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Kultur
Die Kreuzgänge berühmter Basiliken, Klöster und Abteien – Wege, auf denen man sich selbst finden kann (34)

Verborgener Schatz in der Ingenieurfakultät

Verborgener Schatz in der Ingenieurfakultät
Die Eiche (Detail am Brunnen im Kreuzgang) schmückt das Wappen der Familie della Rovere. Ihr entstammten zwischen 1471 und 1513 zwei Päpste und mehrere Kardinäle, die in San Pietro in Vincoli als Auftraggeber in Erscheinung treten.
San Pietro in Vincoli ist vor allem wegen der berühmten Mosesstatue von Michelangelo bei Einheimischen und Kunstbegeisterten außerordentlich beliebt. Abertausende Touristen »belagern« das Meisterwerk des großen Bildhauers, Malers und Architekten. Die wichtigste Attraktion bis zur Aufstellung der Mosesstatue im 16. Jahrhundert waren jedoch die Ketten des hl. Petrus, des ersten Bischofs von Rom. Sie werden in einem Renaissanceschrein unter dem Hauptaltar aufbewahrt und zählen zu den ältesten Reliquien der Ewigen Stadt.

Ferner ist hier das Grabmal von Kardinal Nikolaus von Kues zu bewundern: er war einer der ersten, der die Authentizität der »Konstantinischen Schenkung« anzweifelte. Als Titelkardinal von San Pietro in Vincoli wurde er in seiner Kirche beigesetzt. Die wenigsten wissen jedoch, dass San Pietro in Vincoli auch einen Kreuzgang hatte. Es gibt ihn heute noch, nur ist er nicht mehr Teil der Kirche, sondern gehört zu der gleich daneben angrenzenden Ingenieurfakultät.


San Pietro in Vincoli wurde über antiken römischen Resten errichtet, die in verschiedenen Schichten unter der Kirche aufeinander folgen. In der untersten Lage wurden Fragmente reicher Villen aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. oder dem 1. Jahrhundert n. Chr. gefunden, auf die andere Gebäude gesetzt wurden. Die archäologischen Befunde riefen bei den Fachleuten große Uneinigkeit über ihre Deutung hervor. Eine Theorie besagt, dass sich in der Nähe eine Präfektur befunden hat, d. h. ein Gerichtsgebäude, in welchem das Verhör des mit Eisenketten gefesselten Apostels stattgefunden haben könnte. Die »Praefectura Urbis« hatte tatsächlich in der Zeit des Nero die Aufgabe, bei Verfahren gegen Ausländer Voruntersuchungen vorzunehmen. Manche Wissenschaftler meinen, dass es in der Praefectura Urbis auch ein Gefängnis gab, aus dem die Ketten des hl. Petrus stammen könnten.

Die Kirche könnte also direkt über dem Gerichtssaal oder in unmittelbarer Nähe gebaut worden sein. Aufgrund antiker Ortsbezeichnungen »Praefectura in Tellure« oder »in vico Tellurensi« (in unmittelbarer Nachbarschaft lag der Tempel der »Tellus«) kann diese »Präfektur« in der nächsten Nähe der Basilika angenommen werden, also nord-östlich der Thermen des Trajan. Es scheint daher logisch, dass der erst viel später üblich gewordene Beiname »ad vincula« oder »in vincoli« sich zunächst nicht auf die Ketten an sich bezog, sondern eine topografische Angabe war und jenen Ort bezeichnete, den man in der Christenheit für den Kerker des gefangenen Apostels bzw. für den Schauplatz der Abwicklung seines Prozesses hielt.

Ein gefesselter Apostel

Demnach entstand die Basilika dort, wo die römische Christengemeinde die Gerichtshalle lokalisiert hatte, in welcher der erste Bischof von Rom verurteilt wurde. In den frühesten geschichtlichen Dokumenten wird die Kirche allerdings als »Basilica Apostolorum« angeführt. Daneben setzte sich der Titel »in vinculos« immer mehr durch. Die erste geschichtliche Erwähnung des Gotteshauses geht auf das Jahr 431 zurück, als ein Priester Philippus die Dekrete des Konzils zu Ephesus als »Philippus ecclesiae Apostolorum presbyter« unterzeichnete. Der Priester Philippus begann mit einer Restaurierung der Kirche. [...]
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