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Kultur

Wo Vergangenheit Zukunft hat

Wo Vergangenheit Zukunft hat
Der Gebäudekomplex des Campo Santo Teutonico von der Kuppel des Petersdoms aus gesehen.
Von Christa Langen-Peduto

Der »Campo Santo Teutonico«, der uralte deutsche Friedhof auf Vatikanboden, ist vielen Pilgern und Touristen ein Begriff. Der angrenzende Gebäudekomplex, im Friedhofsnamen eingeschlossen, hat einen weniger hohen Bekanntheitsgrad. Diesen teilen sich gleich drei Institutionen: das Päpstliche Deutsche Priesterkolleg, die Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Mutter Gottes und das Wissenschaftszentrum Römisches Institut der Görres-Gesellschaft (RIGG), von dem dieser Text handelt.

Es bestehe eine »engagierte, liberale Zusammenarbeit«, die der Profilierung aller drei Institutionen zugutekomme, stellt RIGG-Leiter Msgr. Prof. Dr. Stefan Heid heraus: »Der Campo Santo Teutonico ist ein in hohem Maß idealer Ort: Nur wer für ihn lebt und pulsiert, wird viel bewirken und reich belohnt.« Was sich natürlich nicht auf den stillen Friedhof mit seinen Jahrhunderte alten Gräbern bezieht, sondern darauf, was in dem Gebäudekomplex passiert.

Vielseitige Aufgabenbereiche

Professor Heid, Kirchenhistoriker und christlicher Archäologe, auch Rektor des Päpstlichen Instituts für Christliche Archäologie, »lebt und pulsiert« für diesen Campo Santo Teutonico seit 1996. Der Institutsleiter hat kürzlich einen rund 250 Seiten langen bebilderten Tätigkeitsbericht für die Zeit von 2011 bis 2021 vorgelegt, erschienen im Schnell und Steiner Verlag. Er dokumentiert gründlich die vielseitige Aktivität des RIGG. In Zeiten von Internet, Webseiten, Instagram und YouTube ist diese stark gewachsen. »Wo Vergangenheit Zukunft hat«, so heißt es auch gleich eingangs auf der lebendig gestalteten Webseite https://www.goerres-gesellschaftrom.de/it/ des Instituts. Der Aufgabenbereich umfasst christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte auf der Grundlage der Archive und Bibliotheken des Vatikans, Roms und Italiens. Das Institut bietet Forschern dieser Fachrichtungen die Gelegenheit zur Nutzung seiner Bibliothek, zu Vorträgen und wissenschaftlichen Publikationen. Allein 25 wissenschaftliche Tagungen gab es dort in den letzten zehn Jahren, Tagungen, zu denen Teilnehmer von weither anreisten und die ein internationales Echo in sozialen Medien und Bücherdokumentationen fanden. Professor Heid: »Mit Abstand die erfolgreichste Tagung, die wir am Campo Santo gemacht haben, war die zum Vatikan und dem Zweiten Weltkrieg. Das Buch zur Tagung wurde dann auch sehr stark verkauft, daran sieht man, wie das eingeschlagen ist. Eine zweite Tagung, die auch sehr erfolgreich war, hatte zum Thema Petrus und Paulus in Rom.«

Wie breit das Themenspektrum war, zeigt schon ein Blick auf die Tagungstitel. Der Untergang des Kirchenstaates und Solidaritätsaktionen aus Rheinland und Westfalen 1859-1870; Roms Liturgiereformen von Trient bis zum Vaticanum II; »Latinity in the post-classical World«; Vatikan und die »Rassendebatte« in der Zwischenkriegszeit; Rom bei Nacht: Eine Kulturgeschichte von Traum und Schlaf im spätrömischen Reich; Zwischen Kronen und Nationen – Die zentraleuropäischen Priesterkollegien in Rom vom Risorgimento bis zum Zweiten Weltkrieg. Auf all diese Tagungen geht der Tätigkeitsbericht ausführlich ein und wird so auch zu einer Quelle für Forscher, die die jeweiligen Themen vertiefen wollen. Etliche Referate davon sind auch in der wertvollen Römischen Quartalschrift veröffentlicht, die das Institut mit Aufsätzen zu wissenschaftlichen Teilbereichen herausgibt.

Die öffentlichen Vorträge, in der Regel jeweils am letzten Samstag im Monat, ziehen je nach Thema auch ein weniger spezifisches Fachpublikum an. Einige Titel: Deutsche Protestanten erforschen das frühchristliche Kleinasien; Böser Kaiser – guter Kaiser: Friedrich I. Barbarossa aus italienischer Sicht in Kunst und Kultur; Europa ohne Gott? Die Religionspolitik der Europäischen Union; Die Schlüssel zum Himmel: Reliquien des Apostelfürsten als Zeugnis fürs Petrusamt; Das Schwalbennest am Riesendom, Baugeschichte des Campo Santo Teutonico in Bildern. Professor Heid: »Die Redner spreche ich von mir aus an, in Rücksprache mit den Mitarbeitern. Die Referenten und Themen sollen in jeder Hinsicht gut gemischt sein, das heißt eine große Bandbreite von Themen, überwiegend aus dem Bereich der (Kirchen-) Geschichte, und zwar von der Antike bis zur Gegenwart. Dabei möglichst immer auch Kunstgeschichte oder ein Vortrag, der mit dem Campo Santo Teutonico zu tun hat. Wichtig ist, dass die Themen interessant und die Redner wirklich kompetent sind – und gut reden können.« [...]
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