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Kultur
Zum Jubiläum der Ankunft der Slawenapostel Kyrill und Method im Großmährischen Reich vor 1.500 Jahren

Kultureller Quantensprung durch die Mission zweier Glaubensboten

Kultureller Quantensprung durch die Mission zweier Glaubensboten
Mosaik mit den hll. Kyrill und Method in San Clemente in Rom, wo sich das Grab von Kyrill befindet.
Von Stefan Samerski

In Deutschland, vor allem aber in Tschechien und der Slowakei, wird in diesem Jahr der Ankunft der Slawenapostel Kyrill und Method im Großmährischen Reich vor 1150 Jahren gedacht. Dieses Datum ist auch unmittelbar mit der deutschen Kirchengeschichte verknüpft, obgleich sich diese nicht auf slawische Traditionen beruft. Dennoch ist das Wirken der beiden Brüder mittel- und unmittelbar mit der süddeutschen Region verbunden. In zahlreichen Ländern Osteuropas, besonders des Balkans und der Orthodoxie, werden Kyrill und Method dagegen nicht nur als Glaubensboten sondern auch als Kulturträger ersten Ranges verehrt: Auf sie geht das Kirchenslawisch und das kyrillische Alphabet zurück, dessen Namensgeber sie sind.


Das Großmährische Reich, das im 9. Jahrhundert im Wesentlichen westslawische Stämme im heutigen Mähren und der Slowakei erfasste, war über iroschottische, fränkische und baierische Missionare mit dem Christentum in Kontakt gekommen. Im Jahre 831 hatte es unter der Regierung des Fürsten Mojmír (830-846) offiziell das Christentum angenommen, obgleich im Land noch heidnische Praktiken, Tempel und zahlreiche Ungetaufte anzutreffen waren. Die von Westen kommenden Missionswellen, vor allem aus Passau und Salzburg, hatten zwar etliche Steinkirchen hinterlassen, es war ihnen aber nicht gelungen, die Bevölkerung flächendeckend für den christlichen Glauben zu gewinnen, da sie vor allem deren slawisches Idiom nicht sprachen.

Mojmírs Neffe und Nachfolger Rastislav (846-870) strebte eine vom Westen unabhängige kirchliche Verwaltung an, die besonders der Aufsicht der baierischen Bischöfe entzogen war. Sein Ziel war die Errichtung eines eigenen, unabhängigen Erzbistums. Rastislav ersuchte daher 862 Papst Nikolaus I. (858-867) um Entsendung von Lehrern der slawischen Sprache, die den Boden einer nachfolgenden kirchlich-administrativen Verselbständigung ebnen sollten. Der Papst zögerte jedoch, da er sich bewusst war, dass seine Entscheidung politische Folgen haben würde. Da Rastislav aus Rom keine rasche Antwort erhielt, wandte er sich mit derselben Bitte an den byzantinischen Kaiser Michael III. (842-867), dem die Bitte sehr gelegen kam – hoffte er doch, Großmähren als Verbündeten gegen die Franken und Bulgaren gewinnen zu können. Die kaiserliche Wahl fiel auf zwei Brüder aus Thessaloniki: Konstantin und Michael.

Beide entstammten der Familie eines hohen kaiserlichen Beamten. Der ältere Bruder wurde um 815 geboren und auf den Namen Michael getauft; Method war sein späterer Ordensname. Der jüngere Konstantin (späterer Ordensname Kyrill) erblickte das Licht der Welt etwa ein Jahrzehnt später, um 826/27. Die politische Tradition ihrer Familie bestimmte sie zu einem aktiven Leben in Gesellschaft und Staat. Michael stieg bis zum Gouverneur einer Grenzprovinz auf, wahrscheinlich in der Strymongegend, wo sehr viele Slawen lebten. Da auch in ihrer Geburtsstadt ein Teil der Bevölkerung Slawisch sprach, war den Brüdern dieses Idiom nicht fremd. Während der politisch-militärischen Wirren auf dem Balkan und am kaiserlichen Hof gab Michael seinen Posten auf und begab sich in ein Kloster auf dem Berg Olymp (Vorgänger des heutigen Athos), wo er bis 860 blieb. Dort nahm er den Ordensnamen Method an. [...]
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