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Kultur
Die libanesische Nationalkirche San Marone

Ein Stück Orient in Rom

Ein Stück Orient in Rom
Blick in den Innenraum des Gotteshauses.
Sie liegt unauffällig in dem relativ neuen Stadtviertel rund um die Prachtstraße Via Veneto: Die Nationalkirche der Libanesen in Rom, San Marone. Zusammen mit einem fast 500 Jahre alten Priesterkolleg bezeugt sie die Eigenart der mit dem Papst unierten Ostkirche der Maroniten.

Von Bernhard Hülsebusch

Wer den Libanon nicht aus eigener Erfahrung kennt und am Schreibtisch mit dem Computer Informationen über das Zedernland im Jahr 2019 sammelt, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Schon der Umstand, dass die Republik am Ostrand des Mittelmeers kleiner ist als etwa Thüringen, aber gut doppelt so viele Einwohner hat (knapp sechs Millionen), fällt auf. Höchst ungewöhnlich ist die politisch-kirchliche Situation dieses ehemaligen französischen Mandatsgebiets. Denn nirgends sonst gibt es auf engstem Raum gleich ein Dutzend unterschiedlicher religiöser Gruppierungen, also einen so ausgeprägten religiösen Pluralismus.

Traditionsreiche Ostkirche

Mehr noch: Aufgrund eines bei Erreichen der Unabhängigkeit 1943 geschlossenen »Nationalen Pakts«, der den späteren, jahrelangen Bürgerkrieg überlebt hat und noch immer gilt, besteht im Libanon ein geradezu einzigartiges Gleichgewicht zwischen Moslems und (überwiegend katholischen) Christen. Und zwar in der politischen Führung wie auch im Parlament und den Spitzenbehörden. Als Staatsoberhaupt amtiert demnach stets ein Christ, als Regierungschef hingegen ein sunnitischer, als Parlamentspräsident ein schiitischer Moslem. In der Tat ist der Libanon der einzige Staat in der muslimisch dominierten Nahost-Region, in der die Katholiken eine Rolle in der Politik wie auch im öffentlichen Leben spielen. Mit »Katholiken« sind jene der mit Rom unierten orientalischen Kirchen gemeint. Und die wichtigste dieser Kirchen sui iuris, um die sich eine eigene Kongregation des Vatikans kümmert, ist die Maronitische Kirche. Sie zählt im Libanon schätzungsweise 800.000, in der Diaspora – namentlich in Nord- und Lateinamerika – weitere 2,5 Millionen Mitglieder.

Namensgeber der Maroniten war der heilige Maron (oder Marun) von Beit, der an der Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert nahe dem Fluss Orontes als Eremit in Syrien lebte. Als er einen Heidentempel fand, so wird berichtet, »machte er diesen zu seinem Oratorium und widmete sich voll und ganz Gott«. Er gründete Klöster und bildete Priester in Syrien sowie im Libanon aus. Sein Fest wird am 9. Februar gefeiert, besonders natürlich im Libanon. Im institutionellen Sinn entstand die maronitische Kirche im Jahr 687, als die betreffenden Gläubigen im Libanon den heiligen Johannes Maron zu ihrem ersten Patriarchen wählten. [...]
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