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Kultur
Valadier-Ausstellung in der Galleria Borghese

Unendlich Kleines und unendlich Großes

Unendlich Kleines und unendlich Großes
Im Saal gegenüber von Canovas Skulpur der Paolina Bonaparte: Die Venus Kallipygos von Valadier, Bronzeskulptur in Anlehnung an das römische Marmororiginal aus dem 1./2. Jahrhundert.
Von Christa Langen-Peduto

»Valadier. Pracht im Rom des 18. Jahrhunderts« lautet der Titel der Sonderausstellung in der Galleria Borghese, die noch bis zum 2. Februar zu sehen ist. Der Name erscheint geradezu untertrieben. Denn jetzt sind die ohnehin schönen Säle mit ihren herrlichen Bernini-, Caravaggio- und Canova-Werken zusätzlich angereichert um Gold- und Silberkunst, Bronzeskulpturen, kostbare Lampen und gar um einzigartiges Tafelgeschirr. Doch sie gehören unbedingt hierhin. Luigi Valadier (1726 bis 1785), Vater des noch berühmteren Architekten Giuseppe Valadier, war für die römische Fürstenfamilie Borghese sehr aktiv. Als Gold- und Silberschmied sowie auch Bronzeskulpteur hatte der Klassizist maßgeblich an der Innenausstattung dieser im 18. Jahrhundert erneuerten Villa mitgearbeitet. Die jetzige Schau mit 87 sorgfältig ausgewählten Ausstellungsstücken beweist aber auch, wie sehr der Meister damals schon im Ausland gefiel und damit mit seiner verschnörkelten Kunst für allerlei Ziergegenstände europaweit »in Mode« war. Sein Stil für »unendlich Kleines und unendlich Großes«, so Kuratorin und Museumsdirektorin Anna Coliva, habe zu Valadiers Zeit Europa dominiert und Rom damit »zum Zentrum der Welt« gemacht.

Zwei kostbare schwere Kronleuchter aus Silber und Bronze, 1764 von Valadier kreiert, sind erstmals seit ihrer Entstehungszeit in Valadiers Atelier nach Rom zurückgekehrt. Die monumentalen Lampen hängen sonst in der Kathedrale von Santiago de Compostela in Spanien. Sie sind aus Silber und vergoldeter Bronze. Nur mit Sponsorenhilfe einer bekannten römischen Modefirma war der teure Transport zu finanzieren, stellte die Kuratorin heraus. Aber auch seine Bronzestatue von Johannes dem Täufer aus dem Baptisterium der Lateranbasilika, für die Ausstellung eigens restauriert, hat ihren Platz, ebenso wie zahlreiche weitere Heiligenskulpturen in der Schau. Etliche Werke sind auch aus der Kathedrale von Monreale in Sizilien, wo Valadier den Hauptaltar dekoriert hatte.

Aus dem Louvre in Paris wurden Bronzeskulpturen geholt, die Kopien antiker Marmorwerke sind. Die »Venus Kallipygos« etwa leistet jetzt Canovas berühmter Skulptur von »Paolina Borghese-Bonaparte«, dargestellt als Venus im selben Saal, Gesellschaft. Aus Paris gekommen ist auch der »Kapitolinische Antinous«, Valadiers Bronzekopie des römischen Marmor-Jünglings, der einst in der Hadriansvilla in Tivoli gefunden wurde und jetzt zur Sammlung in den Kapitolinischen Museen Roms gehört. Zahlreiche Werke des Künstlers steuerten die Königlichen Sammlungen in Stockholm bei. Dazu zählen der »Gladiator Borghese«, Ariadne sowie sein Apoll aus vergoldeter Bronze. Besonders zierlich und prachtvoll ausgefeilt »Die drei Grazien, die eine Tasse stützen«, ebenfalls aus Stockholm. Der hübsche Ziergegenstand ist aus vergoldeter Bronze und Alabaster. Die Museumslandschaft Kassel stellte eine von Valadier gefertigte Bronzebüste des großen deutschen Antikenforschers Johann Joachim Winckelmann aus dem Jahre 1778 zur Verfügung. Gut herausgestellt ist natürlich auch die »Bacchusherme«, Statue aus Bronze und Alabaster, die in der Galleria Borghese zuhause ist und zur Ikone dieser Sonderschau erkoren wurde. [...]
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