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Kultur
Sehenswerte Mithräen aus der römischen Kaiserzeit

Der Mithraskult – »Konkurrenz« des frühen Christentums

Der Mithraskult – »Konkurrenz« des frühen Christentums
Blick in die Mithräen der Caracalla-Thermen
Soldaten des Römischen Kaiserreichs brachten ihn im 1. Jahrhundert aus dem Vorderen Orient in ihre Metropole mit: den geheimnisvollen Mithraskult. Er fand weiteste Verbreitung. Nachfolgend drei sehenswerte Beispiele der vielen Mithras-Heiligtümer in der Ewigen Stadt.

Von Bernhard Hülsebusch


Archäologen und Historiker wissen es längst: Der römische Untergrund ist stets für Überraschungen und Entdeckungen gut. In den letzten Jahrhunderten hat man denn auch in der »Stadt der sieben Hügel« und ihrer engeren Umgebung – oft unter altehrwürdigen Kirchen oder Monumenten – schier unzählige Zeugnisse der Antike ausgegraben. Darunter Kultstätten des frühen Christentums – aber beispielsweise auch Mithräen. Also Heiligtümer des wohl im 1. Jahrhundert aus Persien importierten mysteriösen Kultes um den Lichtgott Mithras, der gut 300 Jahre lang viele Anhänger hatte.

Dieser Kult, so informiert Erwin Gatz in seinem exzellenten Buch »Roma Christiana«, war eine der zahlreichen in der frühen Kaiserzeit verbreiteten Religionen. »Der Kult schloss Frauen aus. Seine Anhänger versammelten sich in Grotten oder unterirdischen Räumen zu besonderen Mählern. Wegen des hohen ethischen Anspruchs an seine Mitglieder bildete der Mithraskult zeitweise eine ernsthafte Konkurrenz für das Christentum.«

Wie viele Mithräen es in Rom gab? Angeblich Hunderte. Aber nur ein rundes Dutzend von ihnen wurde offenbar hinreichend erforscht und (manchmal sehr beschränkt) fürs breite Publikum geöffnet. Zu den nicht zugänglichen Kultstätten gehört zum Beispiel das Mithräum unter der Basilika Santo Stefano Rotondo, die dem »Collegium Germanicum et Hungaricum« gehört. Aber selbst die »geöffneten« Mithräen können wir an dieser Stelle nicht allesamt schildern. Deshalb greifen wir uns drei sehenswerte Exempel heraus…

»Mitreo Barberini«

Unser erster Besuch gilt dem »Mitreo di Palazzo Barberini«. Also einer (leider nur an zwei Samstagen des Monats zu besichtigenden) Kultstätte gleich hinter der bedeutenden Kunstsammlung im Barockpalast des Barberini-Papstes Urban VIII. Im Atrium dieses Palazzo erwartet uns die Archäologin Chiara, unsere Fremdenführerin. Während wir über eine Treppe in den Untergrund hinabsteigen, erläutert sie uns: Die Überreste dieses Mithräums aus dem 2. bis 3. Jahrhundert wurden erst bei Bauarbeiten 1936 entdeckt. »Ein länglicher Raum mit steinernen Bänken an beiden Seiten für die Teilnehmer des Ritus und mit einem großen, wenn auch beschädigten Wandgemälde, das typisch für diesen Kult ist.«

In der Tat. Denn das Fresko zeigt die Hauptszene des ganzen Kultes, nämlich den Gott Mithras bei der Tötung eines Stiers (Symbol des Bösen) – aber es bezeugt auch, dass der Kult Elemente aus der griechisch-römischen Mythologie übernommen hat. Begleitet ist Mithras von den Fackelträgern Cautes und Cautopates. Darüber in einer halbrunden Linie die zwölf Tierkreiszeichen. Beiderseits der zentralen Szene sieht man zehn kleine Bilder, welche fast wie eine Comic-Serie vor allem die Geschichte des Gottes erzählen. Beispiele? Mithras’ Geburt aus einem Felsen; Mithras lässt aus einem Felsen Wasser hervorquellen; Mithras beim Transport des Stiers; ein mystisches Bankett; Mithras, wie er das Viergespann der Sonne besteigt … Signora Chiara erläutert alle Details und betont abschließend: Diese wichtige Kultstätte sei »zusammen mit dem Mithräum unter der Kirche Santa Prisca auf dem Aventin eines der wenigen Beispiele für ein mit Malereien ausgeschmücktes Mithras-Heiligtum«. [...]
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