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Kultur
Das Banner der Kirche und die Fahnen der Päpste

Metaphorischer Ausdruck der absoluten Macht Christi

Metaphorischer Ausdruck der absoluten Macht Christi
Ausschnitt aus dem Mosaik des Tricliniums beim Lateran: Kopie einer der ältesten Abbildungen des Banners der Kirche.
Die gelbweiße Fahne des Vatikans, geschmückt mit der dreifachen Papstkrone und den Schlüsseln Petri, ist ein vertrauter Anblick. Doch das auf der ganzen Welt bekannte Hoheitszeichen des Vatikanstaates ist nur ein Kapitel in der langen Geschichte der Fahnen, die in der Kirche und bei den Nachfolgern des Apostelfürsten in Gebrauch waren.

Fahnen sind bei den Päpsten seit alter Zeit in Gebrauch. Schon in den päpstlichen Prozessionen des ersten Jahrtausends wurden Stander und Banner mitgeführt. Über ihr Aussehen sind wir jedoch fast gar nicht informiert, und auch nicht darüber, für was sie eigentlich standen. Mit dem Beginn des 10. Jh.s tauchen Bezeichnungen wie »Fahne des hl. Petrus«, »Fahne des Apostolischen Stuhles«, »Fahne des Papstes« oder »Römische Fahne« auf. Die unterschiedlichen Benennungen lassen die Schwierigkeiten einer Zuordnung erahnen. Das älteste Fahnensymbol der Päpste dürften die Schlüssel Petri sein. Die Schlüssel sind »der metaphorische Ausdruck der absoluten Macht Christi, welche Petrus, seinem Statthalter auf Erden, übertragen wird als Primatialgewalt über die ganze Kirche«, so der 2003 verstorbene Erzbischof Bruno Heim, päpstlicher Diplomat und Heraldiker von Weltruf.

Im 10. Jh. führten die päpstlichen Truppen im Kampf gegen die Sarazenen ein Banner mit den Schlüsseln, die »Petrusfahne«, mit sich. Im Feldzug gegen die Normannen (1053) übergab der hl. Leo IX. (1049–1054) dem Heerführer die Petrusfahne, um darzulegen, daß er gewillt sei, auch in diesem Kriege die Autorität des Papsttums einzusetzen. Indem der Papst, wie beim Krieg gegen die Araber (1063), auch auswärtigen Fürsten die Petersfahne übergab, wurde er somit gleichzeitig auch zu deren Lehnsherr – »per vexillum Sedis Apostolicae investivit«. Aus dem Pontifikat Papst Innozenz’ III. (1198–1216) finden sich Belege für Fahnen, die außer den beiden Schlüsseln noch ein Kreuz aufweisen; Abbildungen in Manuskripten und auf Fresken zeigen ein großes weißes Kreuz auf rotem Grund, dazu in den Quadranten die ebenfalls weißen Schlüssel in wechselnder Zahl und Stellung.

Emblem der geistlichen Gewalt


Zu dieser Fahne merkte Carl Erdmann in seinem 1931 erschienenen Artikel »Das Wappen und die Fahne der Römischen Kirche« an: »Die Farbenzusammenstellung, das weiße Kreuz auf rotem Grund, ist kein Zufall. Denn das gleiche Abzeichen befand sich seit dem Ende des 12. Jh.s auf den Fahnen des Kaisers, mit denen er zu Felde zog und Belehnungen seiner Anhänger in Italien ausführte. Man nannte sie später die Fahne des Reiches schlechthin, im Unterschied zum Adler, der auch ein Reichsabzeichen war, aber vielleicht spezieller mit der Person des Kaisers zusammengehörte. Die Fahnen kaiserlicher und päpstlicher Truppen, die sich oft genug bekämpften, waren also in der Hauptsache gleich, nur daß die päpstlichen noch als weiteres Emblem die Schlüssel enthielten; das kann nicht ohne Absicht geschehen sein. Es gibt nur eine Erklärung: die Päpste, die dieses Abzeichen erst später führten als die Kaiser, haben die Reichsfahne übernommen, aber noch das Emblem ihrer geistlichen Gewalt hinzugefügt. … Die Papstfahne mit dem Kreuz und den Schlüsseln bringt den Gedanken der Zweischwertertheorie zum Ausdruck: die höchste geistliche und weltliche Gewalt liegt vereint in der Hand des Papstes.« Mit dem Übergang vom 13. zum 14. Jh. taucht ein weiteres Fahnenzeichen auf, das »conopaeum « – im deutschen Sprachraum oft als »Basilikenschirm« bezeichnet. Es ist ein Baldachin in der Form eines großen Zeltschirmes, der in Rom bei feierlichen Papstprozessionen mitgeführt wurde. Auf Fahnen wurde und wird das Conopaeum in der Regel rotgelb gestreift dargestellt. [...]
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