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archivierte Ausgabe 12/2023
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Wir trauern um einen großen Papst, der durch seinen Scharfsinn und seine Klarheit vielen Menschen Orientierung gegeben hat.
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†Papst Benedikt XVI.
Bildergalerie †Papst Benedikt XVI. |
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Die Themen
des Osservatore Romano
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Aus dem Vatikan
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Kirche in der Welt |
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Das Armutsprivileg in der Regel der heiligen Klara von Assisi |
Armut und Gewissen sind stärker als Macht |
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Heilige Klara, Graffiti von Igor Scalisi Palminteri auf einem Platz in Palermo Foto: Tommaso
Calamia |
Von Chiara Graziani
Das Recht, nichts zu besitzen. Die Pflicht, nur Gott und dem Gewissen zu gehorchen und die Anordnungen der Autoritäten einer Prüfung zu unterziehen. Außerdem Hungerstreik als friedliches Mittel der Treue zu Gott und zum Gewissen, indem man den eigenen Leib wie leblos als Stolperstein in den Weg legt, ohne Rücksicht auf das eigene Leben.
Klare und unerhörte Worte
Mutter Klara von Assisi spricht noch heute mit klarer, hochaktueller Stimme, zum einen durch ihre Regel, der ersten Regel in der Kirchengeschichte, die von einer Frau für Frauen verfasst wurde. Und mit der Stimme ihrer revolutionären Lebensentscheidungen, die Frauen und Männer von heute unmittelbar ansprechen. Sich einer Anordnung zu widersetzen, die das Vertrauensverhältnis zu Gott bricht, so die Regel, für die Klara vor 800 Jahren kämpfte, ist eine Pflicht, keine Option. Dieser Grundsatz findet seine Bestätigung in Klaras Regel von 1258, die jedoch nach dem Willen des Papstes nicht über den Kreis der Frauen im Kloster von San Damiano hinausgehen sollte. Und so war es auch. In der Regel der heiligen Klara lesen wir: »Die Schwestern aber, die Untergebene sind, sollen […] streng gehalten sein, ihren Äbtissinnen in allem zu gehorchen, was sie dem Herrn zu beobachten versprochen haben und was nicht ihrer Seele und unserer Profess zuwider ist.«
Das waren für ihre Zeit unerhörte Worte, sowohl in Bezug auf Inhalt und Kontext als auch in Bezug auf die Tatsache, dass sie von einer Frau geschrieben wurden. Jemand, der von der Wiege bis zur Bahre unter patriarchalischer Vormundschaft stand, vertrat vor 800 Jahren die prophetische Ansicht, dass jedem, der etwas Schlechtes befiehlt, sei es auch die Obrigkeit, der Gehorsam zu verweigern sei. Gerade das sei der »Gehorsam gegenüber Gott«.
Eine authentische Interpretation dieser außerordentlich aktuellen Worte haben vor einigen Jahren die Schwestern von der Föderation der Klarissen Umbriens und Sardiniens vorgelegt: Als Team haben sie eine dreibändige Studie über die Frau, die auch sie heute noch »Mutter« nennen, veröffentlicht (Chiara D’Assisi, Edizioni Messaggero Padua, Neudruck 2018). Sie begannen damit, neu auf das Wort und das Charisma Klaras zu hören, und fanden sich mit einer Regel konfrontiert, die sie als lebendige Herausforderung entdeckten. Deren Herzstück ist das Leben in der franziskanischen »höchsten Armut« in Treue zum Evangelium. Im 13. Jahrhundert erschien dieser Anspruch auf totale Freiheit absurd, ja fast ungeheuerlich. Und genau das wird in der Studie des Klarissenteams herausgearbeitet.
Im Band mit dem Titel »Das Evangelium als Lebensform« lesen wir über den Gehorsam: »Es ist selbstverständlich, dass man im Falle von unrechtmäßigen Anordnungen den Gehorsam verweigern kann und muss: Ungehorsam gegenüber einer unrechtmäßigen oder ungerechten Anordnung ist Gehorsam gegenüber der Wahrheit und dem Wert, den die Anordnung hätte vermitteln sollen und nicht vermittelt hat.«
Dank der Erforschung der Geschichte und Dokumente durch die Klarissen kommt das Leben einer Frau ans Licht, die sich nicht für Kasteiung, Kontemplation und Weltverzicht in Erwartung des Jenseits entschied. Im Gegenteil, es war die Entscheidung einer Kämpferin in der Welt, sogar aus der Klausur heraus. Eine Entscheidung für die vollkommene Liebe erfordert außerdem den Kampf, um die Liebe zu bewahren.
Klara lehrte (und lehrt uns), dass die schärfste Waffe des Kämpfenden das Recht ist, nichts zu besitzen. Klara kämpfte lange dafür, dass das Armutsprivileg (privilegium paupertatis) zu einem Recht würde. Vor allem sollte es der Schutzschild derer sein, die der franziskanischen Lebensform folgen wollten. Die förmliche Anerkennung folgte 1228, als Papst Gregor IX. den Schwestern von San Damiano schrieb: »Wie ihr also gebeten habt, so bekräftigen wir euer Vorhaben allerhöchster Armut mit apostolischer Gunst, indem Wir euch durch die Autorität gegenwärtigen Schreibens zugestehn, dass ihr von niemandem gezwungen werden könnt, Besitzungen anzunehmen« (Sicut manifestum est, Perugia, 17. September 1228). [...]
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