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Kirche in der Welt
Der Alltag einer Ordensfrau in den heruntergekommenen Stadtvierteln von Palermo

Die Kunst, die zwischenmenschlichen Beziehungen wieder in Ordnung zu bringen

Die Kunst, die zwischenmenschlichen Beziehungen wieder in Ordnung zu bringen
Anna Alonzo kam am 12. Juli 1949 in Palermo zur Welt. Sie besuchte das humanistische Garibaldi-Gymnasium ihrer Heimatstadt und studierte anschließend Altphilologie. Dabei schloss sie mit der Bestnote ab. Danach trat sie in die Gesellschaft des missionarischen Sozialdienstes ein, die angesichts der großen Armut, die in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Palermo herrschte, 1954 von Kardinal Ernesto Ruffini gegründet worden war. Anschließend absolvierte sie Studiengänge in Sozialhilfe und Theologie und setzte ihre Ausbildung mit einem vierjährigen Kurs in Gestaltberatung und einem Master in Sozialplanung fort. Sie wirkte über 20 Jahre lang als Universitätsdozentin, war sowohl in Italien als auch im Ausland religiös tätig und widmet sich heute vollzeitig der Fürsorge für die Ärmsten der Armen in Palermo. Sie lebt bescheiden mit einigen Mitschwestern zusammen und koordiniert die Projekte der von ihr gegründeten gemeinnützigen Organisation »Pro.Vi.De Regina della Pace«.

Von Sergio Massironi

In Palermo treffe ich mich mit Schwester Anna Alonzo, die einige heruntergekommene und im Belagerungszustand befindliche Stadtteile für die Freude am Zusammensein erschlossen hat. Im Stadtviertel Guadagna, das sich im Hinblick auf sein kulturelles Defizit und seine Mafiadichte in keiner Weise von Brancaccio unterscheidet, entdeckte, besetzte und baute sie ein leerstehendes Haus um. Monat für Monat wurden die der Gemeinschaft zugänglichen Quadratmeter immer mehr, und auf die Angriffe, Provokationen und Gewalt wurde weder mit Alarmanlagen noch mit gepanzerten Türen reagiert. Heute heißt es »Centro Arcobaleno 3P«, nach Don Pino Puglisi, der hier auch heute noch einfach nach seinen Initialen genannt wird: Im Gebäude, so erzählt mir Schwester Anna, hänge ein großes Porträt des Seligen. Dessen Leinwand ist voll geflickter Stellen, da eines Tages jemand einbrach und ihn mit der Klinge ein zweites Mal umbringen wollte, vielleicht um zu sagen: Schluss mit dieser Kirche der offenen Türen. Viel besser sei da doch die Diskretion der Nachbarkirche: Da fände der Gottesdienst statt, und hinterher herrsche Ruhe.

Das mit »Narben« übersäte Märtyrerbild steht heute für einen ganz bestimmten Stil: den einer Präsenz im Alltag – um welchen Preis auch immer –, die wie Hefe im Teig wirke. »Natürlich bringe ich durch meine Arbeit in einem schwierigen Viertel allerlei Gleichgewichte durcheinander«: das sind Worte, die mit einem Mausklick aufgerufen werden können und die im Internet ein großes Echo fanden, nachdem sie eines Abends, als sie heimging, angegriffen worden war. Sie war von Halbwüchsigen, die ausgesandt worden waren, um sie von ihrem Vorhaben abzubringen, verfolgt, verprügelt und mit einem Messer bedroht worden. Eine Geschichte, die sie heutzutage lieber herunterspielen möchte, als wolle sie dem Ruf Palermos und seiner Jugend, der sie lieber direkt in die Augen schaut, nicht noch mehr schaden. [...]
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