerusalem zeigt Geschichte des Tempelbergs

Vom Denkmal zum Brennpunkt

Vom Denkmal zum Brennpunkt
Mit dem Felsendom und dessen goldener Kuppel dominiert der Tempelberg die Silhouette der Jerusalemer Altstadt. Das markante Wahrzeichen gehört zu den meistfotografierten Motiven der Stadt. »Der Berg. Eine fotografische Reise zum Tempelberg« heißt dementsprechend die neue Ausstellung im Museum Davidsturm. Vom 29. März bis Ende Oktober zeichnen Fotos, Webcams, interaktive Elemente und Virtual-Reality-Erfahrungen die Geschichte des »Nabels der Welt« von der Frühzeit der Fotografie bis heute nach.

Mit zahlreichen mythischen und biblischen Traditionen und Legenden ist der Tempelberg, arabisch »Haram al-Scharif« (edles Heiligtum), ein religiös aufgeladener Ort für Juden, Christen und Muslime. Adam und Eva sollen hier erschaffen worden sein, Abraham soll hier auf Gottes Geheiß beinahe Isaak geopfert haben und Mohammed in der Nacht auf seinem Reittier Al-Burak in den Himmel gereist sein.

Nach und nach haben sich die Anhänger der drei monotheistischen Religionen baulich auf dem 14 Hektar großen Areal verewigt. Wie unstet die Lage an dem künstlichen Plateau in der Jerusalemer Altstadt ist, zeigen nicht zuletzt die jüngsten Konflikte im Streit um das »Tor des Erbarmens« (Bab al-Rahma).

Wie das Denkmal zu einem Brennpunkt des israelisch-palästinensischen Konflikts wurde, ist die Leitfrage der Ausstellung. »Dies ist der vielleicht interessanteste Raum des Nahen Ostens und zugleich der pessimistischste, weil keine Lösung in Sicht ist«, sagt Kurator Schimon Lev. Von einem Interesse am »Monument Felsendom« im 19. Jahrhundert wandte sich der Sucher der Fotografen mehr und mehr der politisch-national-religiösen Achse zu, lautet seine These. »Der Berg« werde damit gleichermaßen zu einer Ausstellung »zur Geschichte Jerusalems, des israelisch-palästinensischen Konflikts und der Fotografie in Jerusalem«.

In chronologischen Blöcken folgt Lev den Linsen verschiedenster Fotografen über die vergangenen 180 Jahre. Das erste Foto stammt von 1839 und ist damit fast so alt wie die Erfindung der Fotografie selbst. Wissenschaftliches Interesse und die Faszination einer Stätte, die über Jahrhunderte nicht-muslimischen Besuchern vorenthalten war, standen laut Lev im Vordergrund dieser ersten Welle orientalistisch-idealisierender Fotografien.

Mit dem Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. 1898 beginnt der zweite Abschnitt der Schau. Der Meilenstein der Geschichte Jerusalems, so Lev, habe die Nachfrage nach Fotos der Heiligen Stadt und damit die Zahl der Fotografen rapide ansteigen lassen. In diese Zeit fällt auch die Eröffnung der berühmten Fotosammlung der »American Colony« in Ostjerusalem.

Mit zwei Weltkriegen, der jüdischen Einwanderung, dem Ende des Osmanischen Reichs und wachsendem Widerstand der Araber gegen den Zionismus wuchsen politische und national-religiöse Spannungen um den Tempelberg. Jordanien und seinem ambivalenten Verhältnis zu Jerusalem widmet die Ausstellung ebenso einen Abschnitt wie dem Sechstagekrieg, jüdischen Aktivisten für einen Dritten Tempel oder der medialen Darstellung des Bergs als »Zeitbombe« im Zentrum des Nahostkonflikts. [...]
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