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Kultur

Die »Stadt des Wassers« – Archäologischer Schatz beim Trevi-Brunnen

Die »Stadt des Wassers« – Archäologischer Schatz beim Trevi-Brunnen
Große Teile des Gebäudes sind noch gut erhalten.
Von Bernhard Hülsebusch

Die Adresse klingt sympathisch und einladend: Vicolo del Puttarello 25. Denn an einer Häuserfassade dieser winzigen Gasse – nur einen Katzenspung vom berühmten, vielbesuchten Trevi-Brunnen entfernt – war einst der Lockenkopf eines kleinen Engels, einer Putte, angebracht. »Cineteca Nazionale. Sala Alberto Sordi« steht dort über der Tür zu einem Essay-Filmtheater. Und darunter »Area Archeologica Trevi«.

Wie das? Ein Kino – und zugleich eine Ausgrabungsstätte? Ja, der Eingang führt in der Tat zu beiden kulturellen Attraktionen. Geradeaus zum Kinosaal, und die Treppe hinab in die »Unterwelt«. Weil man das Areal mit bedeutenden Resten der Antike eben bei der 1999 begonnenen Restrukturierung des Filmtheaters entdeckte. Und zwar in bzw. unter einem Gebäude, das dem großen Fleischkonzern Cremonini gehört. Vom Mäzen Cremonini unterstützt, machten sich Experten der »Soprintendenza Archeologica«, der römischen Archäologiebehörde, ans Werk.

Was die von Antonio Insalaco geleiteten Grabungen ans Licht brachten, ist aufschlussreich und sehenswert. In seinem Buch mit dem (übersetzten) Titel Die Stadt des Wassers. Unterirdische Archäologie beim Trevi-Brunnen schreibt Insalaco: »Im prächtigen Rahmen des Aquädukts ›Virgo‹ [Jungfrau], von dem sich ja der Name ›Stadt des Wassers‹ ableitet, können die Besucher einen umfangreichen Baukomplex aus der Kaiserzeit besichtigen. Vor allem ein Wohngebäude, das aus mehreren Räumen bestand und von imposanten Mauern umgeben war. In dem vor Ort eigens eingerichteten Museumsbereich kann man außerdem Mosaiken aus polychromem Marmor sowie Statuen und kunstvolle Marmordekorationen bewundern.«

Wo lag im Rom der frühen Kaiserzeit das erwähnte Anwesen? Nun, Augustus hatte die Stadt in 14 sogenannte Regionen eingeteilt. Wir befinden uns in der 7. Region rund um die »Via Lata«, die der heutigen Hauptstraße Via del Corso entspricht. Konkret: Im Stadtviertel Vicus Caprarius – so benannt, weil es auch hier, wie in anderen Zonen der Stadt, einen der Göttin Juno Caprotina gewidmeten Weihaltar gab.

Die Architektur in dieser 7. Region wurde stark durch das schon erwähnte Aquädukt »Vergine« oder Virgo beeinflusst, das der Konsul Marcus Agrippa im Jahr 19 v. Chr. zur Versorgung der von ihm erbauten Thermen nahe dem Pantheon hatte anlegen lassen. Den merkwürdigen Namen (auf Deutsch: Jungfrau) erhielt das Aquädukt wahrscheinlich wegen der besonderen Reinheit seines Wassers. Da die Aqua Virgo hauptsächlich unterirdisch verlief, überstand sie die häufigen Angriffe der Barbaren ohne große Schäden. Bis heute versorgt sie vor allem den Trevi-Brunnen aus dem 18. sowie den ebenso berühmten Vier-Ströme-Brunnen auf der Piazza Navona aus dem 17. Jahrhundert.

Und just dies Aquädukt speiste auch in dem hier beschriebenen altrömischen Haus die Zisterne, die 123 n. Chr. aus zwei zu dem Gebäudekomplex gehörenden Geschäften entstand. Eine Zisterne mit einer Kapazität von 150 000 Litern Wasser – sowohl für den privaten wie auch für den öffentlichen Bedarf der Umgebung. Und insofern nicht nur eine Besonderheit dieses Anwesens, sondern (wie es in Insalacos Buch heißt) auch ein Beweis dafür, welche Perfektion die römischen Wasserbau-Ingenieure bereits vor 2000 Jahren erreichten. Das erwähnte Wohngebäude entstand vermutlich nach dem berüchtigten, von Kaiser Nero im Jahr 64 n. Chr. entzündeten Brand Roms. Und zwar als insula, als Mietshaus für einfache, nicht wohlhabende Römer. Das Gebäude war ungefähr 12 Meter hoch und bestand aus drei Stockwerken. Die gut erhaltene Treppe sollte zum zweiten Stockwerk führen. [...]
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