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Kultur
San Giovanni Maria Vianney – Die Titelkirche von Kardinal Woelki

Blühende Pfarrei am Stadtrand

Blühende Pfarrei am Stadtrand
Erst 1990 war die Kirche der 1963 gegründeten Pfarrei in der Peripherie im Osten Roms fertig und wurde feierlich geweiht.
Von Bernhard Hülsebusch

Sie ist dem heiligen Pfarrer von Ars aus Südfrankreich gewidmet, ist aber die Titelkirche des deutschen Kardinals Rainer Maria Woelki: San Giovanni Maria Vianney. Das spirituelle und soziale Zentrum einer großen, lebhaften Pfarrei am römischen Stadtrand.

»Benvenuti!«, hieß es am Abend des 30. Juni 2012 im Gotteshaus San Giovanni Maria Vianney im römischen Stadtviertel Borghesiana, weit draußen an der östlichen Peripherie. Willkommen für einen hohen Gast: den Titelkardinal dieser modernen Kirche, Kardinal Rainer Maria Woelki, und seine Begleiter zu seiner ersten (und bisher einzigen) heiligen Messe in diesem Gotteshaus. Dass der Deutsche, damals Erzbischof von Berlin, Liturgie und Predigt komplett auf Italienisch hielt, gefiel den Pfarrei-Mitgliedern natürlich sehr.

Als Gastgeschenk überreichte eine junge Familie dem Purpurträger eine Stola und eine bestickte Palla für den Messkelch. Woelki revanchierte sich mit einer großen Kerze mit dem Wappen des Berliner Kardinals. Nach dem Gottesdienst lud die Gemeinde den Titelkardinal mit seiner Begleitung zum Abendessen in den Pfarrsaal. Durch die Zuweisung von San Giovanni Maria Vianney als Titelkirche an den neuen Kardinal Woelki und durch die erwähnte »Inbesitznahme« fiel ein Schlaglicht auf dieses – der deutschen Öffentlichkeit zuvor völlig unbekannte – Gotteshaus.

Er freue sich, sagte Kardinal Woelki an jenem denkwürdigen Junitag 2012, über die Entscheidung des Papstes hinsichtlich dieser Titelkirche und über die Begegnung mit der Gemeinde, die dem Pfarrer von Ars verbunden ist. Wer war jener heilige berühmte Priester?

Ein vorbildlicher Priester

Nun, Jean-Marie Vianney wurde 1786 in einem Dorf nahe von Lyon als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Starken Einfluss auf seine Kindheit und Jugend hatte die schroff kirchenfeindliche Französische Revolution: Seine Erstkommunion zum Beispiel empfing er nicht im Gotteshaus seines Ortes, sondern in einem Kornspeicher, im Rahmen einer klammheimlichen Messe. Als 17-Jähriger spürte er die Berufung zum Seelsorger, konnte aber erst später – unter größten Schwierigkeiten – die nötige Ausbildung beginnen. 1815 zum Priester geweiht, schickte man ihn 1818 nach Ars. Dort, so loben seine Biografen, »stärkte er durch mitreißende Predigten, durch das Gebet und seinen eigenen vorbildlichen Lebensstil all seine Pfarrkinder im Glauben«.

Vianney restaurierte seine Kirche, er gründete ein Waisenhaus und gewann hauptsächlich als Beichtvater derartiges Ansehen, dass dies auch Gläubige von weit außerhalb anlockte. Um nochmals seine Biografen zu zitieren: »Seine einzige Sorge war die Rettung der Seelen. In seinem Katechismus-Unterricht und seinen Predigten sprach er überzeugend von der Güte und Barmherzigkeit Gottes.« Schon bei seinem Tod 1859 rühmte man ihn als Vorbild, als das Modell eines wirklichen Seelsorgers. Deshalb ging der »Pfarrer von Ars« in die Kirchengeschichte ein. 1905 wurde er selig-, 1925 heiliggesprochen und bald darauf zum »Schutzpatron aller Pfarrer der Welt« erklärt.

Ein von dem Priester Luca Telese verfasster Essay spricht denn auch voller Verehrung über Jean-Marie Vianney: »In der Bescheidenheit seines Apostolats hat er sein Leben für die Sache Gottes hingegeben. Er hat die Probleme und die typischen Situationen eines Kirchenamtes erlebt, das in der Konkretheit des menschlichen und sozialen Lebens wurzelt. Tatsächlich liegt die Heiligkeit des Pfarrers von Ars in der Alltäglichkeit seiner unablässigen Seelsorge und dem konstanten Glauben an seinen ›bon Dieu‹ begründet.«

Kein Wunder, dass man diesem französischen Heiligen etliche Gotteshäuser – vor allem natürlich in seiner Heimat – weihte. So kam es schließlich auch in Rom zur Kirche »San Giovanni Maria Vianney«. Der Hintergrund? Um 1950 beschloss das Vikariat Rom, für die Gläubigen in dem damals Tor Forame (jetzt Borghesiana) genannten schnell wachsenden Stadtrandviertel ein neues Gemeindezentrum einzurichten. Zunächst als Filiale der Pfarrei Santa Maria della Fiducia. So geschah es denn auch 1952 durch die Errichtung einer kleinen Fertighauskirche. Priester des nahegelegenen Wallfahrtsortes Divino Amore feierten hier die heilige Messe und spendeten die Sakramente der Taufe und der Erstkommunion. [...]
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