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Die Region Latium mit ihren verborgenen Schätzen

Anagni – Papst Bonifaz VIII. und seine Stadt

Anagni – Papst Bonifaz VIII. und seine Stadt
Ein Blick in die berühmte Krypta der Kathedrale von Anagni.
Anagni liegt etwa 50 km südöstlich von Rom über dem Tal des Sacco, durch das eine alte Verbindung von Rom nach Kampanien (Neapel) führt. Es war zusammen mit den benachbarten Städten Ferentino, Veroli und Alatri Sitz des altitalischen Volkes der Herniker, das im Zuge der römischen Expansion um 300 v. Chr. unterworfen wurde. Die Erinnerung an dieses untergegangene Volk wird vor allem durch die erdbebensicheren Zyklopenmauern wachgehalten, mit denen es seine Städte umgab. Besonders eindrucksvoll bieten diese sich noch in Alatri dar.

Der erste nachweisbare Bischof von Anagni unterschrieb 487 die Beschlüsse eines römischen Konzils. Die örtliche Überlieferung lässt die Kirche von Anagni dagegen mit Bischof Magnus von Fondi beginnen, der unter Kaiser Decius um die Mitte des 3. Jahrhunderts als Märtyrer gestorben sein soll und dessen Gebeine später vor den Sarazenen aus dem küstennahen Fondi in die Bergstadt Anagni gerettet wurden. Diese Translation gehört zu den eindrucksvollen Themen der Fresken in der Domkrypta. Anagni kam im 8. Jahrhundert zum Patrimonium Petri, dem späteren Kirchenstaat. Als Papststadt wird es bezeichnet, weil in dem strategisch günstig gelegenen und klimatisch angenehmen Ort ebenso wie in Viterbo, Orvieto und Perugia im 13. Jahrhundert zeitweise Päpste residierten. Damals war die päpstliche Herrschaft über die oft von Adelskämpfen erschütterte Stadt Rom noch nicht gefestigt. Aus Anagni stammen aber auch drei Päpste, und zwar Gregor IX. (1227–41), der große Förderer des hl. Franziskus und seiner Bewegung, Alexander IV. (1254–61) und Bonifaz VIII. (1294– 1303).

Das bedeutendste Monument Anagnis ist die 1074 bis 1104 an der Stelle der antiken Akropolis entstandene und im 13. Jahrhundert weiter ausgestattete Kathedrale »Santa Maria«. Ihr frei stehender Kampanile wurde mehrfach erneuert. Ihre Fassade ist mit wenigen Skulpturen und Spolien geschmückt. Eindrucksvoll sind die sich südlich anschließende Benediktionsloggia mit der Sitzfigur Bonifaz’ VIII., ferner der hoch aufragende Chor. Den schönsten Schmuck des Innenraumes bildet die reiche Kosmatenarbeit an Fußboden und Chorschranken, ferner Altarbaldachin, Osterleuchter und Bischofsthron. Die feierliche, von vielen Klerikern gestaltete mittelalterliche Liturgie konnte sich hier prachtvoll entfalten.

Bekannter Freskenschmuck und wertvoller Schatz

Noch bekannter ist die Kathedrale freilich wegen des Freskenschmuckes ihrer Krypta und wegen ihres Schatzes. Die gereinigten und wieder in farbiger Pracht strahlenden Malereien aus dem 13. Jahrhundert füllen alle sieben Schiffe der Krypta aus. Sie behandeln die Erlösungsbedürftigkeit der Welt, den Alten Bund mit besonderer Berücksichtigung der Bundeslade, ferner die Apokalypse und schließlich Geschichten von Heiligen, besonders des hl. Magnus. Der alttestamentlichen Bundeslade sind die fünf mittleren Deckenfelder gewidmet. Die Bundeslade war nach Ex 25,10–22 und 37,1–9 eine auf Weisung des Mose angefertigte Truhe aus goldüberzogenem Akazienholz mit seitlichen Tragestangen und zwei goldenen Cherubim auf dem Deckel. Sie enthielt die Gesetzestafeln (Zehn Gebote) und nach einer allerdings sehr viel späteren Tradition auch ein Gefäß mit Manna und den Stab Aarons. Die Bundeslade wurde im Allerheiligsten der Stiftshütte und später des Salomonischen Tempels aufbewahrt. Die Bundeslade war das Zeichen der Gegenwart Gottes, der selbst entsprechend dem israelitischen Bilderverbot nicht dargestellt werden durfte. Die Bildlosigkeit war ja für Israel im Gegensatz zu den altorientalischen Religionen charakteristisch. Zeichen der helfenden Gegenwart Gottes war vielmehr sein Wort. [...]
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