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Kultur
Die Tradition der Sieben-Kirchen-Wallfahrt in der Ewigen Stadt – Die Wiederbelebung durch Philipp Neri (1)

Ein gemeinschaftliches geistliches Erlebnis

Ein gemeinschaftliches geistliches Erlebnis
Zum festen Ablauf der Wallfahrt gehörte auch ein Imbiß in der Villa Mattei, die nur für diesen Anlaß geöffnet wurde; Darstellung eines unbekannten Malers aus dem 18. Jh.
Vor 450 Jahren, am 25. Februar 1552, dem Faschingsdonnerstag des prunkvollen römischen Karnevals, war in der berauscht feiernden Menge eine kleine Gruppe in einem ganz anderen Geist, Hymnen und Psalmen singend, in der Stadt unterwegs. Die Gruppe unter der Leitung eines florentinischen Priesters bestand aus Gläubigen – Handwerkern, Kaufleuten und Jugendlichen aus den Stadtteilen Ponte und Parione –, die schon seit einiger Zeit die Kirche San Girolamo della Carità frequentierten, angezogen vom Charisma Philipp Neris, eines 35 Jahre jungen Priesters. Dieser hatte an diesem Tag zum ersten Mal offiziell die Sieben-Kirchen-Wallfahrt organisiert. Diese Wallfahrt bietet auch heute noch eine einzigartige Gelegenheit, um einige der bedeutendsten Orte des christlichen Roms kennenzulernen und nicht nur ihre kostbaren Schätze zu entdecken, sondern auch deren tiefe Bedeutung. Nach der vorliegenden Einleitung führt die Autorin die Leser in einer Artikelserie zu den sieben Kirchen.

Philipp war nach einem kurzen Aufenthalt bei einem Onkel in Cassino, das damals noch San Germano hieß, um 1535 aus seinem Geburtsort Florenz nach Rom gekommen. In der Ewigen Stadt hatte er bei Galeotto Caccia Arbeit als Hauslehrer gefunden. Dieser stammte ebenfalls aus Florenz und war in leitender Funktion beim päpstlichen Zoll tätig. Dafür durfte er im Haus von Caccia, in der Nähe der Kirche Sant’Eustachio zwischen Piazza Navona und Pantheon umsonst wohnen, und für den täglichen Unterhalt erhielt er einige Säcke Mehl. Zu dieser Zeit begann der hl. Philipp, sich im Krankenhaus San Giacomo degli Incurabili um die Kranken zu kümmern. Der Überlieferung nach bewegte ihn eine mystische Erfahrung, die ihm an Pfingsten 1544 beim Gebet in der Sebastianskatakombe zuteil geworden war, dazu, das Haus von Caccia zu verlassen und als Laieneremit auf den Straßen Roms zu leben. Er kümmerte sich weiter um die Kranken in den Krankenhäusern von San Giovanni und Santo Spirito sowie um die Armen, die in der von Papst Clemens VII. beim Oratorium der Göttlichen Liebe gegründeten Bruderschaft der Carità Aufnahme fanden. Um 1548 gründete Neri selbst eine religiöse Vereinigung, die Bruderschaft von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Diese nahm Pilger, Wanderer und auch Bedürftige aus den römischen Vororten auf, im Jubiläumsjahr 1550 leistete sie einen wesentlichen Beitrag zur Aufnahme der Pilger. Schließlich wurde Philipp 1551 zum Priester geweiht und lebte mehr als 32 Jahre in der Priestergemeinschaft von San Girolamo della Carità.

Er verstand es, die einfachsten Bewohner in Frömmigkeitsübungen und karitative Werke einzubeziehen, vor allem in den Krankenhäusern. Darin setzte er den Geist des Tridentinischen Konzils in die Praxis um, welches das Gemeinschaftsleben als wesentlichen Aspekt der katholischen Religiosität unterstrichen hatte, in einer Zeit, in der der Protestantismus dagegen die individuellen Aspekte der Beziehung zu Gott hervorhob. In diesem Zusammenhang war die Wiederbelebung der Sieben-Kirchen-Wallfahrt – eine alte Frömmigkeitsübung, die Philipp schon als Laieneremit praktiziert hatte – eine glückliche Idee, um das Gemeinschaftsleben zu stärken.

Aber wie sah die Tradition aus, an die Neri anknüpfen konnte? Der Ursprung der Sieben- Kirchen-Wallfahrt ist in der Geschichte der päpstlichen Liturgie zu suchen, wie sie sich im Lauf der Jahrhunderte nach und nach entwickelt hat. Insbesondere kann die Stationsliturgie – ein feierlicher Gottesdienst an wechselnden Orten –, die mindestens seit dem 5. Jahrhundert im liturgischen Kalender der Stadt Rom aufscheint, als der Frömmigkeitsübung des 16. Jahrhunderts am nächsten stehend angesehen werden. Zumindest bis Papst Hilarius (461–468) kann der Brauch zurückverfolgt werden, daß sich der Papst in feierlicher Prozession mit einem großen Gefolge aus Klerus und Volk in bestimmte Kirchen begab, um dort die heilige Messe zu feiern.  [...]
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