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Kultur
Einblicke in das Imperium Romanum – Die römischen Kaiser von Augustus bis zu Konstantin dem Großen (Teil 15)

Antoninus Pius – »Die glücklichsten Jahre der Kaiserzeit«

Antoninus Pius – »Die glücklichsten Jahre der Kaiserzeit«
Tempel des Antoninus und dessen Gattin Faustina auf dem Forum Romanum.
Von Claudia Kock

Als Hadrian am 10. Juli 138 starb, bestieg sein designierter Nachfolger Antoninus den römischen Kaiserthron. Mit seinen 52 Jahren war der in Lorium, unweit des heutigen Fiumicino, aufgewachsene Spross einer Senatorenfamilie zunächst wohl nur als Übergangsherrscher vorgesehen. Der schwerkranke Hadrian hatte ihn mit der Auflage adoptiert, selbst wiederum Lucius Verus und Marcus Aurelius zu adoptieren. Letzterer war von Hadrian als eigentlicher Nachfolger vorgesehen gewesen und wurde schon als Kind von ihm gefördert. Als Hadrian starb, war Marcus Aurelius jedoch mit 17 Jahren noch zu jung für die Regierungsübernahme, so dass Antoninus als »Zwischenkaiser« fungieren sollte. Aber wie so oft verliefen die Dinge anders: Antoninus’ Regierungszeit wurde – mit Ausnahme der des Augustus – zur bis dahin längsten römischen Kaisergeschichte und wurde erst im vierten Jahrhundert von Konstantin übertroffen.

Gleich nach seinem Regierungsantritt setzte Antoninus sich gegen den Willen großer Teile des Senats für die Vergöttlichung seines Vorgängers ein und erhielt für diese fromme und Frieden stiftende Maßnahme den Beinamen »Pius«. Er machte diesem Namen während seiner gesamten Regierungszeit alle Ehre. Nicht nur im Senat herrschte »uneingeschränktes Entzücken« (Alfred Heuß, Römische Geschichte, Braunschweig 1976, S. 350) über ihn, sondern auch dem Volk gegenüber verhielt er sich gerecht und loyal, machte öffentliche Schenkungen, gab den Veteranen Zuschläge, gründete eine Alimentarstiftung für arme Mädchen und verlieh Gelder zu niedrigen Zinsen, ohne dabei jemals großspurig aufzutreten. Obgleich er sich seiner kaiserlichen Würde und Verantwortung durchaus bewusst war, lebte er mehr wie ein Privatmann, lud Freunde in den Palast ein und ging sie in ihren eigenen Häusern besuchen. Er führte einen einfachen Lebensstil und lehnte übertriebenen Luxus ab; auch die Ausgaben für Gladiatorenspiele ließ er auf eine Höchstgrenze beschränken. Wer sich auf Staatskosten bereichern wollte, wurde von Antoninus Pius kurzerhand seines Amtes enthoben: »Er strich zahlreichen Beamten, die offensichtlich nur auf der faulen Haut lagen, das Gehalt, indem er sagte, es gebe nichts Abscheulicheres, ja Grausameres als jene, die das Staatsvermögen annagten, ohne dafür einen Dienst zu leisten« (Historia Augusta, 7).

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der das Reisen zu seinem Lebensinhalt gemacht hatte, verließ Antoninus Pius Rom und die nähere Umgebung nach seinem Regierungsantritt nicht mehr; kleinere Unruhen an den Grenzen des Reiches ließ er durch Legaten beilegen. Seine Herrschaft war gekennzeichnet durch inneren und äußeren Frieden. Der Historiker Alfred Heuß bezeichnete diese Periode als »die glücklichsten Jahre der Kaiserzeit«.

Aufgrund des Friedens jener Jahre und der ausgeglichenen, eher dem Privatleben zugewandten Persönlichkeit des Kaisers ist über Antoninus Pius trotz seiner langen Regierungszeit recht wenig bekannt. In Rom ist ein antiker Bau bis heute mit seinem Namen verbunden: der »Tempel des Antoninus und der Faustina« auf dem Forum Romanum. Faustina war die Ehefrau des Antoninus Pius; eine Statue in den Vatikanischen Museen zeigt sie als Matrone mit ernsten Gesichtszügen. Antoninus Pius ließ ihr gleich bei Regierungsantritt den Titel »Augusta« verleihen und sie, als sie wenig später starb, vergöttlichen und am Nordrand des Forums einen Tempel für sie errichten. Dieser wurde später, nach seinem eigenen Tod, auch ihm selbst geweiht. [...]
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