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Kultur
Das Mosaik von Santa Pudenziana

Die Gottesstadt

Die Gottesstadt
Das unter Papst Innozenz I. (401–417) entstandene Mosaik gehört zu den ältesten christlichen Mosaiken Roms.
Das Mosaik von Santa Pudenziana ist ein beeindruckendes Glaubenszeugnis aus dramatischer Zeit. Nach der Zerstörung Roms rangen die Menschen um eine Erklärung, warum Gott diese Katastrophe nicht verhindert hat. Ein Gelehrter wie der heilige Augustinus griff in die Diskussion mit seiner theologischen Abhandlung Vom Gottesstaat ein. Die Menschen der römischen Suburra blickten hingegen auf die Stadt Jerusalem, wo das Heil Christi seinen Ausgang genommen hatte und wo, der biblischen Verheißung gemäß, alles seine Vollendung findet.

Von Msgr. Winfried König, Leiter der deutschsprachigen Sektion im vatikanischen Staatssekretariat


Es war nach achthundert Jahren das erste Mal, dass Rom von einem feindlichen Heer erobert wurde. Am 24. August 410 drangen die Westgoten unter Alarich in die Ewige Stadt ein, misshandelten die Bewohner, plünderten Häuser und Kirchen, rissen die Statuen am Forum nieder und steckten ganze Stadtviertel in Brand. Mehrere Wochen schon hatten sie Rom belagert und von jeder Versorgung abgeschnitten. Sie hatten sogar die Wasserleitungen unterbrochen. In der Stadt breitete sich die Cholera aus. So kam es, dass die entkräftete Bevölkerung schließlich nachgab und den Angreifern die Tore öffnete. Der spanische Priester Orosius (gestorben um 418) behauptete in seiner Historia contra paganos, dass sich die Westgoten relativ gesittet verhalten hätten und zum Beispiel das Kirchenasyl respektiert hätten: Eine Römerin hätte ihnen klargemacht, dass etwa das kostbare Altargerät von Sankt Peter ausschließlich für einen höheren Zweck, nämlich für den Gottesdienst, bestimmt sei. Daraufhin wären die Kreuze und Kelche aus dem Haus der Patrizierin in feierlicher Prozession in die Basilika überführt worden. Orosius’ Geschichtswerk scheint allerdings starke apologetische Züge zu tragen, um der noch heidnischen Elite entgegenzutreten, die den Christen vorhielt, dass die Niederlage Roms eine direkte Folge der Unterdrückung der heidnischen Kulte gewesen wäre.

Katastrophe der Zerstörung

Orosius argumentierte dagegen, dass die heidnischen Zeiten noch viel schlimmer gewesen wären und die Taten der Westgoten in keinem Vergleich etwa zu dem Brand Roms unter Nero stünden. Andere Autoren waren da ganz anderer Ansicht. Hieronymus beklagte in Briefen und in seinem Kommentar zum Propheten Ezechiel die Katastrophe der Zerstörung Roms und den Tod vieler Menschen. »Die Stimme versagt mir und während ich diktiere, unterbrechen Seufzer meine Worte«, liest man im Prolog zu seinem Ezechiel-Kommentar. Rom, das Haupt des Reiches, wäre abgeschlagen und damit das »glänzende Licht« über dem ganzen Erdkreis erloschen. Andere Zeitgenossen berichteten, dass weite Teile des Aventin- und des Caelius-Hügels völlig niedergebrannt gewesen seien.

Aus der alten Papstchronik Liber pontificalis erfahren wir von Reparaturarbeiten an Kirchen, die offenbar durch die Westgoten beschädigt worden waren. So zum Beispiel eine von Papst Julius I. (337-352) in Auftrag gegebene Basilika, der Vorgängerbau von Santa Maria in Trastevere, die nach der »gotischen Feuersbrunst« von Papst Cölestin I. (422-432) neu geweiht wurde. [...]
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