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archivierte Ausgabe 50/2023
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†Papst Benedikt XVI.
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Kultur |
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Der Neptunbrunnen auf der Piazza Navona – Teil 1 |
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Die Fontana di Nettuno fügt sich perfekt in das Ensemble der Piazza Navona ein und ist ein Blickfang für Einheimische wie Touristen. |
Von Silvia Montanari
Der Neptunbrunnen an der Piazza Navona wird auch am Nachmittag von der Sonne beschienen, während der Mohrenbrunnen auf der Südseite bereits im Schatten des Palazzo Braschi liegt. Von heiteren Meeresnixen, Seepferden und Putti umgeben, erscheint dieser Brunnen viel freundlicher, als sein Gegenstück vor dem Palazzo Doria Pamphilj mit dem mysteriösen »Moro«. Die beiden hübschen Meerjungfrauen, die großen Seepferde sowie die vier mit allerhand Meeresmonstern, Masken und Fischen beschäftigten Putti verleihen ihm eine gewisse »Nonchalanterie« und Dynamik. Man meint, dass die Meeresrösser gleich aus dem Brunnen springen und die Putti aus dem Bassin purzeln. Dominiert wird diese spannende Szene von einem »Neptun«, der gerade dabei ist, einen Riesenkraken mit einer Harpune zu überwältigen.
Die dramatische Szene spielt sich in einem weiten Brunnenbecken aus rosafarbenem Stein (Portasanta-Marmor) ab. Auch dieses stammt von Giacomo della Porta (*1532 in Porlezza bei Como – † 1602 in Rom) und geht ebenfalls auf einen Wunsch von Papst Gregor XIII. (Ugo Boncompagni, 1572-1585) zurück. Der Papst beauftragte den bekannten Architekten des Manierismus 1574 mit der Herstellung der beiden Brunnenschalen auf der Piazza Navona: einer für den künftigen Mohrenbrunnen und einer für den Neptunbrunnen. Außerdem sollte auch eine Pferdetränke in der Mitte des Platzes, wo sich jetzt der Vier-Flüsse-Brunnen befindet, verwirklicht werden. Nutztiere wie Pferde, Ochsen, Mulis und auch Esel waren damals aus Rom nicht wegzudenken: Sie waren in der Ewigen Stadt immer präsent. Daher gab es überall Viehtränken. So entstand in der Mitte des Platzes, vor der heutigen Sant’Agnese, ebenfalls eine. Giacomo Della Porta verwendete dafür ein Bassin aus weißem Marmor aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. Man hatte es in der Via Leutari (ganz in der Nähe) bei Ausgrabungsarbeiten gefunden. 1579 wurde es in der Mitte der Piazza Navona aufgestellt. Doch blieb es dort nicht lange. Als Gian Lorenzo Bernini mit den Arbeiten für den Vier-Flüsse-Brunnen 1648 begann, wurde die Viehtränke nach Norden, zum heutigen Neptunbrunnen verschoben. Hier stand sie etwas mehr als zwei Jahrhunderte. Sie wurde 1874 zusammen mit einigen Bestandteilen des Mohrenbrunnens abmontiert und angeblich in das »Semenzaio comunale di San Sisto« (eine Art botanischer Garten mit Baumschule der Gemeinde Rom) auf dem Caelius-Hügel versetzt. Von da wurde sie in die Villa Borghese gebracht, wo man sie heute noch im Viale del Lago bewundern kann.
Pendant zum Mohrenbrunnen
In unmittelbarer Umgebung der Rundung der Piazza Navona befand sich früher der »Vicolo dei Calderari«, wo Kessel und Kupferschmiede ihre Werkstätten und Läden hatten. Diese Handwerker produzierten und verkauften Hausrat aller Art aus Kupfer: Kessel, Becken, Töpfe, Pfannen, Teller, Vasen sowie Metallgeschirr im Allgemeinen. Behälter aus Kupfer hatte man fast in jedem Haushalt. Man befüllte sie mit Kohle und zündete diese an. So – nämlich mit der glosenden Kohle – dienten sie als primitive »Heizkessel«. Holzoder Kohleöfen, vor allem aber Kachelöfen wie sie bei uns üblich waren, kannte man hier nicht. Die mehr oder weniger großen Gefäße wurden auch mit Wasser angefüllt und dienten so zur täglichen Hygiene. Denn Badezimmer, wie wir sie heute in allen Wohnungen haben, gab es damals nicht. Diese Kupferbehälter sind auf zahlreichen Bildern mit der »Geburt der Heiligen Jungfrau Maria« (beispielsweise von Carracci dzt. im Louvre, von Pietro Cavallini in Santa Maria in Trastevere oder von Ghirlandaio in Santa Maria Novella in Florenz usw.) dargestellt. Nach ihnen hieß, bis etwa vor 150 Jahren, der Neptunbrunnen »Fontana dei Calderai oder Calderari«.
Das Bassin aus Portasanta-Marmor, den man – wie so viel Baumaterial – in den ausgedehnten Ruinen Roms fand, hat die gleichen Ausmaße wie das des Mohrenbrunnens. Doch wurde die Fontana dei Calderari überhaupt nicht mit Figuren ausgestattet, wie jener, der im 17. Jahrhundert vor den Gemächern der ehrgeizigen Schwägerin von Papst Innozenz X. (Giovanni Battista Pamphilj, 1644-1655) Donna Olimpia Maidalchini lag und schon deswegen ein »besseres« Schicksal erfuhr. Giacomo della Porta hatte vorgehabt, auch diesen zweiten mit Tritonen und Masken zu versehen, doch verwendete er die von der Piazza del Popolo herstammenden Stücke für den Brunnen vor dem Pantheon. So bestand die Fontana dei Calderari lange Zeit nur aus der wunderbaren Brunnenschale. Ebenfalls wie der Mohrenbrunnen war auch sie ursprünglich über Stufen erhöht und mit Balustraden vor den pferdegezogenen Kutschen und Karren aller Art geschützt. Gian Lorenzo Bernini entfernte (genauso wie beim Mohrenbrunnen) das alles und stellte die Brunnenschale seines Vorgängers in ein ebenerdiges Wasserbecken, das die Gestalt des Portasanta-Beckens nachahmt und das es heute noch gibt. In der Mitte stand damals eine Säule mit einem Aufbau, aus dem das Wasser quoll. Es floss dann durch Öffnungen an der Seite in das ebenerdige Becken. [...]
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