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Christmette im Petersdom am Hochfest der Geburt des Herrn

Das kleine Kind ist das Zeichen

Homilie von Papst Franziskus am 24. Dezember
Das kleine Kind ist das Zeichen
Zu Beginn der Eucharistiefeier enthüllte der Papst eine Figur des Jesuskindes, die er am Schluss in Begleitung von Kindern in einer Prozession in die große Krippe des Petersdoms trug, die wie jedes Jahr in einer Seitenkapelle aufgebaut worden war.
In der Nacht erstrahlt ein Licht. Ein Engel erscheint, die Herrlichkeit des Herrn umgibt die Hirten und schließlich kommt die seit Jahrhunderten erwartete Kunde: »Heute ist euch […] der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr« (Lk 2,11). Überraschend ist jedoch, was der Engel noch anfügt, um den Hirten zu sagen, wie sie den in die Welt gekommenen Gott finden können: »Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt« (V. 12). Das Zeichen also ist ein Kind. Das ist alles: ein Kind in der unwirtlichen Armut einer Krippe. Da sind keine Lichter mehr, kein Glanz, keine Engelschöre. Nur ein Kind. Nichts anderes, so wie es Jesaja vorausgesagt hatte: »Ein Kind wurde uns geboren« (Jes 9,5).

Das Evangelium besteht auf diesem Kontrast. Es erzählt die Geburt Jesu, beginnend mit Kaiser Augustus, der im ganzen Reich eine Volkszählung durchführen lässt. Es zeigt den ersten Kaiser in seiner Größe. Doch gleich darauf führt es uns nach Betlehem, wo es nichts Großartiges zu sehen gibt: nur ein armes Kind, das in Windeln gewickelt und von Hirten umgeben ist. Und dort ist Gott, in der Kleinheit. Das ist die Botschaft: Gott kommt nicht hoch erhaben daher, sondern er begibt sich hinab in das Kleine. Die Kleinheit ist der Weg, den er gewählt hat, um zu uns zu gelangen, um unsere Herzen zu berühren, um uns zu retten und uns zu dem zurückzubringen, was zählt.

Brüder und Schwestern, wenn wir vor der Krippe verweilen, wollen wir auf das Zentrum blicken. Lasst uns jenseits der Lichter und der schönen Dekoration das Kind betrachten, in dessen Kleinheit Gott ganz da ist. Das bekennen wir: »Kind, du bist Gott, Gott-Kind«. Lasst uns über dieses Unvorstellbare in Staunen geraten. Derjenige, der das Universum umspannt, muss im Arm getragen werden. Er, der die Sonne gemacht hat, muss gewärmt werden. Der die Zärtlichkeit selbst ist, muss liebkost werden. Die unendliche Liebe hat ein kleines schwach schlagendes Herz. Das ewige Wort ist ein Baby, unfähig zu sprechen. Das Brot des Lebens muss gefüttert werden. Der Schöpfer der Welt ist obdachlos. Heute ist alles umgekehrt: Gott kommt klein in die Welt. Seine Größe schenkt sich uns in der Kleinheit.

Fragen wir uns: Sind wir fähig, diese Art und Weise Gottes annehmen zu können? Das ist die Herausforderung von Weihnachten: Gott offenbart sich, aber die Menschen verstehen ihn nicht. Er macht sich in den Augen der Welt klein, und wir erstreben weiterhin Größe nach den Maßstäben der Welt, vielleicht sogar in seinem Namen. Gott steigt herab, und wir wollen auf das Podest klettern. Der Allerhöchste zeigt Demut, und wir wollen groß herauskommen. Gott sucht die Hirten, die Unsichtbaren; wir wollen gesehen werden, uns zeigen. Jesus wurde geboren, um zu dienen, und wir verbringen unsere Jahre damit, dem Erfolg nachzujagen. Gott sucht nicht Stärke und Macht, er wünscht Zärtlichkeit und innere Bescheidenheit.

Das ist es, worum wir Jesus zu Weihnachten bitten wollen: um die Gnade der Kleinheit. »Herr, lehre uns, die Kleinheit zu lieben. Hilf uns zu verstehen, dass dies der Weg zu wahrer Größe ist.« Aber was bedeutet es konkret, die Kleinheit anzunehmen? Zunächst einmal bedeutet es zu glauben, dass Gott in die kleinen Dinge unseres Lebens kommen will, dass er Teil unseres Alltags werden will, mit all den einfachen Gesten, die wir zu Hause, in der Familie, in der Schule, bei der Arbeit vollziehen. In unserem gewöhnlichen Leben will er außergewöhnliche Dinge bewirken. Und es ist eine Botschaft von großer Hoffnung: Jesus lädt uns ein, die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen und neu zu entdecken. Wenn er dort mit uns ist, was fehlt uns dann? Weinen wir also nicht der Größe nach, die wir nicht haben. Hören wir auf, zu jammern und lange Gesichter zu machen, und lassen wir ab von der Gier, die uns immer unbefriedigt lässt! Die Kleinheit, das Staunen über dieses kleine Kind: das ist die Botschaft. [...]
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